Funkausstellung

Hauptsache vernetzt – Das sind die zehn Trends der Ifa 2014

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Jürgen Stüber

Foto: Sony

Die Berliner Funkausstellung war noch nie so smart wie in diesem Jahr. Mit dem Internet vernetzt ist nahezu alles, was uns umgibt: Fernseher, Haushaltsgeräte, Kleidungsstücke und Accessoires.

Noch nie war die Internationale Funkausstellung (Ifa) so smart wie in diesem Jahr. Dieses englische Wort bedeutet „Mit dem Internet vernetzt“. Smart ist nahezu alles geworden, was uns umgibt: Fernseher, Haushaltsgeräte, Kleidungsstücke und Accessoires. Selbst unsere Städte werden smart. Neben dem Trend zur Vernetzung zeigt die Ifa technologische Neuheiten wie Fernsehen in vierfacher HD-Qualität. Ferner setzen die Hersteller vor allem im Haushaltsbereich auf energiesparende Geräte sowie auf Lifestyle. Die weltgrößte Messe für Unterhaltungselektronik beginnt am 5. September in Berlin. Die Morgenpost stellt zehn Ifa-Trends vor.

Ultrascharfe Fernsehbilder

Die neue Generation der Fernseher besitzt drei Eigenschaften: Sie ist vernetzt – idealerweise mit eingebautem Wlan-Modul –, sie zeigt Bilder in vierfacher HD-Qualität (Jargon: UHD oder 4K) und sie hat einen gewölbten Bildschirm in der Form einer Kinoleinwand. Einziges Problem: Fernsehanstalten strahlen Filmmaterial nicht in dieser hochauflösenden Qualität aus. Das dürfte auch noch Jahre dauern. Alle Augen richten sich deshalb auf den für Mitte September geplanten Start von „Netflix“, ein Dienstleister für abrufbare Videos, der Gerüchten zufolge mit dem schnellen Videoformat experimentiert. Abrufvideos kommen per Internet ins Haus und erfordern für UHD eine schnelle Datenleitung. Für den deutschen Anbieter „Watchever“ ist das noch kein Thema. Wer UHD sehen will, muss vorerst entsprechend aufbereitete BluRay-Discs einwerfen.

Smartphones ohne Plastikoptik

Lenovo (Halle 18/104) macht auf Apple und lädt mit einem Rätsel zur Pressekonferenz: „Wir können auch nichts sagen“, steht auf der Einladung, die einen Lutscher mit dem Aufdruck VibeX2 zeigt. Folglich dürften die Chinesen einen Nachfolger des Smartphones VibeX im Gepäck haben. Vielleicht mit neuer Version des Betriebssystems Android, die Lollipop heißen könnte. Acer (Halle 12, 101) ist da gesprächiger. Jade Plus heißt das neue superdünne Smartphone mit leicht gebogenem Fünf-Zoll-Bildschirm und Vier-Kern-Prozessor. Gut, dass Acer auch einen großen Akku mit einem Speichervermögen von 2,1 Amperestunden eingebaut hat. Samsung (CityCube B, 101) hat das iPhone in absoluten Zahlen zwar längst überrundet, kämpft aber immer noch gegen das Plastik-Image. Deshalb wird nun Modell Alpha ins Rennen geschickt – mit Metallgehäuse.

Federleichte Tablets

Die Tablets – tragbare, flache Rechner mit berührungsempfindlichem Bildschirm – werden immer dünner und lassen sich auf einer Fingerkuppe balancieren, wie Samsung mit einem gigantischen Poster glauben machen will. Um das zu beweisen, hat der Elektronikkonzern eine 1000 Quadratmeter große Lichtinstallation an der Ecke Joachimstaler und Hardenbergstraße anbringen lassen, auf der das neue TabS präsentiert wird (Foto). 30 LED-Spots, -Fluter und LED-Bars lassen das Plakat dreidimensional erscheinen. Neben dem neuen TabS dürfte Samsung das Hybridgerät Note4 auf der Ifa präsentieren – halb Tablet, halb Telefon mit einem Display von knapp sechs Zoll.

Fitness-Assistenten fürs Handgelenk

Smarte Fitness-Assistenten fürs Handgelenk haben inzwischen Bildschirme erhalten und nennen sich Smartwatch. Sie sehen auch nicht mehr wie Taucherausrüstungen oder Astronautenwerkzeuge aus. Die französische Firma Withings machte im Juni 2014 mit der in der Schweiz gefertigten Uhr Activité den Anfang, jetzt legt Samsung mit der Gear S nach. Activité synchronisiert sich mit der Gesundheitsapp Health Mate, die persönliche Aktivitätspläne entwerfen kann, zählt Schritte, Schwimmbewegungen, misst die Schlafdauer und reagiert auf Antippen. Auf dem Display wird neben der Uhrzeit der Aktivitätsgrad von 0 bis 100 angezeigt – mehr nicht. Gear 2 ist dagegen ein Smartphone am Handgelenk mit Mobilfunkchip, GPS-Satellitenortung, Zweizolldisplay. Es bietet Echtzeitfußgängernavigation mit Karten von Here (Nokia), ist Fitnesstracker und bietet Funktionen wie Nike Running.

Digitale Helfer zur Gesundheitsvorsorge

Das Internet wird zu einem immer wichtigeren Begleiter bei der Gesundheitsvorsorge und in der Krankenpflege. Intelligente Sensoren messen Gewicht, Blutdruck, Puls, Bewegung, Blutzucker und andere Werte. Sie werden im Internet gespeichert. Das hilft nicht nur sportlichen Menschen, die ihre Leistungen selbst vermessen wollen. Die Werte können auch von Arzt oder Pflegepersonen aus der Ferne kontrolliert werden, was Zeit und Geld spart. Digitale Gesundheitsprodukte zeigen unter anderem Beurer (Halle 4.1/205), Withings (Halle 9, 307) oder Medisana (Halle 6.1/117).

Wärme und Kälte auf Knopfdruck

Im Jahr 2010 war Nest noch eine kleine Garagenfirma in Palo Alto (Kalifornien). Tony Fadell und Matt Rogers wollten den Heizungsthermostat neu erfinden, ihn mit dem Netz verbinden und damit Energie sparen. Anfang 2014 kaufte Google die Firma für 3,2 Milliarden Dollar (2,4 Milliarden Euro). Wenn Rogers jetzt einer der Hauptredner des Kongresses am Rande der Ifa ist, so zeigt das, welche Bedeutung das Thema erhalten hat. Das Haus der Zukunft ist vernetzt. Auch das Münchner Unternehmen Tado (Halle 11.1/16) hat eine Smartphone-App entwickelt, welche die Raumtemperatur anpasst, wenn der Bewohner das Haus verlässt und die Heizung oder Klimaanlage startet, wenn er wieder auf dem Nachhauseweg ist.

Lebensart dank feinster Technik

Loewe war stets der Inbegriff von Luxus-Unterhaltungselektronik Made in Germany. Nach der Insolvenz ist das Traditionsunternehmen jetzt mit der neuen Produktlinie Art auf der Ifa präsent (Halle 6.2/201). Überhaupt: Lifestyleprodukte sind angesagt, zum Beispiel auch in der Philips-Halle (Halle 22/101), wo der iPad-gesteuerte Kaffeeautomat Gran Baristo Avanti von Saeco vorgestellt wird. Edelstahl-Küchen-Hightech, wie die insbesondere bei professionellen Köchen beliebten Dampfgarer, wird in den Hallen eins bis zehn gezeigt.

Schöner Wohnen mit neuer Technik

Musik- und Lichteffekte beim Öffnen des Wasserventils in der Dusche, Fernsteuerung von Jalousien und Leuchten: Das sind Szenarien für smartes Wohnen nach Konzepten der Firma Digitalstrom. Die Technologie vernetzt sämtliche Geräte im Haushalt über die bestehenden Stromleitungen durch kleine, intelligente Lüsterklemmen. Sie enthalten einen Chip, der vom Computer oder Smartphone aus konfiguriert werden kann. Allerdings ist das Vergnügen nicht ganz billig: Die Umrüstung einer Vierzimmerwohnung kostet nach Unternehmensangaben 3500 Euro. (Halle 11.1, Stand 9)

Roboter säubern die Wohnung

Vor einigen Jahren galt die Firma iRobot (Halle 6.1/119) noch als Exot auf der Funkausstellung – nicht zuletzt wegen der Herkunft des Unternehmens aus der Militärtechnik. Die amerikanische Firma hatte sich zunächst als Spezialist für Minenräumroboter einen Namen gemacht. Inzwischen ist das Unternehmen aber auch in friedlicher Mission unterwegs. Die Roboter saugen unter den heimischen Sofas Staub und Krümel, finden ihre Ladestationen wieder und erkennen Stufen. Roboter haben inzwischen einen festen Platz im Ifa-Angebot. Mehr als ein halbes Dutzend Unternehmen ist in diesem Sektor unterwegs.

Energieeffiziente Haushaltshilfen

21 Prozent der Kühlschränke, 16 Prozent der Geschirrspüler und 15 Prozent der Waschmaschinen in Deutschland sind älter als zehn Jahre, so eine Studie des Ifa-Veranstalters GFU (Gesellschaft zur Förderung der Unterhaltungselektronik). Der Energieverbrauch der Geräte ist altersentsprechend hoch. Hier schaffen Neuheiten Abhilfe: etwa ein Wäschetrockner mit eingebauter Wärmepumpe, der nach Angaben des Herstellers AEG gegenüber einem Gerät mit Effizienzklasse A 40 Prozent Energie spart. Auch bei den Staubsaugern scheint der Wettlauf um hohe Watt-Zahlen ein Ende zu haben. Ebenfalls AEG präsentiert mit dem UltraOne Quattro ein Gerät mit einem 800-Watt-Motor und (nach Herstellerangaben) der Saugleistung eines herkömmlichen 2000-Watt-Modells.