Trotz des Insolvenzantrags für die Getgoods.de Vertriebs GmbH Frankfurt (Oder) geht die Arbeit des Onlinehändlers weiter. Die Online-Shops bleiben geöffnet, wie das Büro des vorläufigen Insolvenzverwalters Rüdiger Wienberg am Freitag mitteilte. Nach Angaben des Amtsgerichts Frankfurt (Oder) ist der Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bisher nur für die Vertriebsfirma eingegangen.
Die Insolvenzanmeldung habe keinen Einfluss auf das laufende Geschäft, sagte Wienberg. Mit Blick auf die Kunden betonte er: „Die Online-Shops bleiben wie gewohnt geöffnet, neue Bestellungen werden zuverlässig ausgeliefert.“ Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.
Wienberg ist derzeit dabei, sich ein genaues Bild von der Lage des Unternehmens zu machen. „Getgoods ist ein gut eingeführtes Unternehmen in einem Wachstumsmarkt“, sagte er. „Insofern sehe ich durchaus Chancen für eine Sanierung.“
Für die Getgoods.de AG Frankfurt (Oder) liege kein Antrag vor, sagte die Gerichtssprecherin. Die Firma mit rund 200 Mitarbeitern ist zahlungsunfähig. Wienberg will sie nach eigenen Angaben nach Möglichkeit fortführen und sanieren.
Am Donnerstag war die Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens bekannt geworden. Zuvor seien Gespräche mit Investoren erfolglos geblieben, teilte das Unternehmen mit. Nach Medienberichten soll Getgoods unter anderem mit dem Handelskonzern Metro verhandelt haben. Die Suche nach einem Investor werde fortgeführt. Der Internethändler beschäftigt nach eigenen Angaben insgesamt 220 Mitarbeiter, 170 davon in Frankfurt (Oder).
Getgoods wuchs rasend schnell
Das 2007 gegründete Getgoods war einer der schnellwachsenden Internethändler in Deutschland. Das Unternehmen wollte bis zum Jahresende rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz erreichen. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei rund 402 Millionen Euro. Getgoods betreibt verschiedene Internetplattformen wie getgoods.de und handyshop.de, über die Smartphones, Notebooks und Tablets verkauft werden, dazu Unterhaltungselektronik und Haushaltselektronik. Das Unternehmen ist überdies in den Handel mit Freizeit- und Baumarktartikeln eingestiegen.
Wachstum und Zukäufe mit Anleihen finanziert
In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen zudem kleinere Onlinehändler zugekauft darunter den Shoppingclub Pauldirekt und 004 Trading, das früher T-Online-Shops der Telekom betrieben hat. Um das schnelle Wachstum und die Zukäufe zu finanzieren, hat das Unternehmen seit dem Herbst 2012 Anleihen im Gesamtwert von 60 Millionen Euro platziert, zuletzt im Oktober eine Tranche über 20 Millionen Euro, vorwiegend bei Investoren im Ausland.
Im Frühjahr hatte zudem ein bislang ungenannter "institutioneller Investor" rund zwölf Millionen Euro in Getgoods investiert. Spekulationen, dass es sich bei dem Investor um den Mitgründer der zum Metro-Konzern gehörenden Elektronik-Kette Media-Saturn, Erich Kellerhals, handelt, wurden nicht bestätigt. Seitdem halten sich allerdings die Marktgerüchte über einen Einstieg der Metro. Wie Getgoods-Chef Markus Rockstädt-Mies der in Frankfurt (Oder) erscheinende „Märkischen Oderzeitung“ sagte, laufe die Investorensuche trotz des Insolvenzverfahrens weiter. „Dazu gab und gibt es hoffnungsvolle Gespräche.“ Details nannte er nicht.
Gründe, warum das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit gerutscht ist, wurden am Donnerstag nicht genannt. Möglich, dass das Unternehmen die für spätestens Samstag anstehende Zahlung von vereinbarten Quartalszinsen für die Anleihen nicht aufbringen konnte.
Getgoods widersprach angeblichen Kreditschwierigkeiten
Zuletzt hatte das Unternehmen versucht, bei seinen Anlegern mit Wachstumsmeldungen zu punkten. Für das dritte Quartal hatte Getgoods ein Umsatzplus von 81 Prozent gemeldet und für das Jahresende einen Gewinn avisiert. Meldungen, wonach Getgoods in Kreditschwierigkeiten stecke, hatte Rockstädt-Mies im Oktober heftig widersprochen. Damals war bekannt geworden, dass Getgoods in zähen Verhandlungen mit dem Kreditversicherer Euler Hermes steckt.
Gezündet haben die vermeintlich guten Nachrichten nicht. Mittwochabend erreichte die Aktie das Niveau eines Pennystocks.
Das Internet-Unternehmen ist auch Sport-Finanzier. Es ist etwa Haupt- und Trikotsponsor des Deutschen Handball-Bundes, der gelassen auf die Insolvenz reagierte. „Wir haben die Meldung gelesen, aber wir warten jetzt in Ruhe die weitere Entwicklung ab, denn für uns zählen nur handfeste Fakten“, sagte DHB-Präsident Bernhard Bauer am Donnerstag.
„Die Zahlungen kamen immer pünktlich“
getgoods.de unterstützt auch den Fußballverein Arminia Bielefeld. Ein Arminia-Sprecher sagte, bis jetzt sei die Zusammenarbeit vorbildlich gewesen. „Die Zahlungen kamen immer pünktlich.“ Die neue Situation treffe den Club völlig unvorbereitet. „Wir dachten sogar, das Unternehmen würde expandieren.“ Der Vertrag mit getgoods.de war auf drei Jahre ausgerichtet und sollte am 30. Juni 2014 enden. Dem Vernehmen nach soll Arminia mit 500.000 Euro pro Jahr unterstützt worden sein.
Der Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), Martin Wilke (parteilos), sprach von keiner guten Nachricht für die Kommune. „Wir sind aber guter Hoffnung, dass sich das Blatt noch zum Guten wenden wird“, sagte er.