Auf Clipticker.com sind Spots zu sehen, die es meist nicht ins Fernsehen schaffen. Zu streng seien die Vorschriften der auftraggebenden Firmen, zu konservativ ihr Unternehmensbild, sagen die Gründer.
Die strahlende Hausfrau mit Putzmittel in der Hand, der glückliche Hund vor einem gefüllten Napf, die harmonische Großfamilie vor dem dampfenden Tiefkühlgericht – sie alle kann kaum einer mehr sehen. Schon gar nicht, wenn sie wieder die liebste Fernsehsendung unterbrechen. Bei Werbung schalten die meisten entweder um oder verlassen den Raum, um in der Zwischenzeit etwas Sinnvolles zu tun.
Nicht so Thorsten Wellmann und Jens Hoffmann. Die beiden Berliner lieben Werbung. Und sind damit ihrer Ansicht nach auch nicht allein. Denn Werbung, so die Unternehmer, sei nicht gleich Werbung. Deshalb haben sie die Online-Plattform Clipticker gegründet. Auf der Seite präsentierten sie ausgesuchte Werbeclips. Die Spots sind nach Genre sortierbar. Mache glänzen durch ihre atemberaubenden Bilder, andere durch ihre Musik oder bestimmte Prominente, die ein Produkt vorstellen.
„Es gibt gute Werbung“, sagt Wellmann, „wesentlich mehr als man denkt.“ Dabei ist „gut“ eigentlich kein Wort, das der Unternehmensgründer benutzt. Er spricht von „unterhaltsamen Clips“, oder einem „gelungenen Artwork in der Werbung“. Gut und schlecht, diese Bewertung will ein Profi gar nicht vornehmen. Das ist er. Thorsten Wellmann hat über zehn Jahre lang Werbung gemacht, hat als studierter Betriebswirt für Werbeagenturen gearbeitet, selber mehrere Clips und einen Kinospot produziert.
Die anspruchsvollen Werbefilme, die aufregenden Bilder würden es meist nicht ins Fernsehen schaffen, erzählt er. Zu streng seien die Vorschriften der auftraggebenden Firmen, zu konservativ ihr Unternehmensbild. Trotzdem gibt es schöne Werbung. Jeder hat den einen oder anderen Clip gesehen, der ihn zum Lachen gebracht hat, Songs gehört, die ihn berührt haben, oder einen derart markigen Spruch in Erinnerung behalten, dass der Name einer Firma für immer mit diesem verbunden sein wird.
Mehr als 500 Filme
Diese Werbung soll auf Clipticker.com gesammelt werden. Inzwischen sind es über 500 kurze Clips, die die beiden Gründer zusammengetragen haben. Mehr als 150.000 Menschen haben ihre Seite bereits besucht. Es geht vor allem darum, sie zu unterhalten. Daher schafft es auch nicht jede beliebige Werbung in die Sammlung von Clipticker. Clips, die die meisten aus der Werbepause kennen, sind hier nicht zu finden. Dafür bietet die Seite auch die Chance ein paar etwas längere Werbefilme zu sehen. Schließlich verfügt kaum eine Firma über das Budget einen zweiminütigen Werbespot im Fernsehen laufen zu lassen.
Einen „digitalen Schaufensterbummel“ will das Start-up so erreichen. Schließlich will gute Werbung nicht nur Spaß machen, sondern dem Zuschauer auch darüber informieren, was es an neuen Produkten zu kaufen gibt. Clipticker funktioniert bereits in zwei Ländern. Sowohl in Deutschland als auch in den USA präsentiert die Seite ausschließlich Werbung für Produkte, die in der jeweiligen Nation auch käuflich erhältlich sind.
Clips von renommierten Markenfirmen sind auf der Seite genauso zu finden wie die filmischen Werbeanfänge junger Firmen. Robert Pattinsons neuesten Werbeeinsatz für Dior kann man auf Clipticker genauso sehen, wie die ersten Spots des Berliner Start-ups Coffee-Circle.
„Good Clips. Good Brands“ ist das Motto von clipticker.com. Das impliziert natürlich, dass hinter guter Werbung auch stets ein gutes Produkt steht. „Ein bisschen stimmt das auch“, sagt Thorsten Wellmann. „Wer sich auf Clipticker umschaut, stellt fest, dass viele der Spots Produkte aus dem Premiumsegment thematisieren.“ Irgendwann soll es dann soweit sein, dass es einer Auszeichnung gleichkommt, seine Werbung auf Clipticker zu sehen. ,Wir machen ausgezeichnete Werbung’, hieße das für eine Firma. Und dass sie über ein Spitzen-Produkt verfügt.
Nutzer unterhalten und Werbung machen
Das Start-up will seine Nutzer unterhalten, will Werbung machen für Werbung, aber auch dem eigentlichen Zweck der kurzen Filme gerecht werden. Wer begeistert von der Hintergrundmusik eines Spots ist, kann sich diese sofort herunterladen, aber vor allem findet sich neben jedem Video ein Link, der den Besucher, sobald ihn ein Produkt besonders interessiert, auf die Seite des Herstellers weiterleitet. Damit wollen die Männer hinter Clipticker Geld verdienen. Für eine bestimmte Anzahl weitergeleiteter potenzieller Kunden sollen die Gründer dann einen festgelegten Betrag von den Firmen hinter den Clips erhalten. Zumindest irgendwann. Denn bis jetzt ist die 2011 gegründete Firme noch in der Startphase.
„Die Crux an so einem Start-up ist auf jeden Fall, dein Produkt zum richtigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit zu bringen“, sagt Wellmann. Im Falle von Clipticker ist dieser Zeitpunkt gekommen. „Zwischendurch gab es schon Phasen, an denen es nicht so richtig weiterging“, kommentiert Hoffmann die letzten zwei Jahre. Immerhin: Sie mussten nicht nach Finanziers suchen. Nach Jahren in verschiedenen Jobs konnten sie Clipticker.com komplett aus eigener Tasche finanzieren. „Auch wenn es Spaß macht, daran zu arbeiten, wäre es deswegen schön, wenn die Arbeit sich langsam auszahlen würde.“ Damit das passiert, müssen die Beiden in nächster Zeit vor allem eines machen: Werbung.