Tripjoker.de ist ein Start-up aus Berlin-Kreuzberg, das Mitgliedern günstige Reisen anbietet. Das Portal funktioniert wie ein Shoppingclub. Der Handel für Insider mit sogenannten privaten Verkäufen boomt.
Es klingt wie die nächste gute Idee eines der vielen, kaum noch zählbaren jungen deutschen, Startup-Unternehmen. Und die Zutaten passen auf den ersten Blick ja auch: Berlin, Kreuzberg, Hinterhof, Fabriketage. Internet. Doch in diesem Fall hat sich niemand um Venture Capital gekümmert, ist kein Investor überzeugt worden, in die Sache groß einzusteigen. Hier, bei „tripjoker.de“, ist alles handgestrickt und organisch gewachsen. Mit Bedacht, viel technischem und fachlichem Know-how und jahrelanger Erfahrung eines beständigen Teams.
Für den sich selbst so bezeichnenden „Wellness Entrepreneur & Internet Junkie“ Roland Fricke ist „tripjoker.de“ letztendlich nur die logische Konsequenz, die technisch smarte Weiterentwicklung. Fricke, 46 Jahre alt, ist mit dem Wellnessreise-Veranstalter „beauty24“ seit zwölf Jahren am Markt. Beauty24 ist online und offline einer der größten Veranstalter und Mittler für exklusive Beauty- und Wellnessreisen in Deutschland, das Portfolio umfasst rund 8000 Wohlfühlprogramme in mehr als 650 Hotels.
In der Vergangenheit hat der Berliner Internet-Unternehmer reichlich Erfahrungen auf dem Hotelsektor, aber auch im Onlinegeschäft, im TV- und Direktverkauf gesammelt. Er weiß nach eigenen Angaben, was Urlauber wünschen, was „geht“ – und was Ladenhüter sind.
Jetzt hat er „tripjoker.de powered by beauty24 GmbH“ gelauncht, einen neuen Internet-Shoppingclub „für exklusive Reisen zu attraktiven Rabatt-Preisen“. Ohne Beauty24 hätte es Tripjoker nicht gegeben, gibt Fricke, der mit zwei anderen Gesellschaftern eine Hinterhof-Fabriketage in Berlin-Kreuzberg belegt, unumwunden zu. „Die gesamte technische Plattform basiert ja auf dem, was wir hier schon haben.“
Pionier in Deutschland
Fricke wundert sich fast selbst, dass es einen Reise-Shoppingclub im größerem Stile auf dem deutschen Markt noch nicht gab. Die Idee von Tripjoker: „Das Modell Shoppingclub mit einem ausgewählten, aber hochexklusiven Angebot und besonderen Rabatten wird auf den Reisemarkt übertragen.“
Sogenannte „Flash Sales“ oder „Private Sales“ sind für Konsumgüter wie etwa Mode, Technik, Möbel oder Wein längst der Renner. Entsprechende Portale wie etwa Brands4Friends, Limango, Vente-Privee oder Pauldirekt haben Millionen Mitglieder, die sich von den regelmäßigen, manchmal gar täglichen Offerten inspirieren lassen und mit ansprechenden Preisnachlässen ausgiebig shoppen. Wahrscheinlich sogar mehr als sie ursprünglich wollten. Ist ja alles so schön günstig. Hintergrund sind stark reduzierte Warenkontingente, mit denen Marken kurzfristig und elegant ihre Bestände zurückfahren können – ohne draußen in der Öffentlichkeit ihre Preispolitik ersichtlich zu machen. Schließlich soll der reguläre Handel ja keinen Schaden nehmen.
„Wir sehen hier einen riesigen Bedarf für die Hotellerie, kurzfristig Vakanzen abzusetzen“, sagt Roland Fricke. Doch ein reiner „same day deal“-Vermittler oder Lastminute-Verticker will und soll tripjoker.de nicht sein. Und auch das Couponing, das zwar aufgrund satter Rabatte bei Usern beliebt, aber im Endeffekt nicht immer zufriedenstellend ist (da manchmal mehr Gutscheine verkauft werden, als es überhaupt Kontingente gibt), lehnt der Berliner für seinen Shoppingclub ab.
Gebucht wird direkt zum freien Termin und sichtbaren Preis. „Zum Konzept ‚Flash Sale’ addieren wir die Idee des ‚Curated Shopping’“, erläutert der Mittvierziger. „Unser kompetentes Reiseteam wählt nur besondere Angebote aus. Wir kennen den Markt lang genug, um attraktive Pakete zusammenzustellen.“
Sonderangebote Nur für registrierte „Insider“
Im europäsichen Ausland, etwa in Frankreich oder Großbritannien, gibt es bereits große Reiseclub-Portale (wie beispielsweise Voyage-Privé, Secret Escapes oder Club Privé Vacances).
Ihm geht es bei seinem jüngsten „Baby“ um den Klubgedanken. Tripjoker soll diejenigen registrierten „Insider“ ansprechen, die sich inspirieren lassen wollen, die neue Reiseideen vorfinden wollen – das sei schließlich die Motivation der Kunden. Auch hier gibt es eine Parallelität zur Muttergesellschaft Beauty24: „Wir wollen reisefreudige Menschen an uns binden und sie für Reiseideen begeistern, die sie so nicht selbst erdacht haben“, sagt Fricke. „Wir verhandeln für den Kunden gute Preise für Ziele, in denen wir selbst gern Urlaub machen würden.“
Um die Kunden zu umgarnen, legt Frickes Team beim neuen Portal Wert auf großzügige Optik mit vielen Fotos, auf ausführliche Texte und ansprechende Anmutung. Der Interessierte sieht den tatsächlichen Preis für ausgewählte Termine und kann direkt buchen. Je nach Reiseland und -preis variiert die Bedenkzeit, jene Karenz, in der der Newsletter-Empfänger das Angebot überdenken oder bei individueller Anreise sich auch erst mal um Flüge kümmern kann.
Zehn ausgewählte Reisen pro Woche
Wer dem Klub noch nicht beigetreten ist (dafür ist im ersten Schritt lediglich eine E-Mail-Adresse notwendig), sieht zunächst nur das Hotelangebot und den möglichen Preisnachlass im Prozent. Den eigentlichen Preis, Verfügbarkeit und Buchungszeitraum erfahren hingegen nur Mitglieder. Lediglich zehn ausgewählte Reisen sind bei Tripjoker derzeit pro Woche im Angebot, acht davon wechseln im Wochenrhythmus – donnerstags und sonntags werden die Mitglieder per Newsletter mit den neuen Offerten bedacht. Maximal 25 Angebote pro Woche will Roland Fricke seinen Mitgliedern zumuten.
Klar ist, dass die Kontingente für das einzelne Angebot je nach Hotel, Saison und Wochentag variieren. Manche Tripjoker-Deals lassen sich auch noch für Termine in einem halben Jahr realisieren, andere gelten nur in den kommenden vier bis acht Wochen. Das Portal will dem Kunden den bestmöglichen Preis geben, die Gesellschaft verhandelt die Konditionen direkt und beobachtet auch auf Metasuchmaschinen die Preise.
Aktuell sind etwa Hotelaufenthalte in Mecklenburg-Vorpommern (etwa drei Tage im Ostseeheilbad Ahlbeck auf Usedom), Brandenburg (drei Tage auf Schloss Bantikow) oder eine Woche auf Mauritius (50 Prozent Nachlass im St. Regis Resort mit Halbpension) buchbar.
Und richtige Pauschalreisen? Auch die soll es bald geben – aus der Schmiede von Beauty24, wo technisch und rechtlich alles zusammenläuft.