Das Berliner Software-Unternehmen NumberFour AG des früheren Yahoo-Managers Marco Börries erhält ein Investment in Höhe von 38 Millionen US-Dollar (29 Millionen Euro). Dabei handelt es sich um die europaweit seit Jahren größte Start-up-Finanzierung in einer ersten Runde. Börries erhält das Geld noch vor dem Launch eines Produkts.
Angeführt wird die Finanzierungsrunde von Mike Volpi, Partner von Index Ventures (Genf, London). Beteiligt sind ferner die Investment-Bank Allen&Co (New York) und T-Venture, die Wagniskapitaltochter der Deutschen Telekom. Auch Andreas von Bechtolsheim, Mitgründer von Sun Microsystems und einer der ersten Investoren in Google, Jerry Yang (Ex-CEO Yahoo), Skype- und Xing-Investor Klaus Hommels sowie Xing-Gründer Lars Hinrichs gehören zu den Geldgebern.
„NumberFour entwickelt eine Geschäftsplattform, die Werkzeuge für Produktivität, Kommunikation, Verkauf, Produktion, Auftragswesen, Vertrieb, Reservierung und Finanzwesen anbietet“, heißt es in einer Mitteilung. Was sich genau hinter dem Projekt verbirgt, bleibt nach der Bekanntgabe des Investments unklar. Auch Börries’ Sprecher Bernd Scheibe will „nicht über ungelegte Eier sprechen“. Die Software soll kleinen Unternehmen die Möglichkeit geben, alle anfallenden Prozesse in ihrer Firma von jedem Gerät (PC, Tablet, Smartphone) aus zu bedienen. „Wir wollen da noch nicht konkreter werden“, sagte Scheibe.
Der deutsche Bill Gates
Das Unternehmen beschreibt den Markt für sein angekündigtes Produkt mit mehr 200 Millionen Geschäften weltweit. Marco Börries erklärt: „Mir ist es ein tiefes Anliegen, kleine Unternehmen wettbewerbsfähiger und erfolgreicher zu machen. Als Gründer von vier Unternehmen weiß ich, wie anstrengend und zugleich lohnend das sein kann.“
Börries gilt als eine der interessantesten Akteure der deutschen Start-up-Szene. Ein Blog nannte ihn „den deutschen Bill Gates“. Seine Entwickler-Karriere begann in einer Garage in Lüneburg, wo er 1985 das Programm Star Writer entwickelte, aus dem später StarOffice wurde. Das Unternehmen Star Division wurde 1999 an Sun Microsystems verkauft, wo die Software zum Programm Open Office weiterentwickelt wurde. Danach erfand Börries die Homebanking-Software StarMoney.
Kleine Firmen konkurrenzfähig machen
Von 2001 an entwickelte er die Plattform Yahoo Go in seiner Firma VerdiSoft, die er 2005 an Yahoo verkaufte, wo Börries bis 2009 im Vorstand tätig war. Yahoo Go war eine App, mit der Handynutzer Mails senden und Fotos hochladen konnten. Sie hatte eine Karten- und Suchfunktion. Man konnte Börsenkurse und Nachrichten lesen – ein Smartphone-Vorläufer. Danach gründete Börries die NumberFour AG, sein viertes Unternehmen, das an der Schönhauser Allee in Berlin ansässig ist. Weitere Büros sind in Hamburg und Palo Alto (Kalifornien).
„Technologisch gesehen sind kleine Unternehmen der unterversorgteste Markt überhaupt. Durch NumberFour werden sie mit großen Firmen mithalten können“, erklärte Mike Volpi. „NumberFour kombiniert ein großes Marktpotenzial, Skalierbarkeit und Leidenschaft zusammen mit der kraftvollen und akribischen Führung durch einen der besten und erfahrensten Unternehmer“, beschreibt Klaus Hommels das Unternehmen.
Xing-Gründer sieht millardenschwere Chance
Und Lars Hinrichs erklärt: „NumberFour hat das Potenzial zur führenden Software für kleine Unternehmen, eine milliardenschwere Chance. Marco Börries hat mehrmals bewiesen, dass er große Ideen umsetzen kann.“