Berlin. „Warum habt ihr denn Bibeln?“, werden Elli Breitenbach und Brigitte Geselle manchmal von erstaunten Kunden gefragt, die nicht um den Schwerpunkt des Kreuzberger „Bilder-Buch-Ladens“ wissen. Andere wiederum, die speziell wegen der großen Auswahl an christlicher Literatur für Kinder herkommen, wundern sich schon mal, dass auch Bücher wie „Die kleine Hexe“ im Regal stehen. Für die beiden Betreiberinnen ist das kein Widerspruch. „Wir sind Christinnen“, sagt Inhaberin Elli Breitenbach, „und zugleich legen wir Wert auf ein vielfältiges Sortiment“.
Kürzlich haben die beiden Frauen mal das ganze Schaufenster mit mehr als 50 verschiedenen Kinderbibeln gestaltet – von Bilderbibeln mit harten Pappseiten für die ganz Kleinen über Wimmelbibeln bis hin zu künstlerisch gestalteten Kinderbibeln mit minimalistisch gezeichneten Bildern. Anders als beim Original des Buches aller Bücher unterscheiden sich die Kinderbibeln in ihrem Textanteil erheblich – je nachdem auch, ob sie als Vorlesebuch oder zum Selbstlesen konzipiert sind. „Oft werden die Kinderbibeln aber nach ihren Illustrationen ausgewählt“, sagt Elli Breitenbach.
Meist sind es Eltern, die ein hübsches Exemplar für ihren Nachwuchs suchen, zudem zählen Kirchengemeinden oder Religionslehrer zur Kundschaft des „Bilder-Buch-Ladens“. Vielfach würden Kinderbibeln auch als Taufgeschenk gekauft, erzählt die 41-Jährige und nimmt die „Alle-Kinder-Bibel“ vom Verkaufstisch in der Ladenmitte. Die sei gerade erst erschienen und gefalle ihr außerordentlich gut. Das Buch, das schon auf dem Cover Kinder unterschiedlicher Hautfarbe zeigt, sei sehr vielfaltsensibel editiert.
Noch mehr besondere Läden in Berlin:
- Bogenschießen in Berlin – ein faszinierendes Hobby
- Hier gibt es alles für den Nachwuchs
- Nähen lernen in Berlin: Hier gibt es mehr als Kurse
Für die Beratung nehmen sich die beiden Inhaberinnen viel Zeit
Außer den Bibeln gibt es im Bilderbuchladen eine breite Palette christlicher Sekundärliteratur für Kinder. Das reicht von Büchern, in denen verschiedene Religionen erklärt werden, bis zu Bänden, in denen die Legende des heiligen Christophorus oder die Lebensgeschichte des Franz von Assisi erzählt wird. Darüber hinaus sind Bilderbücher zu Themen wie Trennung oder Umzug im Sortiment sowie Bücher, die sich mit dem Sterben befassen.
„Tod und Trauer sind auf dem Bilderbuchsektor längst kein Tabu mehr“, sagt Elli Breitenbach. Die Bücher zu diesem Thema würden einerseits versuchen, Kindern den Abschied begreiflich zu machen. „Sie helfen aber auch den Erwachsenen, die in ihrer Trauer vielleicht gerade nicht die richtigen Worte finden, wenn das Kind fragt, ob denn der Opa nicht mehr wiederkomme.“ Elli Breitenbach, Brigitte Geselle und ihr Team nehmen sich viel Zeit, um die Kundschaft bei der Wahl der passenden Literatur zu unterstützen. Wer mag, kann in der kleinen Sitzecke Platz nehmen und in aller Ruhe in den Büchern blättern.
Der „Bilder-Buch-Laden“ war übrigens nicht von Anfang an ein Geschäft für Kinderbücher. Aus der Anfangszeit im Jahr 1985 stammt eigentlich nur noch der Name – seinerzeit bewusst mit Bindestrichen geschrieben, weil ein Studentenpaar hier eigene Bilder sowie antiquarische Bücher verkaufte. Im hinteren Raum bot der Verein „Starthilfe 85“, eine soziale Initiative im Kiez, Hausaufgabenhilfe und Deutschkurse an. Als sich der Verein 2007 auflöste, übernahm die Berliner Stadtmission die Trägerschaft. Über die Jahre etablierte sich die Einrichtung als Buchladen, immer mehr Kinder- und speziell Bilderbücher füllten die Regale. Als sich 2018 auch die Stadtmission zurückzog, wagten Elli Breitenbach und die heute 69-jährige Brigitte Geselle, die zuvor als Angestellte im Laden tätig waren, den Schritt in die Selbstständigkeit.
„Ganz schön mutig“, hörten sie seinerzeit nicht selten im Freundeskreis. „Aber wir kamen uns gar nicht so mutig vor“, erinnert sich die heutige Inhaberin Breitenbach. „Wir sind beide Optimistinnen und haben das unternehmerische Risiko gern auf uns genommen.“ Zudem habe man den Laden zu sehr fairen Konditionen übernehmen können. Als frisch gebackene Geschäftsfrauen hatten sie die Möglichkeit, dem Laden ein neues, ein anderes Profil zu geben. Doch das wollten sie nicht. Aus Überzeugung behielten sie die bisherige Ausrichtung bei. Und mit ihrem besonderen Fokus auf Kinderbibeln haben sie damit auch ein gewisses Alleinstellungsmerkmal.
Bilder-Buch-Laden Zossener Str. 6, Kreuzberg, Mo.–Fr. 10–18.30 Uhr, Sbd. 10–18 Uhr, Tel. 691 10 80, www.bilder-buch-laden.de
Auswahl besonderer Buchhandlungen in Berlin
- Krumulus Buchhandlung, Galerie und Druckwerkstatt für Kinder, Südstern 4, Kreuzberg, Geöffnet Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr, Telefon 25 05 11 40, www.krumulus.com
- Geistesblüten Belletristik, Kunst und Kultur, Kinder- und Jugendbücher, Walter-Benjamin-Pl. 2, Charlottenburg, Tel. 49 96 17 92, Mo.–Fr. 11–18 Uhr, Sbd. 11–16 Uhr, www.geistesblueten.com
- pro qm Thematische Buchhandlung zu Stadt, Politik, Pop, Ökonomiekritik, Architektur, Design, Kunst & Theorie, fachspezifische Lesungen Almstadtstr. 48–50, Mitte, Tel. 24 72 85 20, Mo.-Sbd. 11–19 Uhr, www.pro-qm.de
- Uslar & Rai Zeitgenössische Belletristik, Schönhauser Allee 43, Prenzlauer Berg, Tel. 48 49 23 70, Mo.–Sbd. 10–19 Uhr, www.uslarundrai.de
- Bücherbogen Architektur, Kunst, Foto, Design, Film, Savignyplatz, Stadtbahnbogen 593, Charlottenburg, Tel. 31 86 95 11, Mo.–Sbd. 11–19 Uhr, www.buecherbogen.com
- Chatwins Rund ums Reisen, Romanen. Goltzstraße 40, Schöneberg, Mo.–Fr. 10–18 Uhr, Sbd. 10–16 Uhr, www.chatwins.de
- Zauberberg Literatur unabhängiger Verlage, Bundesallee 133, Schöneberg, Tel. 56 73 90 91, Mo.–Fr. 10–19 Uhr, Sbd. 9–18 Uhr