Der Berliner Senat prüft eine Verlängerung der S-Bahnlinie 5 zum Falkenhagener Feld. Das geht aus einer schriftlichen Anfrage des Abgeordneten Stefan Gelbhaar (Grüne) hervor. Mit 36.000 Einwohnern gehört der Spandauer Ortsteil zu den größten Siedlungsgebieten im Westen Berlins. Bislang wird er allerdings nur mit Bussen erschlossen. „Das Falkenhagener Feld hat sich sehr entwickelt. Eine Anbindung mit der S-Bahn wäre absolut sinnvoll“, sagt Gelbhaar.
Möglich wäre ein Ausbau der S5 vom Bahnhof Spandau aus um zwei bis drei Haltestellen. Welche genau, ist noch offen. Viele Spandauer pendeln in die Innenstadt, der Bedarf nach Optionen fernab des Individualverkehrs ist groß. Bei Experten stößt das Vorgehen des Senats auf Zustimmung. „Eine S-Bahn zum Falkenhagener Feld lohnt einer Prüfung“, sagt Jens Wieseke vom Fahrgastverband Igeb. „Die Wirtschaftlichkeit ist sicher vorhanden.“ Die Igeb fordert einen Zehn-Minuten-Takt für die Verbindung. Auch aus Kreisen des S-Bahn-Betreibers Deutsche Bahn kommen positive Signale.
Trasse ist schon vorhanden
Ein Vorteil der Verlängerung: Im Gebiet zwischen dem Bahnhof Spandau und dem Falkenhagener Feld verläuft bereits eine Trasse. Sie gehört den Havelländischen Eisenbahn AG (Hvle), bislang wird sie nur für Güterverkehr genutzt. Dass die Trasse auch von der S-Bahn genutzt wird, scheint möglich. Die Gespräche mit dem Senat liefen, man offen für diese Option, heißt es bei den Havelländischen Eisenbahnen.
Die Igeb präsentierte bereits 2008 mehrere mögliche Streckenführungen, eine davon sah auch die Nutzung der Hvle-Trasse vor. Mit S-Bahnhöfen an der Nauener Straße, der Seegefelder Straße und an der Falkenseer Chaussee. Rechtlich interessant an dieser Strecke sei, dass erstmals in Berlin eine S-Bahn regelmäßig auf einer nicht zur Deutschen Bahn gehörenden Trasse verkehren würde, so die Igeb. Eine Realisierung sollte dies aber nicht behindern. Der Fahrgastverband bezieht sich auf eine Studie der Technischen Universität Berlin, laut der die Trassierung auch technisch möglich sei.
Eine Verlängerung der S5 wird bereits seit vielen Jahren diskutiert – und das Falkenhagener Feld könnte von dieser Diskussion nun profitieren. Der Verlierer heißt dagegen derzeit Falkensee. Denn ursprünglich sollte die S5 in die brandenburgische Gemeinde führen – so, wie es vor der Mauerteilung der Fall war. Im Einigungsvertrag von 1990 war festgeschrieben, dass der Bund den Wiederaufbau des S-Bahn-Netzes Stand 1961 finanziert.
Bund würde S5 nach Falkensee nur zu 60 Prozent bezahlen
Doch der Senat hat seine S5-Planungen auf das Stadtgebiet begrenzt. Denn Brandenburg spielt nicht mit: Eine S-Bahn nach Falkensee ist im Verkehrsplan von 2013 bis 2017 nicht vorgesehen. Dabei hatte eine Nutzen-Kosten-Analyse von 2008 dem Projekt Rentabilität bescheinigt. Doch die Variante, dass der Regionalverkehr aus Nauen in Falkensee endet und die Fahrgäste in die S-Bahn umsteigen, wurde vom Bund wegen „negativer verkehrlicher Wirkungen“ abgelehnt.
In Brandenburg wollte man lieber ein zusätzliches Regionalbahngleis von Nauen bis Berlin. Ob das den in Zukunft noch stärker mit dem Fern- und Güterverkehr konkurrierenden Regionalverkehr entlastet, ist fraglich. Und: „Der Bund wird bestimmt kein drittes Gleis ausschließlich für den Regionalverkehr finanzieren, wie er es für die S-Bahn getan hätte“, sagt Wieseke.
Der Bund würde eine S5 nach Falkensee nur zu 60 Prozent finanzieren. Das Geld für den Wiederaufbau der durch die Mauer unterbrochenen S-Bahn-Strecken ist inzwischen verbaut. Den Vorwurf, die Mittel nicht rechtzeitig abgeschöpft zu haben, müssen sich Brandenburg und Berlin gefallen lassen. „Der Senat hat leider geschlafen“, sagt Gelbhaar und fordert, dass bei einer S-Bahn ins Falkenhagener Feld die Option Falkensee am Bahnhof Spandau nicht „verbaut“ wird. Das wäre laut Igeb machbar. Für ein weiteres Regionalbahngleis wäre dann aber kein Platz mehr.