Schlechte Luft in Berlin: Der Feinstaubwert stieg nach Behördenangaben an drei Straßen in diesem Jahr bereits an mehr als 30 Tagen über die EU-Grenzwerte. Und das trotz Umweltzone.

An einigen Straßen der Hauptstadt ist die Berliner Luft besonders schlecht. Denn dort ist die Feinstaub-Belastung nach vier Monaten bereits am Anschlag: An mehreren Messstellen sind die Jahresgrenzwerte für die winzigen Partikel in der Luft fast erreicht – in Neukölln an der Silbersteinstraße und an der Karl-Marx-Straße sowie an der Frankfurter Alle in Friedrichshain, teilte das Umweltbundesamt am Dienstag mit.

Nach den EU-Grenzwerten dürfen die Messwerte nur an 35 Tagen im Jahr höher liegen als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In Berlin sind an allen drei Messstellen von diesem „Jahresbudget“ bereits mehr als 30 Tage verbraucht, an der Silbersteinstraße sogar schon 33. Nach Stuttgart sind das die höchsten Messwerte in Deutschland. Als eine Hauptursache gilt der Straßenverkehr.

Feinstaub ist eine Gesundheitsgefahr, weil die kleinen Teilchen durch Nase und Luftröhre in den Körper gelangen. Dort können sie zu Entzündungen, im extremen Fall bis zum Herzinfarkt oder Lungenkrebs führen. Um Feinstaub entgegenzuwirken hat Berlin bereits eine Umweltzone eingeführt, in die nur Autos mit geeigneten Abgasfiltern fahren dürfen.

„Ein Recht auf saubere Luft“

„Der Senat muss seiner Ankündigungspolitik im Luftreinhalteplan endlich Taten folgen lassen“, forderte die Grünen-Abgeordnete Silke Gebel. Auch Baumaschinen und Schiffe müssten mit Dieselruß-Filtern nachgerüstet werden. „Die Menschen in unserer Stadt haben einen Recht auf saubere Luft“, ergänzte Gebel. „Das können sie notfalls auch einklagen.“

Dass die Feinstaubwerte in Deutschland zwischen Januar und April anstiegen, sei allerdings nicht ungewöhnlich, sagte Arno Graff, UBA-Experte für Luftqualität. Das liege neben den üblichen Emissionen durch Industrie und Verkehr vor allem an der Heizperiode und an der Witterung. Bei kühlen und stabilen Hochdrucklagen ohne viel Wind sammelten sich mehr Luftschadstoffe in der unteren Atmosphäre. Entscheidend dabei ist aber immer die Konzentration.