Politik, Europa und Konflikte wie Mobbing und Streit – diese Themen bewegten Berliner Schüler im vergangenen Jahr. Darüber haben sie in ihren Schul-Medien aus ihrer ganz eigenen Perspektive häufig geschrieben, haben dazu Foto-Storys und Illustrationen produziert. Am Mittwoch sind die besten Schülerzeitungen der Hauptstadt beim 11. Schülerzeitungswettbewerb von Bildungssenatorin Sandra Scheeres, Amelie Maier von der Jungen Presse Berlin und Carsten Erdmann, Chefredakteur der Berliner Morgenpost, im Roten Rathaus geehrt worden. Knapp 60 Schülerzeitungsredaktionen haben sich diesmal an dem Wettbewerb beteiligt, den die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft zusammen mit der Berliner Morgenpost und der Jungen Presse Berlin e.V. veranstaltet. Damit konnte der in den Vorjahren erreichte Standard trotz Schulzeitverkürzung gehalten werden und der Wettbewerb bleibt der größte seiner Art in Berlin. Vor zehn Jahren hatte er mit 43 Schülerzeitungen begonnen.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres lobte die jungen Redakteure für ihr Engagement, neben dem stressigen Schulalltag noch eine Zeitung herauszubringen: „Schülerzeitungen gehören zu einer demokratischen Schulkultur und prägen die schulischen Diskussionen entscheidend mit.“ Sie seien eines der wichtigsten Sprachrohre der Schülerschaft und gleichzeitig die erste Talentschmiede für junge Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten. Carsten Erdmann strich vor allem die Vielfältigkeit der Schülerzeitungen heraus und verglich sie mit der interessanten Presselandschaft Berlins. „Wir haben eine sehr breite Schülerzeitungsszene mit toller Optik und guten Schreibern. Nicht zuletzt rekrutieren wir auch daraus unseren journalistischen Nachwuchs“, sagte der Morgenpost-Chefredakteur. Dies sei ein Grund, warum sich die Zeitung schon seit vielen Jahren für den Wettbewerb engagiere.
Ob Grundschule, Förderschule, Sekundarschule, Oberstufenzentrum oder Gymnasium – prämiert wurden Zeitungen aus allen Schulformen. Die Jury setzte sich zusammen aus Vertretern der Bildungsverwaltung, der Morgenpost-Redaktion, der Jungen Presse Berlin e.V., des Radiosenders Fritz/rbb und des Fernsehsenders Alex Offener Kanal Berlin. Kriterien waren unter anderem Schulbezug, Layout, Stil und ein ausgewogener Themenmix. Insgesamt wurden 18 Preise vergeben, allein die Sieger der Hauptpreise nahmen 2.700 Euro an Preisgeldern mit nach Hause (alle Gewinner siehe Infokasten).
Den ersten Platz in der Kategorie Gymnasium sicherte sich die Penny Lane des John-Lennon-Gymnasiums aus Mitte. Letztes Jahr noch zweiter, begeisterte die Schülerzeitung dieses Mal mit 190 Seiten Qualitätsjournalismus zu Themen wie Leistung, Liebe oder den Folgen der allgegenwärtigen Facebook-Nutzung. „Die Redaktion stellt wichtige Fragen, nimmt bei der Suche nach Antworten alle mit“ – so lautet das Juryurteil. Nicht von ungefähr wollen einige der Redakteure später gerne Journalisten werden: „Manchmal war die Arbeit an der Penny Lane wichtiger als die Schule“, sagte eine der jungen Journalistinnen. Dass die Schüler komplexe und aktuelle politische Themen nicht scheuen, zeigen die zweit- und drittplatzierten Gymnasien. So haben die Moron-Autoren vom Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Pankow das Thema Flucht von allen Seiten beleuchtet: Schulflucht, Flucht aus dem Heim, Flucht ins Heim oder Flucht aus dem Leben. Dazu besuchten sie auch das Asylbewerberheim in Hellersdorf.
Jede Menge Sonderpreise
Sonderpreise wurden zu den Themen „Europa ist hier“, „Theater im Blick“ und „Wertschätzung in der Schule“ vergeben. Das Heinz-Berggruen-Gymnasium aus Charlottenburg gewann dabei für seine Zeitung OHnE den Europapreis „Goldener Griffel“ zum Thema „Europa ist hier“. Maria-Luise Löper, Abteilungsleiterin für Bundes -und Europaangelegenheiten in der Senatskanzlei, beeindruckte dabei besonders der Umfang des Mediums: „60 Seiten, davon 30 zu Europa – das ist eine starke Leistung.“ Das bei den Schülern sehr präsente Thema Europa werde vielschichtig dargestellt und konkret erfahrbar gemacht. Neben persönlichen Erfahrungsberichten über Austauschfahrten nach Frankreich führte die OHnE auch eine Umfrage zu der Wichtigkeit von Nationalstaaten durch. Das erstaunliche Ergebnis: Zwar sehen sich die meisten Schüler zuerst als Berliner und Deutsche, doch fühlen sich bereits 30 Prozent als Europäer.
Bei den Grundschulen stach die Schülerzeitung Karlchen heraus. Sowohl den ersten Platz bei den Grundschulen als auch einen Sonderpreis zum Thema „Wertschätzung in der Schule“ konnte die Karlsgarten-Grundschule aus Neukölln für sich gewinnen. „Ein dickes Paket von Artikeln, Fotos und Comics über schwierige Themen wie Angst und Mobbing, die die Schüler jedoch stark beschäftigen“, sagte Bildungssenatorin Scheeres. Die Geschichten helfen den Schülern mit konkreten Tipps zum Umgang damit, wenn jemand gemobbt wird oder wenn man selbst das Ziel von Anfeindungen ist. Die Nachwuchsreporter der „Voilà“ aus der Georg-von-Giesche-Sekundarschule in Schöneberg überzeugte die Jury mit ihrem breiten Themenmix: Drogen, Armut und die Zeit nach der Schule. Diesem Spektrum standen die Schülerzeitungen der Förderschulen in nichts nach und punkteten durch Stories über Stars & Helden, einen Besuch im Teddy-Krankenhaus oder ein Erklärstück zu den Bundestagswahlen.
Beim Lesen des Moabiters fiel Carsten Erdmann auf, dass die Schülerzeitung des Gymnasiums Tiergarten „wegen des tollen Layouts so auch am Kiosk verkauft werden könnte“. Dafür gab es einen Extrapreis. Mit einer Fotoreim-Geschichte, einer Konflikt-Foto-Story sowie Lösungsvorschlägen zum Thema Streiten und Vertragen konnte die Buschtrommel aus Zehlendorf auch einen Extrapreis einheimsen.
Alle erst- und zweitplatzierten Hauptpreisträger sind automatisch für den Bundeswettbewerb nominiert. Bei der Preisverleihung zu sehen war auch ein Video von Morgenpost-Reporter Max Boenke über die Arbeit in den Schülerzeitungsredaktionen. Ab sofort ist das Video online zu finden unter der Adresse: „www.morgenpost.de/szw“