Prozess

Berliner gesteht Tötung eines Bekannten vor 13 Jahren

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Ein 28-Jähriger hatte im August 2000 einen Bekannten zu Tode geprügelt. Auf die Spur kam man ihm durch eine DNA-Analyse. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord aus Heimtücke und Habgier vor.

Zeugenaussagen leiden oft unter Erinnerungslücken. Erst recht, wenn der Fall lange zurück liegt. So war es schon erstaunlich, wie genau sich der Zeuge Guido K. am Freitag vor einer Moabiter Jugendkammer an eine Situation erinnern konnte, die mehr als 13 Jahre zurück liegt.

Er sei am 1. August 2000 gegen 3.40 Uhr aus seiner Wohnung an der Kurfürstenstraße in Berlin-Tiergarten gekommen, sagte der 64-Jährige. Und genau neben seinem Auto habe die Leiche eines älteren, ihm unbekannten Mannes gelegen.

Bei dem Opfer handelte es sich um den 80 Jahre Rentner Stanislaw K. Einen gebürtiger Weißrussen, der das KZ überlebte, nach dem Krieg ins Rheinland zog und sich in Berlin ein Visum für eine Reise nach Kanada besorgen wollte.

Zur Tatzeit 19 Jahre alte

Sein mutmaßlicher Mörder sitzt nun im Moabiter Kriminalgericht auf der Anklagebank: Björn L., ein großer, kräftig wirkender Mann aus Schöneberg, der zur Tatzeit 19 Jahre alt war – deswegen wird gegen ihn auch nicht vor einem Schwurgericht, sondern vor einer Jugendkammer verhandelt. Bei polizeilichen Vernehmungen soll er die Vorwürfe bestritten haben. Vor Gericht verweigerte Björn L. die Aussage.

Als Motiv für den Mord wird im Anklagesatz der Staatsanwaltschaft Habgier angegeben. Björn L. und ein unbekannt gebliebener Begleiter hätten den alten Mann am Tattag gegen 3.30 Uhr auf der Kurfürstenstraße ausrauben wollen und mit den Fäusten derart massiv auf ihn eingeschlagen, dass beide Jochbeine und beide Augenhöhlen brachen. Stanislaw K. erstickte an seinem eigenen Blut.

Es fanden sich keine Tatzeugen damals. Im Oktober 2002 führten Ermittlungen ins Obdachlosenmilieu am Bahnhof Zoo - jedoch ohne Erfolg. Auf die Spur von Björn L. kamen die Ermittler erst Dank der Möglichkeit, DNA-Spuren in der Analysedatei des Bundeskriminalamtes noch genauer auswerten zu können. Björn L.s genetischer Fingerabdruck war dort wegen andere Straftaten erfasst. Es musste dann auch nicht lange nach ihm gesucht werden: Björn L. verbüßte im Gefängnis Tegel eine Freiheitsstrafe wegen räuberischen Diebstahls und Körperverletzung.

Der Prozess wird fortgesetzt.

( mim )