Die Preise für Wohnungen sind in Berlin seit 2008 um 35 Prozent gestiegen. Der Trend soll sich auch 2014 fortsetzen. Die Morgenpost hat Immobilien-Experten befragt, worauf beim Kauf zu achten ist.
In zwei heruntergekommene Gründerzeit-Altbauten direkt hinter dem KaDeWe 30 Millionen Euro zu investieren, klingt für viele Berliner noch immer reichlich überdreht. Zumal wenn dort lediglich 22 Luxuswohnungen entstehen.
Doch für Pantera-Vorstand Michael Ries hat sich die Investition durchaus gerechnet. Schon deutlich vor Fertigstellung des Projektes Ende 2014 sind alle Einheiten verkauft. Die Quadratmeterpreise zwischen 4500 und 10.500 Euro galten offenbar als Schnäppchen. „Berlin ist weiterhin eine einmalige Chance für Immobilien-Investoren aus aller Welt“, begründet Ries das Phänomen.
Kaufen oder mieten? Diese Frage hat angesichts anhaltend niedriger Zinsen, steigender Mietpreise und mangels Anlagealternativen so mancher Berliner im vergangenen Jahr mit dem Kauf einer Wohnung für sich entschieden. Doch lohnt sich angesichts stark gestiegener Immobilienpreise der Kauf auch noch in diesem Jahr? Oder steuert die Hauptstadt, wie Anfang der 90er-Jahre, erneut auf eine Immobilienblase zu?
Die Berliner Morgenpost fragte Immobilienexperten nach ihrer Meinung.
„Die Preise für Eigentumswohnungen werden auch 2014 weiter steigen“, ist sich etwa IVD-Vorstand Dirk Wohltorf sicher. Denn das Angebot bleibe knapp, und die Preise zögen weiter an, wenn auch nicht mehr so stark wie 2013. Allein im vergangenen Jahr betrug die Preissteigerung bei Eigentumswohnungen elf Prozent. Im Durchschnitt muss für eine 90-Quadratmeter-Wohnung derzeit 139.500 Euro in Standard-, beziehungsweise 184.500 Euro in bevorzugten Lagen gezahlt werden. Im Vergleich zum Jahr 2008 sind die Preise damit um 35 Prozent gestiegen.
Käufer sollten bei Immobilienkauf in Berlin genau hinschauen
Neben der Lage müssten jedoch auch weitere Parameter stimmen. Die Käufer sollten deshalb sehr genau hinschauen, bevor sie eine Immobilie erwerben. „Grundsätzlich ist der Kauf einer Immobilie angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen zwar eine gute Sache, allerdings ist nicht jeder Preis gerechtfertigt, der aktuell verlangt wird“, warnt der Experte.
So sollten sich Kaufinteressenten unbedingt die Protokolle der Eigentümerversammlung zeigen lassen – mindestens die der vergangenen zwei Jahre. Denn in diesen Versammlungen werde besprochen, welche – mitunter sehr kostspieligen – Sanierungsarbeiten anstehen, ob beispielsweise das Dach neu gedeckt werden muss oder gar die Fassade gedämmt werden soll.
Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch der Blick auf die bereits gebildeten Rücklagen sowie auf das Wohngeld, das in einigen Fällen bereits bei rund vier Euro pro Quadratmeter und Monat liege. Generell gelte: „Immobilien sollte man nicht ohne einen Fachmann kaufen“, so der Vorstand des Immobilienverbandes.
Auch Ein- und Zweifamilienhäuser verzeichneten eine starke Nachfrage. Die Preise sind im Jahr 2013 um sechs Prozent gestiegen. Aber auch bei den Eigenheimen gilt: „Häuser im citynahen Bereich sind kaum im Angebot, die Nachfrage jedoch ist groß“, weiß Markus Gruhn, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler (RDM).
Verhandlungen über den Kaufpreis seien daher inzwischen kaum noch möglich. „Wenn der Verkäufer an jeder Hand vier Interessenten hat, wird er sich schwerlich darauf einlassen, den Preis zu reduzieren“, weiß Gruhn. Die Preise werden deshalb auch in diesem Segment weiter klettern, so seine Prognose. Unabhängig davon, ob eine Wohnung oder ein Haus erworben werden soll, warnt Gruhn vor der Zinsfalle. „Vereinbaren Sie lange Darlehnslaufzeiten, und nutzen Sie die niedrigen Zinsen für eine hohe Tilgung so um die vier Prozent“, rät Gruhn.
Immer mehr junge Berliner kaufen eine Wohnung
Die Preisrallye bei Eigentumswohnungen werde auch 2014 weitergehen, sind sich die Experten sicher. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat für Berlin einen Preisanstieg von 8,7 Prozent im Neubau und 14,1 Prozent bei den Bestandsimmobilien vorausgesagt.
Die Nachfrage nach Wohnungen in Berlin speise sich indes aus unterschiedlichen Käuferschichten, hat Nikolaus Ziegert, Geschäftsführer der Ziegert-Bank- und Immobilienconsulting, beobachtet: „Der Kauf einer Eigentumswohnung ist für ausländische Neuberliner noch immer von einer größeren Selbstverständlichkeit als für die Berliner selbst.“
Die Berliner holten jedoch auf. „Vor allem bei den jüngeren Käufern unter 30 Jahre haben wir 2013 deutliche Zuwächse gesehen. Unsere häufigsten Käufer sind aber Berliner und zwischen 40 und 50 Jahre alt. Diese suchen überwiegend nach einer Wohnung zur Selbstnutzung.“