In Berlin fehlen Lehrer. Zuletzt lag die Personalausstattung unter 100 Prozent. Unterbesetzt sind besonders Brennpunkt- und Sekundarschulen. Experten sprechen von einem „Desaster“.

Es ist nur eine Zahl. Aber sie zeigt, wie sich eine ohnehin schlechte Situation, trotz verbesserter Bedingungen weiter verschlechtert hat. Berlin hat nicht genug Lehrer. Laut Senatsverwaltung für Bildung lag die Personalausstattung zum 1. November 2013 unter 100 Prozent. Insgesamt wurde der Bedarf zu 99,7 Prozent abgedeckt. Im Vorjahr waren es noch 100,4 Prozent.

Das ist erstaunlich, da die Zahl der dauerhaft erkrankten Lehrer um 260 zurückgegangen ist. Offensichtlich wird es schwieriger, ausreichend Fachkräfte für offene Stellen zu finden.

Die Bildungsverwaltung versucht, das Manko durch Stundenaufstockungen und Einstellungen auszugleichen. „Die Stichtagserhebung ist nur eine Momentaufnahme, es gibt eine große Dynamik an den Schulen“, sagt Beate Stoffers, Sprecherin der Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD).

Doch auch wenn der Gesamtdurchschnitt nur knapp unter der 100-Prozent-Marke liegt, gibt es viele Schulen, die deutlich schlechter ausgestattet sind.

Viele Berliner Brennpunktschulen schlecht ausgestattet

Bereits im Vorjahr, als der Gesamtwert in der Statistik noch besser aussah, waren in sieben der zwölf Bezirke nicht genügend Lehrer an den Schulen. Das geht aus dem aktuell veröffentlichten Statistik-Bericht „Blickpunkt Schule“ für das Schuljahr 2012/13 hervor.

Die größten Probleme gab es demnach in den Randbezirken Treptow-Köpenick und Spandau. Aber auch die Schulen in den Bezirken Mitte und Neukölln mit vielen sogenannten Brennpunktschulen waren schlechter ausgestattet als der Durchschnitt. Dort dürfte sich die Situation weiter verschlechtert haben.

Rechnerisch zu viele Lehrer gab es dagegen vor allem in den Bezirken Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg. Auch bei den Schularten gibt es Unterschiede: Weniger Lehrer als benötigt gibt es vor allem an Sekundarschulen (98,8 Prozent), während Gymnasien im Durchschnitt mit 101,7 Prozent besser ausgestattet sind.

Initiative „Bildet Berlin“ spricht vom „Desaster“

Doch selbst 100 Prozent sind nicht genug, sagen die Schulleiter, denn bei kurzfristigen Erkrankungen ist es auch mit dem Vertretungsbudget schwierig, schnell Vertretungskräfte zu finden. Eine Versorgung unter 100 Prozent bedeute für viele Schüler Unterrichtsausfall, zusammengelegte Lerngruppen oder fachfremden Unterricht, sagt Gunilla Neukirchen, Vorsitzende der Berliner Schulleitervereinigung. „Wir benötigen eine Ausstattung deutlich über 100 Prozent, um die Schüler angemessen fördern zu können“, so Neukirchen. Auch damit nicht so viel Unterricht ausfällt.

„Für die Schulqualität in Berlin ist das ein Desaster“, sagt Florian Bublys, Sprecher der Initiative „Bildet Berlin“. Angesichts der Tatsache, dass zum kommenden Schuljahr 2300 neue Lehrer gebraucht werden, sei es sehr besorgniserregend, dass bereits jetzt nicht genügend Lehrer eingestellt werden konnten.