Der Bedarf an Schulplätzen ist groß. Die geplanten Neubauten oder Container werden nicht reichen. Besonders knapp werden die Plätze an Sekundarschulen, wie aus der Planung des Senats hervorgeht.

Berlin braucht dringend neue Klassenzimmer. Jetzt liegt eine Detailplanung von der Senatsbildungsverwaltung vor, aus der hervorgeht, in welchen Bezirken die Not am größten ist und wie viele neue Unterrichtsräume durch Container oder Anbauten bis 2017 geplant sind. Deutlich wird, dass die bislang vorgesehenen Investitionen in Container und Neubauten bei Weitem nicht ausreichen, um den Bedarf an neuen Schulplätzen zu decken.

Allein in den Berliner Grundschulen fehlen in den nächsten acht Jahren Plätze für 7488 Schüler. Das entspricht etwa 13 Schulen mit jeweils vier ersten Klassen. Geplant sind bislang fünf Neu- oder Anbauten sowie 15 Container. Das ist nicht genug: Knapp fünf Schulen würden trotz dieser Investitionen 2017 noch fehlen.

Noch mehr Plätze als in den Grundschulen brauchen die Sekundarschulen. Benötigt werden laut Schulentwicklungsplan etwa 20 Schulen, gebaut werden sollen aber nur zwei Gebäude mit Platz für vier parallel startende Klassen. Außerdem ist ein Erweiterungsbau vorgesehen. Bei den Gymnasien rechnet Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) mit einer Stagnation der Schülerzahlen. Schnellen Handlungsbedarf sieht die Bildungsverwaltung laut ihrem Bericht an das Abgeordnetenhaus vor allem bei den Grundschulen, denn hier sei eine wohnortnahe Versorgung nötig. Bei den Oberschulen dagegen könne der Platzmangel durch Umverteilung der Schüler oder durch eine bessere Auslastung der Räume abgefangen werden. Dennoch müsste hier noch mehr investiert werden als bisher geplant, heißt es in der Bildungsverwaltung.

Lichtenberg am stärksten betroffen

Am größten ist der Schulnotstand laut Bildungsverwaltung in Lichtenberg. Dort fehlen 3500 Grundschulplätze. Im kommenden Jahr soll der Bezirk fünf Container erhalten, ab 2017 ist ein Schulneubau geplant. Es bleibt dennoch ein Mangel von etwa 2000 Plätzen. Den zweitgrößten Bedarf hat Marzahn-Hellersdorf, gefolgt von Pankow und Mitte. Einen deutlichen Mangel haben aber auch die Bezirke Spandau und Reinickendorf. „Wir sollen eine neue Grundschule in Reinickendorf Ost erhalten, allerdings dauert die Planung mit Wettbewerben und Ausschreibungen so lange, dass in dieser Zeit schon eine ganze Generation aus der Grundschule herausgewachsen ist“, sagt Katrin Schultze-Berndt (CDU), Schulstadträtin von Reinickendorf.

Doch längst nicht in allen Bezirken, in denen Plätze gebraucht werden, sollen auch neue Räume entstehen. So sind in der aktuellen Planung für den Bezirk Mitte beispielsweise gar keine Investitionen in Neubauten oder mobile Unterrichtsräume vorgesehen, obwohl dort etwa 1440 Grundschüler zusätzlich untergebracht werden müssen. Auch in den Sekundarschulen fehlt es an Räumen für fünf zusätzliche siebenten Klassen.

Keine Spielräume mehr an den Schulen

Die meisten neuen Unterrichtsräume entstehen nach Angaben der Bildungssenatorin in Pankow. Demnach müsste die Zahl an Schulplätzen nach 2017 dort ausreichen. Dennoch kann Schulstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz (SPD) keine Entwarnung geben. „Die Zahlen sind schon wieder überholt, in Pankow werden ständig neue Wohnungen gebaut“, sagt die Politikerin. Hinzu komme, dass alle vorhandenen Schulen keine Spielräume mehr hätten und schon jetzt überfüllt seien. Jedes Kind, das jetzt noch zusätzlich komme, müsse praktisch vor der Tür stehen, sagt Zürn-Kasztantowicz.

Die Bildungsverwaltung bleibt trotz aller Probleme optimistisch. Schließlich müssten die Bezirke auch aus ihrem Etat in die Schulen investieren, und es gebe auch die Möglichkeit, Schulformen umzuwidmen, etwa Förderzentren in Grundschulen, heißt es. In einigen Fällen könnten Klassen auch überbelegt werden. Berücksichtige man dies, sei die Bilanz insgesamt ausgeglichen.

Zu Engpässen könne es in einigen Stadtteilen natürlich trotzdem kommen. Zudem müssten die Prognosen ständig aktualisiert werden. Özcan Mutlu, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, weist jedoch darauf hin, dass Berlin in großem Umfang in den vergangenen Jahren öffentliche Schulen geschlossen und die Geburtenentwicklung falsch eingeschätzt habe. „Wir werden überfüllte Klassen haben, und die Qualität der Bildung wird darunter leiden“, sagt der Grünen-Abgeordnete.