Promiszene

Wandel am Kudamm - Der Berliner Westen ist wieder angesagt

| Lesedauer: 6 Minuten
Annika Schönstädt

Die Berliner City West zieht wieder mit. Luxuriöse Neueröffnungen prägen den neuen Stil. Die Gesellschaft Berlin entdeckt Restaurants, Bars, Galerien und Shops neu. Ein „Wer ist wo“ des Kudamms.

In seiner ersten Single nach zehn Jahren Auszeit, „Where Are We Now“, besingt David Bowie melancholisch seine Berliner Zeit in den 70ern. Damals war der Westen noch wild, Rolf Eden König des Kudamms und die „Paris Bar“ Szene-Mekka. Auf dem Weg in die 90er-Jahre ging der Glanz verloren. Nach Mauerfall stahlen Mitte und Prenzlauer Berg Charlottenburg und Schöneberg die Show – und prägten das neue Berlin.

Doch: Die City West zieht wieder mit. Neueröffnungen wie die des Luxushotels „Waldorf Astoria”, des Designhotels „Das Stue”, des neuen Apple Flagshipstores sowie der Umzug der Fotogalerie „C/O Berlin“ ins Amerika Haus an der Hardenbergstraße prägen den neuen Stil. Ebenso wie die vielen kleinen Restaurants, Bars, Galerien und Shops, die wohl einzig vom Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit, noch nicht bemerkt worden zu sein scheinen.

„Der Wandel in der City West ist nicht nur von den Medien herbeigeschrieben, sondern ganz eindeutig zu beobachten”, sagt Christian Tänzler, Pressesprecher von VisitBerlin. „Weil es dort eine ganz andere Klientel als in den arrivierten Szenebezirken gibt, muss diese Entwicklung aber kein ‚Entweder Oder‘ bedeuten.”

Am Kudamm treffen nun Mitte-Exilanten auf hippe Touristen, alteingesessene Berliner auf Lebenskünstler. Schauspieler und Sänger prägen das Bild eines Stadtteils zwischen altem Glanz und neuer Szene – und vielleicht kommt ja sogar David Bowie wieder einmal vorbei.

Lokal trifft international

Recht unaufgeregt wirkt das „Ovest“ an der Schlüterstraße. Karierte Tischdecken, Fußball-Sammlerstücke und Bilder aus der Heimat lassen an den Italiener um die Ecke denken. Trotzdem oder gerade deshalb hat es sich mit neapolitanischer Küche bei Berlinern wie Sänger Bushido, den Spielern von Hertha BSC und Politiker Joschka Fischer etabliert. Genau wie das „Sets“ gleich gegenüber, eine Mischung aus Boulangerie und englischem Bakery Café. Eigentümerin Ruzica Krakan ist vor vier Jahren bewusst von Mitte nach Charlottenburg geflüchtet, weil sie dort das „Potenzial für eine individuelle gastronomische Entwicklung“ vermisste, sagt sie. Bei ihr fühlen sich Anna von Griesheim, Jürgen Vogel, „Tatort“-Kommissarin Margarita Broich und Hollywood-Star Rupert Everett (Foto oben) wohl. Im „Paulo Scutarro“ eine Ecke weiter trifft lokal auf international: Finanzsenator Ulrich Nußbaum und Investor Dirk Germandi auf Ralph Möller (Foto) und Rihanna.

Von der Kunst in den Club

Hinter einer hohen Hecke an der Scharperstraße versteckt sich die „Mathew Gallery“. Kunstkenner und Freunde des Houselabels Dial Records der beiden Eigentümer David Lieske and Peter Kersten wissen dennoch, wo sie die kleinen aber feinen Ausstellungsräume finden. Vor allem zu den Vernissagen, die sich im Anschluss oft zu einer ausgewachsenen Aftershow-Party in die benachbarte Kneipe „Harlekin“ verlagern. „Ich könnte mir ‚Mathew‘ gar nicht in Mitte vorstellen“, sagt Galerie-Direktorin Bianca Heuser, „weil sie dort von den anderen Läden verschlungen würde.“

Fest verwurzelt in Charlottenburg ist die Schaubühne, seit 1981. Lars Eidinger beschert ihr jedoch ein zunehmend jüngeres Publikum. Das auch gerne über Nacht bleibt, wenn der Star des Hauses dort als DJ seine Partyreihe „Autistic Disco“ mit Gästen wie Palina Rojinski (Foto) und der Band Käptn Peng veranstaltet.

Echte Marken und viel Mode

Den Schritt von Mitte nach Charlottenburg hat auch Karl-Heinz Müller, Geschäftsführer der Modemesse Bread & Butter, mit der zweiten Filiale seines Denim- und Streetwearshops „14 oz.“ gewagt. Im wiedereröffneten Haus Cumberland in unmittelbarer Nachbarschaft zu Gucci, Bulgari und Cartier richtet sich das Sortiment an zahlungskräftige Berliner wie Designer Michael Michalsky, Friseur Udo Walz und Schauspielerin Julia Dietze, die gleich zur Eröffnung im Oktober 2012 kamen. Auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit soll hier schon eine Jeans erstanden haben. Den Anspruch auf bekanntes Publikum hat auch das „Bikini Berlin”. Wenn der denkmalgeschützte 50er-Jahre-Flachbau an der Budapester Straße im Frühjahr 2014 eröffnet, soll dort eine Symbiose zwischen Lifestyle und Konsum entstehen. Bereits auf dem Kudamm etabliert haben Dana Schweiger (Foto) und Ursula Karven die erste Berliner Dependance ihres Kinder- und Umstandsmoden-Labels „Bellybutton“. Kunden: Franziska Knuppe und Bettina Zimmermann.

Wer ist wo im Westen

In seiner ersten Single nach zehn Jahren Auszeit, „Where Are We Now“, besingt David Bowie melancholisch seine Berliner Zeit in den 70ern. Damals war der Westen noch wild, Rolf Eden König des Kudamms und die „Paris Bar“ Szene-Mekka. Auf dem Weg in die 90er-Jahre ging der Glanz verloren. Nach Mauerfall stahlen Mitte und Prenzlauer Berg Charlottenburg und Schöneberg die Show – und prägten das neue Berlin.

Doch: Die City West zieht wieder mit. Neueröffnungen wie die des Luxushotels „Waldorf Astoria”, des Designhotels „Das Stue”, des neuen Apple Flagshipstores sowie der Umzug der Fotogalerie „C/O Berlin“ ins Amerika Haus an der Hardenbergstraße prägen den neuen Stil. Ebenso wie die vielen kleinen Restaurants, Bars, Galerien und Shops, die wohl einzig vom Regierenden Bürgermeister, Klaus Wowereit, noch nicht bemerkt worden zu sein scheinen. „Der Wandel in der City West ist nicht nur von den Medien herbeigeschrieben, sondern ganz eindeutig zu beobachten”, sagt Christian Tänzler, Pressesprecher von VisitBerlin. „Weil es dort eine ganz andere Klientel als in den arrivierten Szenebezirken gibt, muss diese Entwicklung aber kein ‚Entweder Oder‘ bedeuten.”

Am Kudamm treffen nun Mitte-Exilanten auf hippe Touristen, alteingesessene Berliner auf Lebenskünstler. Schauspieler und Sänger prägen das Bild eines Stadtteils zwischen altem Glanz und neuer Szene – und vielleicht kommt ja sogar David Bowie wieder einmal vorbei.