Fahndung

Aktenzeichen XY - So sehen die Berliner Tunnel-Gangster aus

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Ulla Reinhard

In der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ hat die Polizei am Mittwochabend erstmals neue Fahndungsbilder der Steglitzer Tunnel-Gangster gezeigt. Einer der Täter kommt wahrscheinlich aus Polen.

Im Fall des spektakulären Tunneleinbruchs von Steglitz hat die Polizei am Mittwoch eine Reihe von Bildern veröffentlicht, von denen sich die Ermittler neue Hinweise auf die Täter erhoffen. Es handelt sich zum einen um Fotos aus einer Überwachungskamera in einer Volksbank-Filiale am Mariendorfer Damm, auf denen einer der Tatverdächtigen beim Geldabheben zu sehen ist. Zum anderen haben die Ermittler eine Phantomzeichnung anfertigen lassen, die einen weiteren mutmaßlichen Täter zeigt.

Darüber hinaus wurden erstmals Fotos von zwei Schmuckstücken veröffentlicht, die bei dem Einbruch in die Steglitzer Volksbank-Filiale in der Nacht zum 14. Januar entwendet worden waren. Alle Bilder wurden erstmals am Mittwochabend in der ZDF-Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ gezeigt.

Anhand der Bilder lassen sich die bisher ermittelten Spuren gut zusammenfassen: So hatte einer der vermutlich mindestens fünf Täter vor dem Einbruch mit gefälschten Dokumenten ein Konto in der Steglitzer Volksbank-Filiale eröffnet sowie ein Schließfach angemietet und sich in diesem Zusammenhang auch den Tresorraum zeigen lassen, den die Tunnelgangster später plünderten.

Mit der EC-Karte, die für das Konto ausgegeben wurde, hob offenbar derselbe Mann oder einer der Komplizen später in einer Volksbank-Filiale am Mariendorfer Damm Geld ab. Die Polizei hat zwei Überwachungsfotos des Tatverdächtigen veröffentlicht. Das Gesicht des dunkel gekleideten Mannes ist auf den Bildern nur schwer zu erkennen. „Er hat sich sehr konspirativ verhalten und seinen Kragen hochgeklappt“, sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf am Mittwoch.

Spur führt nach Polen

Das Phantombild, das einen Mann mit recht breitem Hals und Gesicht zeigt, führt die Ermittler unterdessen heraus aus Berlin bis nach Polen. Nach dem Einbruch war schnell klar, dass die Holzwinkel, die die Täter zum Ausbau des 45 Meter langen Tunnels verwendet hatten, nicht aus Deutschland stammen. Die Spur führte nach Polen, wo derartige Ware vertrieben wird. In einem Geschäft erinnerten sich die Verkäufer tatsächlich an einen Mann, der mit rund 1000 Holzwinkeln eine ungewöhnlich große Menge gekauft hatte.

In Zusammenarbeit mit der polnischen Polizei ließ die Berliner Polizei das Phantombild erstellen. Der von den Ermittlern als Winkelkäufer bezeichnete Mann soll 30 bis 35 Jahre alt und 1,75 bis 1,80 Meter groß sein. Er trug seine schwarzen Haare bei Erwerb des Materials kurz und soll nach Angaben der Zeugen eine kräftige Statur haben.

Nach wie vor sucht die Polizei ebenfalls mit einem Phantombild nach einem als Bauarbeiter getarnten Mann, der im vergangenen Jahr in der Gegend Wrangelstraße/Schloßstraße aufgefallen war. Die Ermittler gehen davon aus, dass unter anderem dieser Mann für den Ausbau des Tunnels zuständig war, den die Täter seit Februar 2012 von einer Tiefgarage aus bis zum Tresorraum der Volksbank gegraben hatten.

Halskette mit Diamanten

Schließlich hat die Polizei am Mittwoch noch zwei Privatfotos von Schmuckstücken veröffentlicht, die eine geschädigte Schließfachinhaberin den Ermittlern zur Verfügung stellte. Es handelt sich um eine Halskette mit Diamanten und einen Ring in Schmetterlingsform, vermutlich mit Saphiren besetzt. Die Schmuckstücke sollen jeweils mehrere 10.000 Euro wert sein. Womöglich wurden beide Gegenstände nach dem Einbruch zum Kauf angeboten und die Erwerber oder Kaufinteressenten erinnern sich an die Verkäufer und können nun wichtige Hinweise liefern.

In der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ... ungelöst“ wurde am Mittwochabend ein aufwendig produzierter 30 Minuten langer Film gezeigt, in dem der Coup der Tunnelgangster nachstellt. Für den Film ließen Redaktion und Produktionsfirma den Tunnel und den Tresorraum in einem Fernsehstudio nachbauen.

Zur Ausstrahlung am Mittwochabend reisten auch die beiden Chefermittler der Soko Tunnel aus Berlin an. In der Nacht war die Polizei in der Hauptstadt unter einer in der Sendung veröffentlichten Telefonnummer ununterbrochen für Zeugen erreichbar. Da die Sendung regelmäßig von einem Millionenpublikum gesehen wird, stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Ausstrahlung die Ermittler in ihrer Arbeit voranbringt.

Obwohl die Volksbank vor einigen Tagen eine Belohnung in Höhe von 25.000 Euro ausgesetzt hat, gingen bei der Polizei bisher keine weiteren Hinweise ein.

Während der Ausstrahlung am Mittwochabend gingen dann aber doch erste Angaben zu der Tat ein – zum Beispiel zu der auffällig großen Bohrmaschine, mit der die unbekannten Täter über Monate den 45 Meter langen Tunnel bis in den Tresorraum einer Bank gegraben hatten.

Zeugen können sich bei der Polizei unter 466 494 5107 melden.