Am Flughafen Tegel häufen sich die Beschwerden über Taxifahrer: Die Zahl der Schwarzfahrer ist erheblich gestiegen. Einige Fahrer wollen zudem keine Toilettengebühr zahlen und urinieren in die Büsche.
Am 1. Juli 2009 startete die Taxi-Qualitätsoffensive in Berlin-Tegel. Taxifahrer ohne Konzession, die Gäste am Flughafen Tegel einladen und dann horrende Summen für die Beförderung verlangen, sollten damit der Vergangenheit angehören.
Doch das Gegenteil ist offenbar der Fall. „Das Problem hat sich verschärft“, sagt Detlev Freutel, Vorsitzender des „Taxi Verbandes Berlin, Brandenburg e.V.“ Betroffen seien vorwiegend ausländische Besucher ohne Ortskenntnis.
So wurden im Jahr 2012 nach Angaben der Senatsinnenverwaltung rund 150 Fälle angezeigt, in 2013 waren es bislang 61. Fast alle ereigneten sich am Flughafen Tegel. Die höchste Summe, die ein unkundiger Berlin-Gast für eine Stadtfahrt zahlte, lag bei 250 Euro. Sie ging etwa zum Los-Angeles-Platz in der City West.
Mit Plakaten und Handzetteln an den Gepäckschaltern werde deshalb schon im Flughafengebäude versucht, gegen diese kriminellen Machenschaften vorzugehen. „Die Schwarzfahrerei ist ein altes Thema. Es ist in der Praxis nur zu lösen, wenn die Mitarbeiter des Parkhausbetreibers Apcoa, die auf dem Flughafengelände auch für die Kontrolle der Taxen zuständig sind, mit aufpassen“, sagte Freutel.
Immer wieder komme es vor, dass Taxen unerlaubt zwischen den Gates 9 bis 15 Gäste einlüden und abzockten. Der Verband hat nun an die Flughafengesellschaft geschrieben, damit das Problem gemeinsam angegangen wird.
Nach Angaben der Senatsinnenverwaltung gab es im Jahr 2012 insgesamt 642 Hinweise auf sogenannte Schwarzladefahrten am Flughafen Tegel. In 161 Fällen wurden Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Im Jahr 2013 wurden für den Airport TXL bislang 807 Hinweise gegeben und 63 Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet.
Bei Schwarzladefahrten lassen Taxifahrer ihre Kunden nicht an den vorgeschriebenen Halteplätzen einsteigen.
„Wir appellieren an die gute Erziehung“
Am Flughafen Tegel wirft auch das Hygieneverständnis mancher Taxifahrer ein schlechtes Licht auf die ganze Branche. Statt 30 Cent für die Toilette auf dem Nachrückeplatz auszugeben, schlagen sich manche zum Urinieren in die Büsche. „Wir appellieren an die gute Erziehung und hoffen, dass sich dieses Verhalten ändert“, sagt Flughafensprecher Lars Wagner. Berliner, die sich ein Taxi nach Hause bestellen, würden es sicher auch nicht gutheißen, „wenn der Fahrer erst mal in den Vorgarten pinkelt, dann klingelt und sagt, das Taxi ist da“. Es gebe in Tegel Toiletten, und die seien auch zu nutzen, so Wagner.
Roland Bahr, Vize-Vorsitzende der Innung, vermutet, dass die Taxifahrer, die außerhalb der Toilette urinieren, zu bequem sind oder das Geld sparen wollen. „Diejenigen sollten dann wenigstens die kostenlosen Toiletten im Gebäude oder bei der Autovermietung aufsuchen“, appelliert er. Gerade jetzt im Sommer sei das Verhalten auch für die wartenden Taxi-Kollegen nicht schön.
Immer weniger Toiletten stehen zur Verfügung
Zur Ehrenrettung müsse er jedoch anmerken, dass Taxifahrern generell in der Stadt immer weniger Toiletten zur Verfügung stünden. Viele Hotels, die sie früher aufsuchen durften, hätten ihre Toiletten inzwischen gesichert. Verbandschef Freutel appelliert ebenfalls, sich in Tegel nicht mehr zum Urinieren in die Büsche zu schlagen. Er findet allerdings, dass mit den 50 Cent, die den Taxen bei der Einfahrt auf den Nachrückeplatz berechnet werden, eigentlich auch der Toilettengang bezahlt sein sollte. Knapp die Hälfte der 7400 Berliner Taxen haben einen Transponder für die Schranke. Doch das sieht die Flughafengesellschaft anders. Die Toilette sei verpachtet.
Wildpinkelnde Taxifahrer wird es am BER nicht geben. Dort nämlich ist bereits geklärt, dass in der Durchfahrtsgebühr von 1,50 Euro für die Taxifahrer die Toilette inklusive ist. Die 50 Cent für die sogenannte Qualitätsoffensive in Tegel zahlen übrigens die Fahrgäste beim Start des Taxis.