Der Spreepark im Berliner Plänterwald im Bezirk Treptow-Köpenick wird auch künftig ein Freizeit- und Kulturgelände sein. Andere Nutzungen seien auf dem Areal ausgeschlossen, teilte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit Blick auf den Gerichtstermin am 3. Juli 2013 mit.
Es sei nicht beabsichtigt, den Flächennutzungsplan zu ändern. Dort ist die Fläche als Freizeitpark ausgewiesen. Das Bezirksamt Treptow-Köpenick werde den begonnenen Bebauungsplan für das landeseigene Grundstück zusammen mit dem künftigen Investor weiterentwickeln.
Am kommenden Mittwoch wird das Erbbaurecht für den Spreepark im Amtsgericht Köpenick zwangsversteigert. Der Verkehrswert liegt bei 1,6 Millionen Euro.
Auch das Bezirksamt Treptow-Köpenick will an einem Freizeitpark festhalten, so Rainer Hölmer, Leiter der Abteilung für Bauen, Stadtentwicklung und Umwelt. „Wir sind allerdings bereit, die sich daraus ableitenden planungs- und baurechtlichen Möglichkeiten kreativ zu nutzen. Einen Kulturpark mit sehr viel Bürgerengagement würde ich zum Beispiel sehr begrüßen.“ Auf jeden Fall solle der Park ein öffentlicher Raum bleiben. Pläne, im Plänterwald Wohnungen zu errichten, würden vom Bezirk definitiv abgelehnt.
Bürgerinitiative fordert Absage der Versteigerung
Unterdessen hat die Initiative „Bürgerpark im Plänterwald“ gefordert, den Versteigerungstermin abzusagen. Sie schlägt vor, dass eine Bürgerstiftung das Gelände übernimmt. Es soll in seiner jetzigen Gestalt erhalten und zusätzlich bepflanzt werden. Der Kauf des Areals soll über Crowd-Funding finanziert werden (www.plänti.de). Die Initiative will mit Interessierten über die Zukunft des Spreeparks diskutieren. Sie lädt am 29. und 30. Juni 2013, jeweils ab 14 Uhr, auf das Tempelhofer Feld ein. Dort wird auch eine Ausstellung gezeigt.
Die „ Initiative Bürgerpark im Plänterwald“ hat sich erst Anfang der Woche gegründet. „Die finanziellen Mittel zum Mitsteigern haben wir natürlich noch nicht“, sagt Doreen Butze von der Bürgerinitiative. Dafür gibt es umso mehr Ideen für die Zukunft des Parks. „Wir stellen uns einen nachhaltigen Freizeitpark im weitesten Sinne vor, mit Kunst und Kultur, Veranstaltungen wie Kino oder Konzerten.“
Das alles unterliege natürlich den Auflagen für die Nutzung, so Butze weiter. Es müsse zum Beispiel der Baumbestand erhalten bleiben, die alten verrosteten Fahrgeschäfte müssten abgetragen, möglicherweise auch neue aufgestellt werden. Hinzu komme, dass der Boden belastet sei und ökologisch verträglich ausgetauscht werden müsse.
Das Erbbaurecht, so die Idee der Initiative, soll an eine Bürgerstiftung gehen; knapp eine Woche vor der Zwangsversteigerung wohl kein realistisches Szenario. Doreen Butze hofft daher auf ein Scheitern der Versteigerung und einen weiteren Termin, bei dem dann das Mindestgebot niedriger liegt als die aktuellen rund 800.000 Euro. Dann könnte die Initiative vielleicht genug Spenden zusammenhaben, um mitzusteigern, so Butze. „Wenn jeder Berliner einen Euro spenden würde, hätten wir genug.“
Mindestens die Hälfte von 1,6 Millionen muss geboten werden
Der Verkehrswert des Spreepark-Geländes liegt bei etwa 1,6 Millionen Euro. Laut Gesetz muss in der ersten Runde der Zwangsversteigerung mindestens die Hälfte geboten werden. Sonst wird der Zuschlag nach Angaben des Berliner Liegenschaftsfonds nicht erteilt. Dem Tochterunternehmen des Landes Berlin gehört das Grundstück.
Der Rummelplatz im Plänterwald war 1969 als „VEB Kulturpark Berlin“ eröffnet worden und galt als größter Freizeitpark der DDR. Bekannt wurde er auch durch die Kinder-TV-Grusel-Serie „Spuk unterm Riesenrad“. Nach dem Mauerfall übernahm die Schaustellerfamilie Witte das Erbbaurecht. Nach Millioneninvestitionen eröffnete sie 1992 den Spreepark. Zehn Jahre später meldete die Spreepark GmbH Insolvenz an.
Seither liegt das Gelände brach. Den fälligen Erbbaurechtzins hat die GmbH Jahre nicht gezahlt, auch andere Verbindlichkeiten blieb sie schuldig. Insgesamt lasten auf dem Spreepark mehr als 15 Millionen Euro Schulden, davon allein rund sechs Millionen Euro beim Land Berlin. Von der Versteigerung profitiert zunächst das Finanzamt Treptow-Köpenick. Viele andere Gläubiger, wie etwa die Deutsche Bank, könnten leer ausgehen.
Nach der Spreepark-Pleite hatte sich der Geschäftsführer Norbert Witte samt Familie und einigen Karussells nach Peru abgesetzt. Zwei Jahre später wurde er in Berlin wegen Kokain-Schmuggels zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er hatte 167 Kilogramm der Droge in den Mast des „Fliegenden Teppichs“ eingeschweißt. Inzwischen ist Witte wieder auf freiem Fuß.