Die Holzmarkt-Genossenschaft setzt auf eine zügige Nutzung ihres neu erworbenen Geländes an der Spree in Friedrichshain. Zehn prozent der Summe wurden bereits angezahlt.
Bereits ab dem Frühsommer 2013 soll mit der Errichtung von Hochbauten auf dem Areal am Bahnviadukt begonnen werden, wie der Genossenschaftsvorstand Mario Husten am Donnerstag sagte.
Geplant ist neben einem öffentlichen Park die Errichtung eines alternativen Gründerzentrums, eines Wohndorfes, eines Hotels und einer Bar. Zusätzlich soll es ein unterirdisches Restaurant geben.
Das Areal befand sich im Eigentum der Stadtreinigungsbetriebe (BSR), die es an die Immobilientochter der Schweizer Stiftung Abendrot verkaufte. Der BSR-Aufsichtsrat hatte dem Geschäft am Mittwoch zugestimmt. Nach Angaben des Holzmarkt-Genossenschaftsvorstandes wird nun noch die Dauer des Erbbaurechtsvertrag mit den Schweizern verhandelt.
Zur Begründung hieß es seitens des Bezirkes, dass nicht nur das höchste Gebot für die Entscheidung ausschlaggebend gewesen sei, sondern auch stadtsoziologische Überlegungen.
„Ich wünsche mir einen möglichst langen Zeitraum für uns, mindestens aber 50 Jahre“, sagte Husten. Dem Vernehmen nach sind Investitionen in einer Gesamthöhe von rund 100 Millionen Euro geplant. Die Genossenschaft fungiert gegenüber der Stiftung als Quartiersmanager. Am 12. November können die bislang 324 Mitglieder bei einer Versammlung weitere Ideen präsentieren.
Bekannt wurde das Holzmarktareal durch die kommerzielle Bar 25. Das nach außen abgeschirmte Vergnügungslokal stand für hedonistische Subkultur und das hippe Berlin nach dem Mauerfall. Nach Ende ihres Mietvertrages etablierten die Betreiber auf der anderen Flussseite den Bar-25-Nachfolger Kater Holzig.
Parallel wurde dort die Idee einer genossenschaftlichen Nachnutzung der Bar-Fläche geboren. Die dafür gegründete Gemeinschaft warb massiv öffentlich für ihr Projekt. Mitinteressent für die Fläche war ein BSR-Aufsichtsratsmitglied.
Initiatoren versprechen Mehrwert für Berlin
„Unser Projekt bietet einen Mehrwert für die Stadt“, betonte Mitinitiator Christoph Klenzendorf. Es entstehe nicht nur ein Kulturstandort, sondern auch Raum für nicht vom Kommerz bestimmte Lebensentwürfe und für Experimente im urbanen Raum. Dazu zählten Konzepte zur Selbstversorgung von Bewohnern des Holzmarktareals und ihren Nachbarn – bis zu 1200 Personen könnten ernährt werden. Geplant ist die Ernte von selbst angebauten Pflanzen. Auch Fischzucht ist vorgesehen.
Der aus der Schweiz stammende Bar-25-Mitbegründer Juval Dieziger sprach von „temporären Ansiedlungen“, die sich auf dem Gelände niederlassen dürften. Keinesfalls werde es Pkw-Stellplätze geben. Stattdessen setzen die Macher auf Elektromobilität. Insgesamt stehen 18.000 Quadratmeter zur Nutzung bereit.
Start mit Container-Bauten
Der genaue Bauablauf hängt laut Planer Christian Schöningh von der Übergabe der beiden Grundstücksteile ab. Er rechne damit, dass das nördliche Areal hinter dem Bahndamm bis zum Jahresende für die Genossenschaft frei ist. Im südlichen Bereich an der Spree nehme die BSR derzeit eine Altlastensanierung vor. Zugleich würden die Uferwände stabilisiert.
Zunächst sei die Aufstellung von „Hütten und Hallen“ geplant, die sofort nutzbar seien. Schöningh sprach von einer Containerlandschaft. Die größte, möglicherweise zweistöckige Halle habe eine Nutzfläche von 600 Quadratmetern. Im geplanten „Möhrchen-Park“ werde gleich zu Beginn der Saison 2013 gesät.
Unklar ist noch, wer die jeweils notwendigen Investitionsmittel trägt. Auf jeden Fall strebe die Genossenschaft an, dass Geldgeber mit ihrer Rendite die anderen Projekte unterstützten. Bei allen Gemeinwohl-Visionen sei klar: Die neue Bar müsse marktübliche Mieten bezahlen. Und Husten betonte: „Wirtschaftlich muss jeder Teil für sich funktionieren. Das mussten wir auch gegenüber der BSR nachweisen.“