Nach Drohungen

Guggenheim stoppt Großprojekt in Kreuzberg

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Die Denkfabrik des New Yorker Museums und des Autokonzerns BMW kommt doch nicht nach Berlin-Kreuzberg. Zuvor hatte es Drohungen aus der linksextremistischen Szene gegen das Forschungsprojekt gegeben.

Nach Drohungen aus der linksextremistischen Szene wird ein geplantes Forschungsprojekt des Autokonzerns BMW und des New Yorker Guggenheim Museums nicht in Kreuzberg gebaut. Das „BMW Guggenheim Lab“ sollte auf einem Grundstück an der Cuvrystraße/Ecke Schlesische Straße entstehen. Das Laboratorium, das bisher in New York residiert, ist eine offene Denkfabrik für die Probleme großer Städte. Die Eröffnung im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit war für den 23. Mai geplant.

„Aufgrund der hohen Gefährdungseinstufung seitens der Polizei und lokaler Behörden, hat die Solomon R. Guggenheim Foundation entschieden, das BMW Guggenheim Lab nicht am ursprünglich vorgesehenen Standort in Kreuzberg stattfinden zu lassen“, teilten die Organisatoren am Montagabend mit. Diese Entscheidung sei in Folge von Drohungen gegen das Projekt getroffen worden. Man bedaure diesen Entschluss.

Anlass für den Stopp des Projektes in Kreuzberg ist eine Veranstaltung Ende vergangener Woche mit Anwohnern und Mitgliedern der linken Szene, die eine Aufwertung des Stadtteils und steigende Mieten befürchten. Gegen einzelne Befürworter des „BMW Guggenheim Lab“, die im Kreuzberger Kiez wohnen, gab es sogar Drohungen. „Wir können das Risiko gewalttätiger Übergriffe nicht eingehen, wie sie von einer kleinen Minderheit angedroht wurden“, so die New Yorker Organisatoren.

Morgenpost Online erreichte am Montag auch eine E-Mail, in der sich angeblich Anwohner gegen die Denkfabrik zu Wort melden. Darin heißt es: „Wir wollen weder ein BMW-Guggenheim-Lab noch die geplante Luxus-Wohnanlage!“

Die Berliner Polizei nimmt die Drohungen gegen das Projekt ernst. In einer Gefährdungsbewertung kam das Landeskriminalamt (LKA) zu dem Schluss, dass es zu Sachbeschädigungen kommen könnte. „Übergriffe auf Personen sind aber unwahrscheinlich “, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. In erster Linie sei der Betreiber dafür verantwortlich, entsprechende Maßnahmen – etwa durch einen Sicherheitsdienst – zu ergreifen.

Dazu wird es nun wohl nicht mehr kommen. Es besteht die Gefahr, dass das Vorzeigeprojekt, das durch neun Metropolen der Welt wandern und bis Juli in Berlin sein sollte, nun aber auch gar keine Station mehr in der deutschen Hauptstadt macht. Denn die Zeit drängt. Nach Informationen von Morgenpost Online gibt es Überlegungen, nach Prenzlauer Berg in den Pfefferberg auszuweichen.

CDU-Innensenator Frank Henkel sagte Morgenpost Online: „Wenn die Informationen zutreffen, scheint es so zu sein, dass ein paar Chaoten bestimmen wollen, wer im Kiez leben darf und wer nicht. Das ist mit einer weltoffenen und toleranten Metropole nicht zu vereinbaren.“ Sowohl in der Senatskanzlei, als auch in der Kulturverwaltung wollte man sich am Montag noch nicht zu dem Vorgang äußern.

Die linke Szene in Friedrichshain-Kreuzberg hatte in den vergangenen Jahren wiederholt Projekte von Investoren kritisiert – und zum Teil auch angegriffen. So warfen vermutlich Linksextremisten Steine und Farbbeutel auf mehrere neue Wohnprojekte in Kreuzberg.

Franz Schulz (Grüne), Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, kritisierte die Drohungen. Nach seinen Angaben hätte die Denkfabrik auch für Kreuzberger Initiativen die Möglichkeit geboten, wichtige stadtpolitische Themen gemeinsam mit den Initiatoren des Kunstprojektes zu diskutieren . So war geplant, dass sich 30 Prozent der ausgestellten Themen direkt mit dem Thema Verdrängung beschäftigen sollten. Viele Initiativen hätten sich bereit erklärt, mitzumachen. „Ich bedauere, dass diese Chance vertan ist“, sagte Schulz.

( BMO )