Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) will die Lehrerausbildung in Berlin reformieren. Künftig sollen angehende Pädagogen während ihres Studiums ein ganzes Praxissemester absolvieren, um deutlich besser auf den Beruf vorbereitet zu sein. Geprüft werden soll auch, ob für die Ausbildung der künftigen Lehrerinnen und Lehrer ein zentrales Berliner Lehrerbildungszentrum mit Fakultätscharakter eingerichtet werden sollte.
Eine Expertenkommission unter Leitung des Pisa-Forschers Jürgen Baumert, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, soll der Senatorin bis zum September entsprechende Empfehlungen vorlegen. Heterogene Klassen, individueller Unterricht und Ganztagsschulbetrieb sowie das anstehende gemeinsame Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern – die Inklusion – seien Herausforderungen, auf die künftige Lehrer anders vorbereitet werden müssten, sagte Scheeres. Ein neues Lehrerbildungsgesetz sei deshalb dringend erforderlich.
Eignungstests sind geplant
Laut Baumert wird die Kommission auch darüber nachdenken, wie ein Eignungstest für Lehramtsstudierende aussehen könnte. Ein schlecht ausgefallener Test schließe ein Lehramtsstudium zwar nicht aus. Das sei gesetzlich nicht möglich. Bei der persönlichen Entscheidungsfindung könnten sie aber sehr hilfreich sein, so Baumert. Prüfen werden die Mitglieder der Kommission darüber hinaus, ob die Ausbildungsgänge für Sekundar- und Gymnasialschullehrer künftig zusammengelegt werden können. Daneben könnte es eine eigene Ausbildung für Grundschullehrer sowie für Berufsschullehrer geben. Auch die Dauer der Ausbildung aller Lehrer könnte angeglichen werden. Baumert: „Wir haben außerdem den Überprüfungsauftrag zu schauen, wie die Anforderungen der Inklusion in die Ausbildung der Lehrer integriert werden können.“ Um dem Lehrermangel zu begegnen, will man überdies Quereinsteigern den Weg in die Schule leichter machen.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres bezeichnet die geplante Änderung des Lehrerbildungsgesetzes als ihr größtes Reformprojekt in dieser Legislatur. Die Änderungen sollen möglichst zum Ausbildungsjahr 2013/14 greifen. Ihr Vorgänger, Jürgen Zöllner, habe die Schulstrukturreform durchgesetzt. Sie werde jetzt die dringend nötige Reform der Lehrerbildung durchsetzen, sagt die SPD-Politikerin Scheeres.
Nächster Termin der Expertenkommission ist der 23. März. An diesem Tag wird die Kommission erste Empfehlungen den Präsidenten der Berliner Universitäten vorstellen. Dabei könnte es Streit über ein mögliches zentrales Lehrerbildungszentrum geben. Die Freie Universität wie auch die Humboldt-Universität haben bislang jedenfalls auf ihrer Autonomie auch bei der Lehrerausbildung bestanden.