Jede dritte der rund 800 Berliner Schulen hat mehr als 40 Prozent Schüler nicht deutscher Herkunft. An 139 Schulen sind es sogar mehr als 60 Prozent. Das geht aus der Beantwortung einer kleinen Anfrage der bildungspolitischen Sprecherin der Linkspartei, Regina Kittler hervor. Die meisten dieser Schulen befinden sich in den Bezirken Mitte, Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg. Es folgen Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg.
Im Bezirk Pankow gibt es dagegen gar keine Schule, die mehr als 40 Prozent Schüler nicht deutscher Herkunft hat. Ihre Zahl steigt ständig: Im Schuljahr 2007/2008 besuchten 90.641 Schüler mit Migrationshintergrund Berlins Schulen. 2011/2012 sind es bereits 98.915, wie aus der Schulstatistik der Senatsbildungsverwaltung hervorgeht.
Kittler hatte auch gefragt, wie viele Schulen einen hohen Anteil von Schülern aus sozial schwachen Verhältnissen haben. Demnach gibt es berlinweit 145 Schulen, an denen mehr als 60 Prozent der Schüler von der Zuzahlung zu Lernmitteln befreit sind. Hinzu kommen 150 Schulen, die mehr als 40 Prozent Schüler aus sozial schwachen Familien haben.
Die Politikerin fordert eine deutlich bessere Ausstattung der Brennpunktschulen: „Das ist im Koalitionsvertrag vereinbart worden und muss jetzt bei den Haushaltsverhandlungen berücksichtigt werden.“ Auch bei der Bezahlung der Lehrer und in der Lehrerausbildung müsse auf die besonderen Bedingungen an diesen Schulen reagiert werden, so Kittler weiter. Sie geht davon aus, dass Brennpunktschulen mehr Probleme haben als andere. Das zeige sich unter anderem im Gewaltbericht des Senats. „Die meisten Gewaltvorfälle gab es an Schulen in Mitte und Neukölln“, so die Linken-Politikerin.
Die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Hildegard Bentele, sieht dagegen andere wichtige Themen. „Wir haben das kostenintensive Thema Inklusion, dann wollen wir auch die Gymnasien unterstützen“, sagte sie. In Bezug auf die Förderung von Brennpunktschulen verwies Bentele auf die 50 Millionen Euro, die insgesamt an die Bezirke gehen sollen. Damit könnten diese dann unter anderem auch die Schulen fördern.
Die Vorsitzende des Grundschulverbandes, Inge Hirschmann, fordert angesichts der Aufstellung des Landeshaushaltes für die kommenden zwei Jahre, die grundsätzliche Unterfinanzierung der Grundschulen zu beenden. So müssten beispielsweise alle Brennpunktschulen ausreichend mit Sozialarbeitern ausgestattet werden, sagte sie.
Die Schulleiterin der Weddinger Heinrich-Seidel-Grundschule (93,2 Prozent Schüler nicht deutscher Herkunft), Cornelia Flader, fordert eine hundertprozentige Personalausstattung. Zurzeit würden zwei Lehrkräfte fehlen. Um die Schüler besser fördern zu können, müssten zudem kleinere Klassen eingerichtet werden.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) ist der Ansicht, dass ihre Verwaltung auf alle Schulen, die in sozial benachteiligten Quartieren liegen, ein besonderes Augenmerk gelegt habe, um alle vorhandenen Unterstützungssysteme ausschöpfen zu können. „Wir werden mit Priorität auf diese Schulen die Ganztagsangebote umsetzen und ausbauen.“
Scheeres verwies darauf, dass Brennpunktschulen bereits zusätzlich ausgestattet sind. So gebe es mehr Lehrerstunden, die die Schulen für Sprach- oder Lernförderstunden oder für die Einrichtung kleinerer Klassen einsetzen könnten. Spezielle Fortbildungsangebote würden den Lehrern helfen, mit der eher schwierigen Schülerstruktur erfolgreich zu arbeiten, so Scheeres weiter.