In der Nacht zu Freitag wurden wieder zahlreiche Autos in Berlin angezündet – acht insgesamt. Nun hat die Polizei zwei mutmaßliche Brandstifter gefasst, durch den Einsatz eines Hubschraubers mit Wärmebildkamera.
Erstmals in diesem Jahr hat die Berliner Polizei mutmaßliche Autobrandstifter festgenommen. Die 43 und 24 Jahre alten Täter wurden in Moabit gefasst, wie ein Polizeisprecher berichtete. Die beiden wurden durch die Wärmebildkamera eines Hubschraubers aufgespürt. Einer der beiden ist dem Staatsschutz bereits bekannt. Der jüngere der beidenTatverdächtigungen ist nach Informationen von Morgenpost Online bereits wieder frei. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten, bestehe mangelnder Tatverdacht. Auch eine Durchsuchung der Wohnung hat demnach nicht stattgefunden, weil die Beweise gegen den Mann nicht für einen Tatverdacht ausreichen. Weil ein politischer Hintergrund vermutet wird, hatte der Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Erst am frühen Freitagmorgen wurden in der Stadt acht Wagen und ein Roller in Brand gesteckt. Vor allem der Stadtteil Charlottenburg war betroffen - hier wurden allein fünf Autos angezündet. Drei weitere Wagen und ein Roller brannten im Stadtteil Tiergarten. Zwei Autos gingen im Stadtteil Schöneberg in Flammen auf. Verletzt wurde bei den Bränden niemand. Angesichts der andauernden Brandanschläge auf Autos in den vergangenen Monaten will die Berliner Polizei alles daran setzen, Fahndungserfolge zu erzielen. Zusätzliche Streifen sind im Einsatz.
Lnksextremer Frust
Sicherheitsexperten vermuten, dass sich in Teilen der linksextremen Szene Frust angesammelt hat, weil der 1. Mai in Berlin in diesem Jahr vergleichsweise friedlich ohne größere Ausschreitungen blieb. Die Szene sei sehr heterogen und schwer zu fassen. In diesem Jahr registrierte die Polizei in Berlin bereits 63 politisch motivierte Brandanschläge auf Autos in der Hauptstadt. Dabei seien 77 Wagen direkt angegriffen worden, 54 weitere Fahrzeuge, die etwa in der Nähe standen, wurden beschädigt. Die meisten Brandstiftungen gab es im Mai. Die Ermittler gehen davon aus, dass ein großer Teil der Taten auf das Konto von Linksextremisten geht.
Die Serie von Autobrandstiftungen war im Vorjahr deutlich zurückgegangen. 43 Fälle von politisch motivierten Brandanschlägen auf Fahrzeuge hatte die Polizei 2010 festgestellt, 2009 waren es noch 145 solcher Taten. Brandstifter zu stellen, sei schwierig, weil die Anschläge nur Sekunden dauerten, sagte ein Polizeisprecher. Oft gehen hochwertige Limousinen oder Firmenwagen nachts in Flammen auf.
Zusätzliche nächtliche Streifen
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) hatte erst am Donnerstag im Abgeordnetenhaus einen verstärkten Einsatz gegen die Serie von Brandstiftungen angekündigt. „Wir setzen jetzt den Schwerpunkt auf die Brandstiftungen und unser Bemühen, die Täter zu finden.“ Die Polizei setze zusätzlich nächtliche Streifen ein. Einzelheiten nannte der Innensenator aber nicht. „Wo genau die Brandstreifen laufen, werde ich Ihnen hier nicht erzählen.“ Im Gegenzug müssten die Einsätze in den U-Bahnhöfen zurückgeschraubt werden. Sie waren wegen wiederholter brutaler Gewalttaten verstärkt worden.
Nur wenige Fälle der Brandstiftungen landeten auch vor Gericht. Im März dieses Jahres wurde ein 28 Jahre alter Autobrandstifter zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Der Mann hatte gestanden, im Juli 2010 angetrunken vor seiner Haustür im Stadtteil Kreuzberg ein Auto in Brand gesetzt zu haben. Bei einem späteren Versuch, einen Wagen anzuzünden, wurde er gestellt. Der Berliner stammte aber nicht aus der linken Szene.
In zwei anderen Strafverfahren wegen politisch motivierter Brandstiftungen musste die Staatsanwaltschaft Niederlagen einstecken. Ein 23-jähriger Berliner und eine 21-Jährige wurden freigesprochen. Im Fall der Frau hat die Staatsanwaltschaft Revision eingelegt.
dpa/BMO/nbo