Die Bauarbeiten für eine neue S-Bahn- und Tram-Strecke zum Hauptbahnhof haben begonnen. Durch die S21 soll der wichtigste Bahnhof Berlins endlich von Norden und Süden erreichbar und so zum Verkehrsknotenpunkt werden.
Am Berliner Hauptbahnhof hat am Montag der Bau der S-Bahnlinie 21 mit einem symbolischen Spatenstich begonnen. Die Strecke bindet den Bahnhof sowohl nach Norden als auch nach Süden an das S-Bahn-Netz. Bisher können Reisende vom Hauptbahnhof nur über den Ost-West-Ring mit der S-Bahn fahren. Auch mit der Tram soll man künftig besser zum Bahnhof kommen. In der Invalidenstraße an der S-Bahn Nordbahnhof begannen auch die Bauarbeiten zur Verlängerung der Straßenbahn.
„Der Hauptbahnhof wird damit auch zum innerstädtischen Verkehrsknoten“, sagte die Berliner Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Fernreisende könnten nun in Berlin besser auf andere Verkehrsmittel umsteigen, ergänzte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann. „Es geht darum, eine große Auswahl zu schaffen.“
Die neue Verbindung käme vor allem Fahrgästen aus dem Norden Berlins zugute, die dann ohne Umsteigen und schneller als bisher den Hauptbahnhof erreichten, sagte der DB-Chef für Berlin, Ingulf Leuschel. Zudem würden die Stadtbahn und der Bahnhof Friedrichstraße entlastet, da die neue Strecke sowohl die Ringbahn als auch die nördlichen S-Bahnlinien direkt mit dem Hauptbahnhof verbinde.
Neue S-Bahnlinie unterirdisch
Der erste Bauabschnitt verbindet den Hauptbahnhof im Norden mit den S-Bahnstationen Wedding und Westhafen. 2017 sollen die ersten S-Bahnen auf der Strecke fahren. Erst im Jahr 2019 wird die Strecke nach Süden bis zum Potsdamer Platz verlängert. Die S-Bahn wird komplett unterirdisch verlaufen. Dafür müssen für beide Strecken unter anderem neue Tunnel gebaut werden, nach Süden auch unter die Spree durch.
Insgesamt liegen die Gesamtkosten für die neue S-Bahnlinie nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums bei rund 350 Millionen Euro. Der Bund und das Ministerium fördern die erste Baustufe. Der Ausbau der Tramlinie soll knapp 30 Millionen Euro betragen. Die Bauarbeiten für die Straßenbahn gehen noch bis 2015. Die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta, erwartet auf der neuen Verbindung nach eigenen Worten rund 24.000 Fahrgäste täglich.
Die Grünen kritisierten den Straßenbahnausbau in einigen Punkten. In der Invalidenstraße wird die Fahrbahn künftig vierspurig sein. Die Tram bekommt allerdings keine eigene Trasse, sondern teilt sich die Spur mit den Autos. „Der Preis für die vierte Autospur ist das Schneckentempo der Straßenbahn, die keine eigene Trasse bekommen soll“, sagte die verkehrspolitische Sprecherin, Claudia Hämmerling. Dadurch könnten mehr Autos im Stau stehen.
Zwischen Garten- und Chausseestraße werden die vorhandenen Gleise erneuert und die bisher am Nordbahnhof endenden Gleise an die Invalidenstraße angeschlossen. Zwischen Chausseestraße und Alt-Moabit wird die zweigleisige Straßenbahntrasse mit anschließender Wendeschleife fortgeführt. Die 2,3 Kilometer lange Tram-Strecke wird sechs Haltestellen haben.
Igeb fordert Straßenbahn von Mitte nach Moabit
Der Berliner Fahrgastverband Igeb forderte den Senat auf, umgehend die Weiterführung der Straßenbahnstrecke nach Moabit zu planen, und zwar mindestens bis zur Beusselstraße. Denn ein großer Teil der Fahrgäste wolle nicht den Hauptbahnhof erreichen, sondern von Mitte nach Moabit und in Gegenrichtung mit der Tram fahren.
Erst mit der Verlängerung nach Moabit würden die Straßenbahnen auf der Neubaustrecke zwischen Chausseestraße und Hauptbahnhof gut frequentiert sein, sagte Igeb-Vorsitzender Christfried Tschepe. Tschepe forderte den Bau des S-Bahnhofs Perleberger Brücke auf der neuen S-21-Strecke. Denn diese Station biete vielfältige Umsteigemöglichkeiten zu Buslinien und erschließe den Stadtraum um die nördliche Heidestraße und den Nordhafen. Die Bahn will nach Leuschels Worten die S-Bahnstation aus Kostengründen nicht bauen. Die S-Bahn-Strecke soll ab 2019 vom Hauptbahnhof zum Potsdamer Platz verlängert werden.
dpa/ddp/toto