Designfestival DMY

Berliner Architekt entwirft "Hartz-IV-Wohnung"

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Der Berliner Architekt und Möbeldesigner Le Van Bo stellt während des Designfestivals DMY Möbel zum Selberbauen aus. Für wenig Geld sollen sich auch Arbeitslose ein Designer-Zuhause schaffen können.

Eine Ausstellung in Berlin-Kreuzberg zeigt von diesem Donnerstag an ein Musterquartier für Menschen mit wenig Geld. Der Architekt Van Bo hat die kreative „Hartz-IV-Wohnung“ entworfen. Gezeigt werden unter anderem ein Sessel zum Selbsttischlern für 24 Euro und ein Hocker, der auch zum Regal werden kann.

Le Van Bo, der sich in der Tradition des Bauhauses sieht und DDR-Plattenbauten schätzt, präsentiert seine Musterwohnung ab Mittwoch (1. Juni) während des Internationalen Designfestivals DMY in Berlin. Interessierte können das Musterquartier vom 2. bis 5. Juni im Betahaus anschauen.

Die Baupläne der Möbel versendet er an Interessierte kostenfrei über das Internet . Sein Ziel sei es, „viel Lebensqualität auf kleinem Raum für wenig Geld“ zu ermöglichen, sagt der Künstler. Er erwarte von den Nutzern seiner Pläne lediglich Feedback und ein Foto des Möbels per Mail. „Ich wollte Hartz IV einfach positiv besetzen, mit schönen Möbeln.“ Allerdings gebe es von Hartz-IV-Empfängern immer wieder auch scharfe Kritik an ihm. „Dabei geht es mir gar nicht darum zu sagen: Ihr habt nichts Besseres verdient.“

Le Van Bo machte Mitte Mai bereits mit einer ungenehmigten Möbelkunstaktionbaute mitten in der Abflughalle des Terminals 1 in München von sich reden. Dort stellte er seinen „24-Euro-Sessel“ auf, die Bretter dafür transportierte er in einer Plastiktüte und steckte sie einfach zu dem Sessel zusammen.

„Da stehen die Leute herum und fragen sich: Darf man das?“, sagte der Künstler. Für den Flug nahm er das Möbel wieder auseinander. Bei der Ankunft in Berlin ließ er den Sessel dann eine halbe Runde auf dem Gepäckband mitfahren – skeptisch bis belustigt beäugt von den auf ihre Koffer wartenden Passagieren. Das Flughafenpersonal griff nicht ein.

Zum Möbel-Repertoire des Designers gehören neben dem Sessel auch noch ein Single-Wohnung-Bettsofa, ein Esstisch und ein multifunktionaler Hocker, der auch als Regal oder Beistelltischchen fungieren kann. Geld verdient Le Van Bo nach eigenen Angaben nicht mit den Hartz-IV-Möbeln. Die Finanzierung der Musterwohnung organisierte er durch Spenden übers Internet.

( dpa/tj )