Ein Treffen ehemaliger Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA) im Tierpark hat am Sonntag zu scharfen Reaktionen aus der Landespolitik und von Betroffenenverbänden geführt. „Man könnte es für einen obskuren Karnevalsbeitrag halten, aber wir müssen das ernst nehmen“, erklärte SPD-Verfassungsschutzexperte Tom Schreiber im Interview mit dem „Tagesspiegel“.
Etwa 100 einstige NVA-Offiziere, darunter Ex-DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler, hatten am Sonnabend in der Cafeteria des Tierparks in Friedrichsfelde den 55. Jahrestag der NVA-Gründung gefeiert. Einige der Teilnehmer waren dazu in ihrer ehemaligen Uniform in die Tierpark-Cafeteria gekommen, wie am Sonntag bereits der „Berliner Kurier“ berichtet hatte.
Die Tierpark-Cafeteria wird von einem privaten Pächter betrieben. Offenbar hatte der NVA-Traditionsverband dort Räume gemietet und ein Catering bestellt. Aus Anlass des Jahrestages sei das Rednerpult mit DDR-Fahnen geschmückt gewesen, hieß es.
Am Montag distanzierte sich die Geschäftsleitung des Tierparks von der Feier. „Wenn wir davon gewusst hätten, hätten wir diesen Aufmarsch von Ewiggestrigen verhindert“, sagte Geschäftsführerin Gabriele Thöne. Der Betreiber der Cafeteria sowie ein Mitarbeiter des Tierparks, der die Geschäftsführung nicht von dem Treffen informiert hatte, erhielten eine Abmahnung.
Die NVA wäre am 1. März 55 Jahre alt geworden. Empört über das Treffen zeigte sich der stellvertretende Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Stalinismus (VOS), Ronald Lässig. Es könne doch nicht sein, dass der Tierpark „seine Tore für Systemträger einer Diktatur öffnet“. Er forderte, Uniformen und Symbole der DDR müssten in der Öffentlichkeit ebenso verboten sein wie nationalsozialistische Relikte und Abzeichen.
Am Sonnabendnachmittag gab es noch ein weiteres DDR-Gedenkfest: Frühere Mitglieder der Freien Deutschen Jugend (FDJ) trafen sich zu deren „65. Geburtstag“ im privaten Vietnam-Center an der Leipziger Straße.