Der Fall hatte in Berlin vor 18 Jahren für großes Aufsehen gesorgt. In einer Grünanlage in Moabit entdeckten Passanten damals einen 52 Jahre alten Mann reglos auf einer Parkbank liegend. Der wohnungslose Herbert W. war im Mai 1992 mit einem Hammer erschlagen worden, der Anblick der schlimm zugerichteten Leiche schockierte sogar hartgesottene Ermittler der Polizei.
Nun muss sich der mutmaßliche Täter nun vor dem Berliner Landgericht verantworten. Denn dank moderner, zur Tatzeit Anfang der 90er-Jahre noch unbekannter Fahndungsmethoden, konnte der mutmaßliche Täter nach so langer Zeit doch noch überführt werden. Der heute 45-jährige Ali K. hatte die Tat der Polizei gestanden. Doch zum Prozessauftakt verweigerte er die Aussage.
Drei weitere Morde
Der mutmaßliche Täter ist für die Berlin Justiz kein Unbekannter, ganz im Gegenteil. Zum Prozess wird Ali K. an den fünf angesetzten Verhandlungstagen von der Justizvollzugsanstalt Tegel nach Moabit gebracht. In der JVA verbüßt K. seit 1993 eine lebenslange Freiheitsstrafe. Herbert W., der wechselweise bei Verwandten und Bekannten übernachtete und der mit Gelegenheitsarbeiten auf dem Bau für seinen Lebensunterhalt sorgte, war 1992 nicht sein einziges Opfer. Denn im April desselben Jahres hatte Ali K. innerhalb von zwei Wochen drei weitere Menschen umgebracht: einen 28 Jahre alten Tankwart, eine 30 Jahre alte Frau sowie deren 26 Jahre alte Freundin. Alle drei wurden durch Kopfschüsse getötet.
Am 19. oder 20. Mai 1992 – der genaue Todeszeitpunkt ließ sich nach dieser langen Zeit nicht mehr feststellen – traf es den wohnungslosen Herbert W. Mehrmals soll Ali K. mit dem Tatwerkzeug, einem Zimmermannshammer, auf den Kopf seines Opfers eingeschlagen haben.
Nach dem Fund der Leiche ermittelte die zuständige Mordkommission zunächst im einschlägigen Milieu, es gab Hinweise auf ein Zechgelage des Getöteten in der Grünanlage in Moabit, bei der es zum Streit gekommen sein soll. Aber alle Spuren endeten im nichts, fast 18 Jahre lang.
DNA-Spuren führen zum Täter
Doch die Akten der Mordkommissionen im Landeskriminalamt (LKA) werden selbst dann nicht geschlossen, wenn ein Fall jahrelang ungeklärt bleibt. Mord verjährt nicht, Totschlag erst nach 20 Jahren, die Ermittler haben, wenn es sein muss, viel Zeit. Immer mal wieder werden die Fälle aufgerollt, mit neueren, ähnlich gelagerten Fällen verglichen. Oder es werden gesicherte Beweise, die jahrelang still in einer Asservatenkammer ruhten, nach neuen Verfahren untersucht.
Das geschah Ende 2009 auch im Fall des getöteten Wohnungslosen. DNA-Spuren, die auf der Tatwaffe sichergestellt worden waren, wurden untersucht und mit dem DNA-Material bereits polizeilich erfasster Täter verglichen. Das chemische Verfahren brachte die Ermittler knapp 18 Jahre später auf die Spur von Ali K.
Der 45-Jährige gestand bei seiner Vernehmung, Herbert W. in jenem Mai 1992 mit dem Hammer erschlagen zu haben. Er berief sich dabei aber auf Notwehr, das Opfer habe ihn damals nach einem Streit angegriffen.
Die Staatsanwaltschaft hat gegen Ali K. Anklage wegen Totschlags erhoben. Wie und durch wen Herbert zu Tode kam, scheint geklärt. Ob das Geschehen vom Mai 1992 wirklich vollständig aufgeklärt werden kann, muss die Verhandlung zeigen.