Schloss Paretz

Wie Königin Luise sich als Stil-Ikone inszenierte

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Gabriela Walde

Die vor 200 Jahren gestorbene Königin Luise war sehr modebewusst. Eine Ausstellung in Schloss Paretz bei Potsdam zeigt jetzt die kostbare Garderobe der trendbewussten Preußen-Madonna.

Im Sommer vor 200 Jahren starb Luise mit nur 34 Jahren an Lungenkrebs, die Legende nennt es „gebrochenes Herz“, denn Preußen lag am Boden. Wissenschaftler sagen, es sei Krebs gewesen. Wie dem auch sei. Der Luisenkult verehrt sie als Modepuppe, Märtyrerin und auch Mutter der Nation. Die Berliner und Potsdamer Ausstellungsmacher, die Luise in diesem Jahr gleich drei Jubiläumsausstellungen widmen, setzen auf Luise als Inbegriff eines fröhlichen, auf jeden Fall nicht militaristischen, dafür traditionsbewussten Preußen. Die preußische Madonna als Touristen-Magnet.

Mit ihr konnte man tatsächlich Staat machen, sie war betont weiblich, dazu offen und wunderbar natürlich mit einer warmen Ausstrahlung, vor allem aber war man in Berlin von ihrem modischen Flair fasziniert. Viele sehen in ihrem turbulenten Leben und frühen Sterben eine moderne Parallele zu Lady Di, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bezeichnet sie gar keck als „Miss Preußen“ und holt sie damit ganz in die Gegenwart.

Sie wusste, was man in Paris trug

Luise, Dame von Welt, wie man es damals nannte, die wusste, was man in den Metropolen von London und Paris trug, informierte sich mittels Magazinen wie „Journal des Luxus und der Moden“. Sie ließ sich, wenn es sein musste, sogar per Eilboten den „dernier cri“ (letzen Schrei) aus Paris „einreiten“. An der Seine hatte man damals das Faible für hautfarbene Stoffe entdeckt, ein Trend, der nach Preußen überschwappte, wo die „Nackt-Kleider“ erst einmal skeptisch beäugt wurden. Mit dieser luftig-leichten Mode wollte man sich vom schweren, einengenden Ballast vergangener Zeiten befreien. Luise machte diese Mode tragbar.

Geld? – spielte angeblich keine Rolle für die Königin mit dem mädchenhaften Gesicht. Allein 65 kostbare Roben soll sie – laut Katalog – besessen haben; selbst für die Staatskasse damals keine „Peanuts“. Allerdings regelte auch damals schon ein höfischer Kanon, wann und zu welchem Anlass, sei es privat oder bei königlichen Feiern, welches Kleid zu tragen war. Bevor ein Porträt von ihr gefertigt wurde, gab es eine durchdachte Kleider-Auswahl. Kleider, damals wie heute, sind eindeutige Imageträger. Pelze wie Nerze wurden Luise oft als Staatsgeschenke überreicht, wenn die Königin sie dann trug, galt das durchaus als politisches Symbol.

Roben, Seidenhüte, Juwelen und Kaschmirschals

Sie war schon damals eine „Mode-Ikone“, auch wenn sie nicht die Größe Null trug, sondern die Konfektionsgröße 36 bis 38. Mit 1,73 Meter war sie relativ groß für die Zeit, und immer dem Anlass gemäß perfekt gekleidet – für den kleinen Napoleon ein Grund zum Schwärmen. „Luise verstand es, ihre körperlichen Vorzüge herauszustellen“, sagt Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. In Paretz bei Potsdam ist ab dem 31. Juli die kostbare Garderobe der trendbewussten Monarchin zu sehen. Hier auf dem Lande erholte sich das Königspaar vorzugsweise im Sommer, vor allem das Unbeschwerte soll Luise hier genossen haben.

In der authentischen Schau – die dritte und letzte im Jubiläumsjahr – mit dem unspektakulären Titel „Luise. Die Kleider der Königin“ zeigt eindrucksvoll, wie umfassend der Kleiderschrank der „Miss Preußen“ war, auch wenn einige Exponate farblich verblasst sind und die Stoffe etwas brüchig: Erlesene Roben sind zu sehen, ebenso wie schlichte Tagesbekleidung sowie diverse Seidenhüte, funkelnde Juwelen und luxuriöse Kaschmirschals in allen Farben des Regenbogens.

Empire-Stil für die Schwangerschaft

Mit Accessoires wie riesigen Ringen, Ketten und Broschen gab sie ihrem Outfit noch das letzte modische I-Tüpfelchen. Nur die Reitkostüme sehen alles andere als sportiv und bequem aus, sondern kapriziös und eng wie ein Korsett. Auch die kleinen Geheimnisse der hübschen Monarchin werden hier gelüftet: Botox gab es zwar noch nicht, Luises Schönheitsrezeptur versteckt sich in kleinen Döschen und Töpfchen. Sogar ihre Zahnbürsten sind zu sehen. Einige der Gewänder und Hüte mussten im Vorfeld der Ausstellung umfassend restauriert und konserviert werden, alles Unikate und fragile Schätze in Vitrinen, die vor dem Verfall auch in Zukunft geschützt werden müssen.

Auffallend ist Luises Faible für schwingende Empire-Kleider mit hoher Taille, das sah natürlich elegant und mädchenhaft zugleich aus, aber für die Königin hatte es wohl auch ganz praktische Gründe. Mit diesen weit fallenden Kleidern, oft in weiß, konnte sie ihre zehn Schwangerschaften ideal kaschieren. Auch mondäne Preußenköniginnen haben manchmal ihre Probleme.

Die Ausstellung: Schloss Paretz, Parkring 1, Ketzin, bis zum 31. Oktober. Di-So, 10-18 Uhr.