Geschäftsidee

Wie Gründer Daniel Kania aus Abfall Blumendünger macht

| Lesedauer: 5 Minuten
Christine Persitzky
Daniel Kania ist der Gründer von GreenLab Berlin. Das Unternehmen produziert Dünger für Hobbygärtner in der Stadt.

Daniel Kania ist der Gründer von GreenLab Berlin. Das Unternehmen produziert Dünger für Hobbygärtner in der Stadt.

Foto: Sven Lambert

Wirtschaftsingenieur Daniel Kania hat GreenLab gegründet. In Sachen Nachhaltigkeit macht er keine Kompromisse – und hat Erfolg damit.

Berlin.  „Pimp my Gärtchen“ steht auf der Verpackung. Als Daniel Kania die große braune Papiertüte öffnet, strömt feiner Kakaoduft heraus. Darin sind Blumendüngerpellets, die an überdimensionierte Schokostreusel erinnern. Fast möchte man eines naschen.

„Es schmeckt nicht, weil es nicht gesüßt ist“, erklärt Kania. „Aber es ist völlig unschädlich. Es sind rein pflanzliche Reststoffe.“ So ein Pellet könne auch gegessen werden – egal, ob von Haustier oder Kind.

Upcycling von Kakaosamenschalen

Daniel Kania ist Geschäftsführer von GreenLab Berlin. Das Start-up stellt per Upcycling biologischen Pflanzendünger her. Das geht so: In Berlin fallen bei der Verarbeitung von Kakao große Mengen Kakaosamenschalen an. Zum Kompostieren sind sie zu hart, so landen sie im Normalfall im Müll. Doch die Samenschalen enthalten viele Nährstoffe und sind damit eigentlich zu schade zum Wegwerfen.

Das erkannten Ines Eichholz und Sabine Schäfer. Die promovierten Agraringenieurinnen entwickelten am Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der Humboldt-Universität ein Verfahren, die Nährstoffe zu extrahieren und zu Dünger zu machen.

Erfindergeist trifft auf Wirtschaftswissen

Für ihre Unternehmensgründung brauchten sie dann noch betriebswirtschaftliches Know-how und einen Businessplan. Hier kam Daniel Kania ins Spiel.

Der 34-Jährige hat Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin studiert. „Ich finde es grundsätzlich sehr spannend, was Gründung und Innovation bedeuten, dass man sich dabei in vielem ausprobiert, selber Lösungswege suchen muss, auch Hochs und Tiefs erlebt, Grenzerfahrungen macht.“

Er selbst sei aber nicht der große Erfinder: „Ich hatte noch keine eigene Gründungsidee, ich bin eher der Ideennehmer.“

Treffpunkt Stellenbörse

Seine Kernkompetenz sieht er in der Analyse und der marktgerechten Umsetzung der Idee. „Ich versuche, daraus ein Produkt zu kreieren, das vertriebsfähig ist“, so Kania. Wie kann ich das vermarkten, wer sind die Zielgruppen, sind die leitenden Fragen.

Nach dem Diplom-Abschluss startete Kania in ein Trainee-Programm. Parallel hielt er Augen und Ohren offen, schaute regelmäßig in die Stellenbörse der HU – und fand dort schließlich seine Ideengeberinnen mit dem Blumendünger.

Kooperation mit Schokoladenhersteller

Gemeinsam gründeten sie im Jahr 2013 GreenLab Berlin und bauten die Kooperation mit einem Berliner Schokoladenhersteller auf, der biologisch produzierte und fair gehandelte Kakaobohnen verarbeitet.

2014 brachte das Team mithilfe einer Crowdfunding-Kampa­gne die ersten beiden Produkte auf den Markt: den Festdünger „Pimp my Gärtchen“ und den Flüssigdünger „Blümchenfutter“, beide bio und ohne tierische Anteile.

„Wenn man zum ersten Mal seine Produkte in einem Supermarkt im Regal stehen sieht und weiß, man hat von null an dafür gekämpft, dass das passiert – das ist schon toll“, erinnert sich Kania. Die Produkte sind zugeschnitten auf Stadtgärtner, also für den Einsatz auf Balkon, im Kleingarten und fürs Urban Gardening.

Klimaneutraler Versand

Kania ist die Nachhaltigkeit bei Produktion, Verpackung und Versand wichtig. Das fängt an bei der Verwertung der Kakaosamenschalen und geht über die Verwendung von Recycling-Materialien für die Behälter bis hin zum klimaneutralen Versand.

Für eine zusätzliche Finanzierung nahm Kania im Herbst 2015 an der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ teil und präsentierte die Produkte vor den potenziellen Investoren. Ein in der Sendung zugesagter Deal platzte dann jedoch.

Saisonale Artikel sind eine Herausforderung

In diesem Moment der finanziellen Unsicherheit stiegen seine Geschäftspartnerinnen aus. Er bedauert das: „Ich bin eher der Teamplayer“, sagt der 34-Jährige. Aber er machte alleine weiter. Dabei hat er sich kein einfaches Business ausgesucht: „Die größte Herausforderung ist, dass es ein saisonaler Artikel ist“, so Kania.

Pflanzendünger ist ein Frühlings- und Sommer-Geschäft. Ab Herbst werden Pflanzen nicht mehr gedüngt. Die Endverbraucher steigen Ostern wieder ein. Der Verkauf an die Händler beginnt schon im Februar. Aber: „Man hat nicht seinen Standard-Regalplatz, sondern muss jedes Jahr darum kämpfen, dass man wieder reinkommt.“

Weitere Gartenprodukte im Sortiment

Im Winter wird in der eigenen Halle in Stahnsdorf vorproduziert. Außerdem hat Daniel Kania weitere nachhaltige Gartenprodukte in den GreenLab-Online-Shop genommen: Pflanzgefäße, Blumenerde, Sämereien sowie T-Shirts im GreenLab-Design für den „Strebergärtner“ und die „Beetschwester“.

Was dem Un­ternehmen fehlt, wäre eine Kooperation, am besten eine jahreszeitliche Ergänzung, die zu ihm passt, wie der Lebkuchen zur Eisdiele. „So was wäre perfekt“, sagt Kania – auch für die Auslastung der Produktionsstätte.

Natürlich schläft die Konkurrenz nicht. „In Berlin sind wir eigentlich schon recht bekannt und haben eine gute Vertriebsstruktur“, erzählt der Wirtschaftsingenieur. Überregional gibt es noch andere Dünger-Start-ups. „Deshalb tun wir uns im Süden und im Westen der Republik schwerer.“

Geschäft soll international werden

Denn Regionalität ist ein wichtiges Verkaufsargument – erschwert aber die Expansion. Trotzdem arbeitet Kania daran, seinen Dünger international anzubieten. In Österreich und in Holland klappt das bereits gut, in der Schweiz läuft das Zulassungsverfahren.

Seit gut einem Jahr hat Daniel Kania wieder Verstärkung. Eine Doktorandin arbeitet an Versuchen und Ideen zu neuen Produkten. Die testet der Wirtschaftsingenieur auch im eigenen Schrebergarten. „Primär geht’s da aber um Gemüseanbau – und um Erholung.“