Wer als Friseur oder Kosmetiker Karriere machen will, muss sich weiterbilden. Einige Profis berichten, wie sie sich etablieren konnten.
„Frisur und Gesicht, Haut und Haar – das Gesamtpaket muss stimmen“, sagt Andreea Rakosi. „Manchmal reicht Wimperntusche oder ein Hauch Rouge, damit der neue Haarschnitt oder die frische Haarfarbe noch besser wirkt.“ Rakosi ist Friseurmeisterin und hat vor gut einem Jahr ihren Salon OnHair eröffnet. In dem 150 Quadratmeter großen Laden kümmert sie sich nun gemeinsam mit ihren Mitarbeitern um Haar, Make-up und Typberatung ihrer Kunden.
Rakosi hat einen hohen Anspruch an ihre Arbeit: Sie will, dass sich Kunde oder Kundin beim Blick in den Spiegel schön finden. „Vorher mache ich den Frisierumhang nicht ab“, sagt die 32-Jährige. In Sachen Ladenschluss kommt sie ihren Kunden sehr entgegen. Der sei „open end“, sagt sie. Auch um Mitternacht schneidet sie noch Haare. „Ich bin ein Nachtmensch – warum also nicht?“, meint die Friseurmeisterin.
Beruflich musste Andreea Rakosi ihren eigenen Typ erst finden. Sie ist in Bayern aufgewachsen – das rollende R verrät sie – und wollte zunächst ins Hotelfach. Die Ausbildung habe sie aber abgebrochen, erzählt sie. „Ich brauche etwas Kreatives, wollte mit Menschen zu tun haben.“ Also entschied sich Rakosi für das Friseurhandwerk. Dafür besuchte sie zwei Jahre lang eine Privatschule in Niederbayern.
Erster Job in Berlin bei einer Friseurkette
„Ich habe vom ersten Tag an Haare geschnitten, wurde regelrecht ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sie sich. Im Nachhinein ist sie froh darüber, dass sie schon in der Ausbildung so viel praktische Erfahrung sammeln konnte. Nach der Meisterprüfung ging sie nach Berlin. Dort war sie erst eine Zeit lang bei einer Friseurkette beschäftigt. Schnell und günstig sei dort gearbeitet worden, aber nicht immer gut. Sie sei kein Fan von diesem Geschäftsmodell, sagt Rakosi. „Schnell zu arbeiten ist eine Sache, dabei ordentliche Arbeit zu leisten eine andere.“
„In dem Beruf sollte man definitiv nicht bei vorhandenem Wissen stehen bleiben“, sagt Andreea Rakosi. Wenn man nicht bei einer Billigkette für den Mindestlohn im Akkord arbeiten wolle, komme man um Fortbildungen und Spezialisierungen nicht herum, betont die Friseurmeisterin.
Flamme statt Schere: Feurige Frisuren
Wettbewerbe als Sprungbrett für junge Friseure
„Natürlich sind auch Wettbewerbspreise super, um einen Arbeitsplatz bei einem namhaften Friseur zu bekommen.“ Auch Rakosi selbst hat sich kontinuierlich fortgebildet – und wird ab kommenden Jahr ihr Wissen deutschlandweit in Trainingskursen ihren Berufskollegen vermitteln.
In diesem Herbst hat die Meisterin mit Lennart Lutzke (20) ihren ersten Auszubildenden eingestellt. „Das Färben macht mir zum Beispiel viel Spaß“, erzählt der 20-Jährige. Strähnchentechnik und Haarverlängerung findet er spannend. „Nageldesign dagegen ist nicht so mein Ding.“ Aber Maniküre ist nun einmal Teil der Friseurlehre.
Meistertitel für die Selbstständigkeit
Auch Lutzke hat große Pläne für seine Karriere: Er könne sich vorstellen, gleich im Anschluss an seine Ausbildung den Meister zu machen, sagt er. Den Titel braucht er, wenn er sich selbstständig machen will. Auch eine Tätigkeit im Ausland schließt er nicht aus. Er habe bereits in Chile gelebt und spreche Spanisch, erzählt der Azubi.
Lennart Lutzke gehört zu einer Minderheit in der Branche: Berufe wie Friseur und Kosmetiker werden nach wie vor meistens von Frauen gewählt. In seiner Berufsschule seien von 27 Azubis nur sieben männlich. Lutzke findet das aber schon ganz passabel: „Ich hatte mit noch viel weniger männlichen Mitschülern gerechnet.“
Zuständige Berufsschule ist das OSZ Körperpflege
Yvonne Waldek arbeitet als Berufschullehrerin am Oberstufenzentrum (OSZ) Körperpflege. Dort erlernen Friseure und Kosmetiker, aber auch Maskenbildner ihren Beruf. Waschen, schneiden, legen – das seien einmal die klassischen Friseurleistungen gewesen, sagt Waldek. Doch inzwischen gehöre viel mehr dazu.
Dementsprechend gibt es seit zehn Jahren einen Rahmenlehrplan für die Ausbildung, der an die Anforderungen angepasst worden ist. Die Berufsschüler haben so zum Beispiel die Möglichkeit, ein Modul auszuwählen, in dem sie sich spezialisieren. Das kann Visagistik sein, Langhaarfrisuren, Nageldesign, Haarersatz oder Coloration.
Nicht zur Ausbildung am OSZ gehört die Naturkosmetik, die inzwischen durchaus im Trend sei. „Dafür gibt es sicherlich einen Markt“, sagt Yvonne Waldek. „Wer Interesse daran hat, muss sich selbst kümmern und nach privaten Kursangeboten suchen“, sagt die Ausbilderin.
Die Konkurrenz im Schönheitsgeschäft ist groß
Um sich auf dem Markt zu behaupten und herauszustechen, hält sie neue Konzepte und Ideen für hilfreich. Denn die Konkurrenz im Schönheitsgeschäft ist groß. Deutschlandweit gibt es laut Forschungsinstitut GWS ungefähr 80.000 Friseur- und knapp 15.000 Kosmetiksalons. Das Leistungsspektrum der Friseure überschneide sich mitunter mit den Angeboten von Kosmetikern.
Das Rezept für Erfolg? „Man muss seine Stammkunden auch nach zehn Jahren so glücklich machen wie am ersten Tag“, sagt Andrea Mayr (36). Die Friseurmeisterin absolvierte zusätzlich eine zweijährige Ausbildung zur Maskenbildnerin und übernahm im Jahr 2013 die Firma maske berlin. Damit hat sie sich auf Haarstyling und Kosmetik für Fotoshootings, Film- und Fernsehproduktionen spezialisiert.
Ihr Geschäft ist zudem Fachhandel und Verleih von Profi-Equipment für Maskenbildner. Außerdem hat sie einen Online-Shop und bietet Workshops an. Mit ihrem Konzept ist sie Drittplatzierte im Landeswettbewerb „Berliner Unternehmerin 2016/ 2017“ geworden. Das Credo von Andrea Mayr: „Man muss alle Ressourcen ausschöpfen und alles nutzen, was man irgendwann mal gelernt hat.“
Selbstständigkeit bringt viel Büroarbeit mit sich
„Wer seine eigene Firma gründet, nur weil er gerne Haare schneidet, macht einen Fehler“, lautet Mayrs Erfahrung. Denn das reiche nicht für die Selbstständigkeit. Für sie ist Haareschneiden der „Entspannungspart“. Der viel aufwendigere Teil ihrer Arbeit umfasst, ihre fünf festen Mitarbeiter zu führen, sich um Buchhaltung und Verträge zu kümmern, Innovation und Marketing am Laufen zu halten. Das erfordere viel Ausdauer.

Um sich in der Selbstständigkeit zu behaupten seien Kontakte „das A und O“, findet Andrea Mayr, die sich als Netzwerkerin bezeichnet. Einmal jährlich veranstaltet sie den „Berliner Haarspendetag“, an dem sich Spender von ihren langen Haaren trennen können, dafür einen Gratis-Haarschnitt, ein Tages-Make-up und ein Porträtfoto bekommen. Abgeschnittene Zöpfe gehen an Haarwerkstätten, die daraus Perücken für Menschen mit krankheits- oder erblich bedingtem Haarausfall fertigen.
Über ein Schulpraktikum in den Beruf gerutscht
Auch Stella Breuer arbeitet bei maske berlin. Sie hat ihre Ausbildung zur Friseurin vor zwei Jahren abgeschlossen. Über ein Schulpraktikum sei sie in diesen Beruf quasi hineingerutscht. „Ich fand es für mich total passend. Es war keine einfache Entscheidung, doch ich habe dann – anders als geplant – kein Abi gemacht, sondern bin nach der zehnten Klasse in die dreijährige Ausbildung gestartet.“

Die heute 23-Jährige hat ihren Schwerpunkt auf das Thema Make-up gelegt. Zu ihren Kunden gehören auch Schauspieler, die sie zum Beispiel vor Veranstaltungen zurechtmacht. Bei Events gehe es stressig zu, erzählt Breuer. Denn dort es gebe einen festen Zeitrahmen. „Da arbeiten wir zum Teil zu dritt an einer Person, um rechtzeitig fertig zu werden.“
Anders sei es mit den Kunden, die in den Laden kommen, und dort frisiert oder geschminkt werden möchten. Da müsse man sich Zeit für Gespräche nehmen und zuhören können, sagt Stella Breuer. „Ich lerne immer wieder dazu. Was funktioniert bei welchem Kunden, was steht ihm am besten, und womit fühlt er sich wohl?“ Solche Fragen müsse sie für jeden neu beantworten. Ihr Ziel: immer sicherer zu werden.