Berlin. Die Studienprogramme zum Master of Business Administration verlangen viel von den Absolventen. Drei Berliner über ihre Motive dafür.
Sein Studium zum Master of Business Administration (MBA) hat Ruven Eul schon eine ganze Menge Meilen auf seinem Vielfliegerkonto eingebracht. Und einen neuen Job: Seit August 2015 pendelt der 29-Jährige zwischen seinem Zuhause in Berlin und Zug in der Schweiz, wo er für die internationale Unternehmensberatung HighPoint Solutions arbeitet. Eul unterstützt Firmen der Pharma- und Gesundheitsbranche bei Auswahl und Implementierung von branchenspezifischen IT-Lösungen.
Trotz seiner jungen Jahre bringt Eul optimale Voraussetzungen für den Job mit. Nach dem Abitur begann der gebürtige Stuttgarter ein duales BWL-Studium bei Pfizer in Karlsruhe. Als der Pharmakonzern 2008 die Deutschlandzentrale nach Berlin verlegte, zog er mit und vollzog seitdem mehrere Karriereschritte in Marketing und Vertrieb.
Ein MBA-Abschluss qualifiziert für Führungspositionen
„Trotzdem hatte ich immer den Wunsch, noch einen Master zu machen“, sagt Eul. Praxisnähe und die Option, Job und Gehalt nicht aufgeben zu müssen, gaben für ihn den Ausschlag für einen berufsbegleitenden MBA. An der Business School der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) hat er von 2014 bis 2015 einen MBA in Healthcare Management gemacht.
Weltweit gilt ein MBA als Karriereturbo, insbesondere für Techniker, Ingenieure, Ärzte und andere Fachkräfte ohne Wirtschaftselemente im Studium. Die Ausbildung bereitet Nachwuchskräfte auf höhere Führungsaufgaben vor. Anders als etwa beim klassischen BWL-Studium sollen MBA-Programme nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern die Führungs- und Entscheidungskompetenz stärken. Deshalb stehen außer betriebswirtschaftlichen Methoden auch Seminare zu Führung und Strategie auf dem Stundenplan.
Auch Erfahrung der Studenten fließt in Seminare ein
Der Unterrichtsstil ist deutlich praxis- und handlungsorientierter als das typische Masterstudium im Bereich Wirtschaft. In der Regel bearbeiten die Studenten reale Fallstudien aus dem Managementalltag. Dabei lernen sie nicht nur von den Dozenten, oft selbst Führungskräfte aus der Wirtschaft, sondern profitieren auch gegenseitig von den unterschiedlichen Erfahrungen, die jeder aus seinem Job und seinem Erststudium mitbringt.
Da sich die Programme an Teilnehmer aus aller Welt richten und oft einen Auslandsaufenthalt vorsehen, sind gute Englischkenntnisse Pflicht. Auch an deutschen Business Schools wird überwiegend auf Englisch unterrichtet, auch an der HWR.
Private Business Schools im In- und Ausland
Angeboten werden MBA-Programme von vielen privaten Business Schools im In- und Ausland. Wer seinen Abschluss bei einer der Top-Adressen erwerben möchte, muss dafür allerdings tief in die Tasche greifen. International renommierte Anbieter wie Insead in Frankreich, die London Business School in Großbritannien oder die spanische IESE in Barcelona verlangen für das Vollzeit-MBA-Studium 75.000 bis 80.000 Euro, die US-Elite-Unis Harvard oder Stanford umgerechnet sogar 120.000 Euro.
Dazu kommen meist hohe Lebenshaltungskosten. Wer an einer Elite-Business-School studiert, hat dafür aber auch sehr gute Chancen auf einen hoch dotierten Managementposten. Und er verfügt über ein weltumspannendes Netzwerk aus ehemaligen Kommilitonen, den sogenannten Alumni.
Die Berliner ESMT spielt in der ersten Liga
An angesehenen Business Schools übersteigt die Zahl der Bewerber die verfügbaren Plätze um ein Vielfaches. Die Auswahlkriterien sind streng. Erwartet werden ein guter Hochschulabschluss, Sprachkenntnisse, Führungserfahrung und erste internationale Erfahrungen. Nicht zwingend aus dem Job: Auch ein Auslandssemester oder das Engagement als Trainer im Sportverein können bereits Pluspunkte bringen. Außerdem müssen MBA-Anwärter an internationalen Business Schools durch den Graduate Management Admission Test (GMAT) nachweisen, dass sie fachlich und intellektuell fit sind für das schwierige Studium.
Wer wie Ruven Eul einen MBA in Deutschland machen möchte, muss dafür in der Regel nicht ganz so viel Aufwand betreiben. Nur wenige deutsche Business Schools spielen international in der ersten Liga und tauchen in den einschlägigen Rankings auf, darunter beispielsweise die Berliner ESMT.
Berlin steigt langsam auf
Doch die Hauptstadt mausert sich. Die ESCP Europe etwa bietet ab Herbst 2017 erstmals einen Vollzeit-MBA in Berlin an. Die renommierte Pariser HEC hat vor wenigen Wochen am Kurfürstendamm eine Repräsentanz eröffnet.
„Ich hatte zunächst an die Mannheim Business School gedacht“, sagt Ruven Eul. Sie ist im Ranking der Financial Times wie die ESMT unter den europäischen Top 20 zu finden. Doch bei seinen Recherchen stellte er fest, dass es an der Berliner HWR ein berufsbegleitendes Angebot mit Bezug auf die Gesundheitsbranche gab und entschied sich dafür.
Arbeitgeber beteiligt sich an den Gebühren
An den Studiengebühren von knapp 18.000 Euro hat sich sein Arbeitgeber beteiligt. Das Programm sei kein Zuckerschlecken gewesen, sagt Eul, der ein Jahr lang mehrere Abende pro Woche und zahlreiche Wochenenden in das Studium investiert hat. Sein Lohn: Außer vielen interessanten Kontakten und einem tiefen Einblick in Arbeitsweise und Anforderungen der Gesundheitsbranche hat er auch über sich selbst viel gelernt. „Das MBA-Studium hat Anlass und Raum zur Selbstreflexion gegeben“, sagt er.
Wer bin ich? Was kann ich? Wo möchte ich hin? „Darauf Antworten zu finden hat mir Selbstbewusstsein und eine gewisse Souveränität vermittelt“, sagt der 29-Jährige, der heute ein kleines multinationales Team führt, große Unternehmen berät und regelmäßig als Sprecher auf Kongressen und Konferenzen auftritt.
Treffen mit Leuten aus unterschiedlichen Branchen
Ähnlich sieht das Denys Nagel: „Im MBA-Studium war ich zur Abwechslung mal nicht der Chef, sondern konnte meine Ideen und Fragen auf Augenhöhe mit berufserfahrenen Leuten aus ganz unterschiedlichen Branchen diskutieren“, sagt er. Gemeinsam mit seinem Vater führt der 30-Jährige das Möbelgeschäft Holzconnection, das sein Vater vor mehr als 30 Jahren gegründet hat. Das Unternehmen ist spezialisiert auf maßgefertigte Massivholzmöbel, die man in 16 Läden in Deutschland und der Schweiz sowie im Internet kaufen kann. Der Aufbau des Online-Geschäfts ist das Verdienst des Juniors.
Nach dem Abitur hat Denys Nagel an der Düsseldorfer Akademie für Marketing-Kommunikation (DAMK) einen berufsbegleitenden Zertifikatslehrgang zum Marketing-Kommunikationswirt gemacht und parallel sein eigenes Online-Unternehmen aufgebaut. „Audena“ (steht für „Aus der Natur“) ist mittlerweile als Online-Vertriebsschiene in Holzconnection eingegliedert, das Business-Konzept hat Nagel 2007 als Abschlussarbeit an der DAMK entwickelt. „Da war Möbelkauf im Internet noch ein ganz neues Thema und steckte in den Kinderschuhen“, sagt er.
Studienangebot passte perfekt zum Beruf
Zeit für ein Vollzeitstudium blieb ihm eigentlich nicht, trotzdem hatte er den Wunsch nach einem Abschluss: „Ich wollte etwas in der Tasche haben, das mir bleibt, auch wenn der Laden mal nicht so läuft.“ Seine Lösung: An der Berliner Steinbeis School of Management and Innovation hat er berufsbegleitend zunächst den Bachelor und anschließend den Master of Business Administration gemacht.
„Ein wichtiges Entscheidungskriterium war für mich, dass mir Studienleistungen von der DAMK auf den Bachelor angerechnet worden sind“, sagt er. Außerdem passte die angebotene Vertiefungsrichtung Management & Innovation im MBA-Programm perfekt zu seinem Job: „Gerade im Handel muss man mit der Zeit gehen und sich auf die veränderten Kundenbedürfnisse durch den digitalen Wandel einstellen“, sagt Nagel.
Als Ergänzung zum techniklastigen Studium
Für Torben Schmanteck ging es im MBA-Studium dagegen ganz klassisch darum, sein Wirtschafts- und Managementwissen auszubauen: „Meine Ausbildung und auch die bisherigen beruflichen Stationen, angefangen von einer Lehre als Mechatroniker über das Ingenieurstudium und verschiedene Stationen als Projekt- und Versuchsingenieur, waren sehr technisch geprägt“, sagt der 37-jährige Diplomingenieur aus Hannover, der seit 2013 in Berlin lebt. Hier arbeitet er als Produktmanager für Flexim, ein mittelständisches Unternehmen, das Messtechnik herstellt. „Der Job beinhaltet nicht nur Technik, sondern erfordert auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse und Methoden“, sagt er.
Die hat sich Schmanteck 2015 bei seinem berufsbegleitenden MBA in „Engineering Management“ an der Wilhelm-Büchner Hochschule in Darmstadt angeeignet. „Das Angebot hat mich sofort überzeugt, weil es auf Ingenieure zugeschnitten und sehr flexibel aufgebaut ist“, sagt er. In Darmstadt ist er in anderthalb Jahren Studienzeit für gerade einmal vier Tage gewesen. Seine Klausuren konnte er am externen Prüfungszentrum der Hochschule in Berlin schreiben.
Auch die Abstimmung für die obligatorische Projektarbeit mit Kommilitonen aus ganz Deutschland erfolgte größtenteils online. „Es ging darum, einen besonderen Sportsensor für Triathleten auf seine Marktfähigkeit zu testen“, sagt Schmanteck. „Klar war das neben dem Job manchmal ganz schön anstrengend – aber dafür genau aus dem Berufsleben gegriffen.“