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Aylin Düsterhöft sorgt für hohe Qualität in der Pflege

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Dagmar Trüpschuch
Qualitätsmanagerin Aylin Düsterhöft ist Anlaufstelle für Mitarbeiter, Patienten und externe Prüfer.

Qualitätsmanagerin Aylin Düsterhöft ist Anlaufstelle für Mitarbeiter, Patienten und externe Prüfer.

Foto: Christian Kielmann

Aylin Düsterhöft ist als Qualitätsmanagerin in den Blindenwohnstätten Berlin tätig. Ein spezielles Studium bereitete sie darauf vor.

Berlin.  Die Ansprüche an Aylin Düsterhöft sind hoch: Das Essen soll allen schmecken, die Beschäftigungsangebote müssen ausgereift, die Pfleger kompetent und die Arbeitszeiten der Beschäftigten familienfreundlich sein. Außerdem muss die Qualitätsbeauftragte in den BWS Blindenwohnstätten Berlin dafür sorgen, dass Pflegestandards eingehalten und neue Richtlinien umgesetzt werden – und nicht zuletzt, dass das Arbeitsklima bei all dem gut bleibt.

Offiziell heißt Aylin Düsterhöfts Beruf Qualitätsmanagementbeauftragte in der Pflege. In dieser Funktion ist sie seit dem Jahr 2009 in den Blindenwohnstätten tätig. „Jede Pflegeeinrichtung muss laut Gesetz Qualitätsbeauftragte beschäftigen“, sagt die 35-Jährige. In den Blindenwohnstätten leben 120 blinde und sehbehinderte Menschen, einige von ihnen mit einer Mehrfachbehinderung. Rund 90 Pfleger kümmern sich um sie.

Ausbildung in der Krankenpflege als Basis

Ursprünglich wollte Aylin Düsterhöft Pflegedienstleiterin werden. Vor 15 Jahren waren noch eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und zwei Jahre Berufserfahrung Voraussetzung, um ins Studium einzusteigen. Heute kann man im dualen Studium den Beruf erlernen und parallel einen Bachelorabschluss erwerben.

Nach einigen Berufsjahren belegte die Krankenpflegerin den Bachelorstudiengang Gesundheits- und Pflegemanagement an der Alice Salomon Hochschule (ASH) Berlin. Dort lernte Düsterhöft, Handlungspläne aufzustellen, die Qualität der Versorgung und Beratung zu dokumentieren, wissenschaftlich zu arbeiten, zu forschen und anderen theoretische Inhalte zu vermitteln.

Düsterhöft bereut Bewerbung nicht

Nach dem Bachelorabschluss absolvierte sie ein Masterstudium in Management- und Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen – ebenfalls an der ASH. Damit bereitete sie sich auf eine leitende Funktion im Gesundheitswesen vor.

Doch ihrem Plan, nach dem Masterabschluss als Pflegedienstleiterin zu arbeiten, kam die Stellenausschreibung der BWS in die Quere. Eine Beauftragte fürs Qualitätsmanagement wurde gesucht. „Ich habe mich beworben – und das bis heute nicht bereut“, sagt Aylin Düsterhöft. Sie schätzt es sehr, dass es in ihrem Beruf darum geht, Verbesserungen durchzusetzen.

Leitfäden schreiben und die EDV betreuen

Als Qualitätsmanagerin muss Aylin Düsterhöft Pflegerichtlinien, also gesetzliche Vorschriften, in ihrem Unternehmen umsetzen. Sie schreibt sogenannte Verfahrenshandbücher, Leitfäden, in denen Regeln und Vorschriften für die Pflege verzeichnet sind. Zu ihren Aufgaben gehört es auch, die EDV zu betreuen, etwa Programme zu implementieren, die die Organisation, Zeitplanung und Abrechnung vereinfachen. Nicht zuletzt ist sie auch zuständig für Fortbildungen, in die sie Mitarbeiter vermittelt und die sie selbst anbietet.

Zunächst einmal hören sich Aylin Düsterhöfts tägliche Aufgaben sehr theoretisch an. Tatsächlich hat ihre Arbeit aber sehr viele soziale Aspekte. „Ich arbeite eng mit den Mitarbeitern zusammen“, erzählt sie. Beispielsweise erkläre sie ihnen die Hintergründe, wenn eine neue Richtlinie umgesetzt werden soll. Damit befindet sie sich in einem Spannungsfeld. Aber sie sagt: „Ich bemühe mich darum, die Richtlinien so zu planen und umzusetzen, dass die Kollegen es nicht schwerer haben, wenn wir etwas Neues einführen.“

Pflege soll entbürokratisiert werden

Zurzeit steht auf ihrer Agenda, die stationäre Pflege „zu entbürokratisieren“. Hintergrund: Die Anforderungen, wie Pflegemaßnahmen dokumentiert werden müssen, werden immer höher. In der Folge fehlt es den Mitarbeitern an Zeit für ihre pflegenden Aufgaben.

„Wir haben einen neuen Weg eingeschlagen, dokumentieren nicht mehr bei jedem Bewohner das standardmäßige Vorgehen bei körpernahen Maßnahmen, wie zum Beispiel beim Waschen, sondern nur noch individuelle Leistungen.“ Dazu hat Aylin Düsterhöft eine Anleitung geschrieben und die Mitarbeiter in Fortbildungen auf das neue Prozedere eingestimmt.

Auch mit den Bewohnern hat Düsterhöft viel Kontakt. „Ich führe regelmäßig Kontrollen durch, ob die Richtlinien eingehalten werden“, erzählt sie. Dazu besucht sie die Bewohner, befragt sie nach ihrer Zufriedenheit und vergleicht, ob sich die Aussagen mit der Dokumentation durch die Pfleger decken. „Weg vom Schreibtisch und ins Gespräch mit den Bewohnern und Mitarbeitern, das macht meinen Beruf abwechslungsreich“, sagt sie.

Kritik an Mitarbeitern zu üben gehört zum Job

Dass sie sich dabei nicht immer beliebt macht, hält sie aus. Denn Kritik an Mitarbeitern zu üben, wenn diese neue Vorschriften nicht umsetzen, gehört zu ihrem Beruf. „Man muss sehr konfliktfähig sein“, sagt sie. Und man brauche Einfühlungsvermögen. „Denn jeder reagiert anders auf Kritik.“ Aber die ehemalige Krankenpflegerin kann auf ihre Berufserfahrung zurückgreifen: „Es ist ein großer Vorteil, praktisch in der Pflege tätig gewesen zu sein, weil ich weiß, wovon ich spreche.“

Aylin Düsterhöft arbeitet in einer „Sandwich-Position“, wie sie es selbst nennt. Sie sei Ansprechpartnerin für Bewohner, Mitarbeiter, Geschäftsführung, Einrichtungsleitung und alle externen Prüfer – vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) über die Heimaufsicht bis zum Gesundheitsamt.

„Es ist einfach schön, Ideen auszuarbeiten“

Bislang verliefen die Kontrollen der Prüfer positiv. „Unsere Einrichtung schneidet gut ab“, sagt Aylin Düsterhöft. Das habe auch eine Wirkung nach außen, denn die Berichte sind für potenzielle Mitarbeiter und Patienten einsehbar. Sie sagt: „Es ist einfach schön, Ideen auszuarbeiten – und wenn sie funktionieren, die Lorbeeren zu ernten.“