Wer „Keksbox“ hört, denkt nicht unbedingt an das, was sich hinter der Firma verbirgt: Die Berliner Agentur gestaltet Internetauftritte.
Ihr Firmenname könnte auf die falsche Fährte führen, ebenso die Ausstattung ihres Büros, in dem Bauhelme als Lampenschirme dienen. Doch hinter dem Namen „Keksbox“ verbirgt sich kein Gebäckproduzent und auch kein Bauunternehmer. Die Keksbox ist eine Internetagentur, deren Namen nur Eingeweihte erklären können – oder diejenigen, die dabei waren. Er ist eine Referenz an die Vergangenheit der Unternehmer, als sie noch in der Musikbranche Fuß fassen wollten.
Die Bauhelme indes sind eine Anspielung, die man sich durchaus auch ohne Kenntnis der Firmenhistorie erschließen kann: „Wir bauen Webseiten“, sagt John Brüggemann, der die Agentur gemeinsam mit Bastian Koch in Friedrichshain betreibt.
Der 37-jährige Brüggemann sitzt mit Danny Müller am Konferenztisch seines Büros – baustellengerecht eine Bierbank. Die beiden kennen sich seit ihrer dreijährigen Ausbildung zum staatlich anerkannten Grafikdesigner an der Privatschule Best-Sabel.
Während sich Brüggemann nach seinem Abschluss gleich als Freiberufler selbstständig machte, setzte Müller auf das sichere Pferd und arbeitete fest angestellt. Unter anderem gestaltete er damals als Layouter die Seiten der Berliner Morgenpost. „Ich habe aber neben meiner Festanstellung auch freie Aufträge angenommen“, sagt Danny Müller.
Bei Bedarf helfen mehrere Freiberufler dem Team
Seit 2013 ist er Vollzeitfreiberufler, hat einen Arbeitstisch in den Friedrichshainer Räumen gemietet und unterstützt die Mannschaft der Keksbox, kurz Team KBX, wenn große Aufträge zu erledigen sind. „Webwork ist Teamwork“, sagt John Brüggemann. „Man braucht ein schlagfähiges Team aus Konzeptern, Grafikern, Projektleitern und Entwicklern. Um nur einige wichtige zu nennen.“
Schon während ihrer dreijährigen Ausbildung merkten beide, dass sie als Team funktionieren. „An der Best-Sabel haben sich Leute gefunden, die einen guten Draht zueinander hatten. Wir haben schnell gemerkt, dass wir bei der Projektarbeit einen guten Workflow haben.“ Gemeinsam studierten sie die Grundlagen der visuellen Gestaltung, Kunst- und Kulturgeschichte, Typografie und den Umgang mit Stift und Raum.
Sie lernten ihr Handwerk zu einer Zeit, als die digitale Revolution noch in den Kinderschuhen steckte. „Wir hatten uns auf Print konzentriert, erst im letzten Schuljahr kam ein wenig Web dazu“, erinnert sich Brüggemann. Heute ist das an der Best-Sabel anders. Die Ausbildung ist auf Print und Web ausgerichtet.
Gleichwertig stehen Unterrichtseinheiten in Computergrafik, Bildbearbeitung, Motion Design, Digitalfotografie sowie Print- und Webdesign nebeneinander. „Wir mussten uns damals das digitale Know-how selbst erarbeiten“, erinnert sich John Brüggemann. Dementsprechend bezeichnen sich beide als Quereinsteiger in die digitale Welt.
Alternatives Projekt mit Künstlern und Musikern
Doch bevor Brüggemann mit Bastian Koch die Keksbox gründete, ging er andere Wege und zog gemeinsam mit Künstlern und Musikern ein Projekt auf. „Wir wollten die Welt erobern und was auf die Beine stellen“, erzählt er. Musik zu machen und Alben zu produzieren war die Vision der sieben jungen Leute, die im Berliner Osten eine heruntergekommene Immobilie fanden, instand setzten und dort Proberäume und Tonstudios einrichteten. Das Konzept ging auf: „Wir hatten eine Sogwirkung auf Kunden.“
John Brüggemann war im Marketing tätig und für die Gestaltung des Artworks, der Logos und MySpace-Seiten zuständig. „Und dann kamen das Onlinethema und Social Media krass raus.“ Brüggemann sah Potenzial und fing an, Internetseiten zu entwerfen. „Wir haben alles ausprobiert, alle Tools, die es damals gab, wir waren Autodidakten.“ Schon bald fingen auch Kunden außerhalb der Musikszene an, sich für die Leistungen der kleinen Marketingabteilung zu interessieren.
Damals gründeten sie zu siebt eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR). „Heute sind nur noch Bastian und ich übrig“, erzählt Brüggemann. Als der erste große Auftrag ins Haus stand, riefen sie Danny Müller zu Hilfe, der seitdem zum Pool der freien Mitarbeiter gehört.
Mit Unterstützung einer Unternehmensberatung
Die ersten Jahre der Selbstständigkeit waren hart, erinnert sich der Gründer, 52 Stunden pro Woche keine Seltenheit. „Wir hatten viel damit zu tun, einfach Geld zu verdienen, um über die Runden zu kommen“, sagt Brüggemann. Darum arbeitete jeder einzeln noch an anderen kleinen Projekten. Mittlerweile jedoch, mit Unterstützung einer Unternehmensberatung, haben die Keksbox-Gründer ihren Weg gefunden. Teamarbeit bei ausgeglichener Work-Life-Balance heißt ihre Maxime.
„Wir begleiten unsere Kunden konzeptionell“, erklärt Brüggemann seine Arbeit. Heißt: Das Team KBX bietet auch Beratung an, wie ein Internetauftritt aussehen könnte, legt Zielgruppen fest und wie die Kunden diese erreichen können. „Nicht für jeden ist Facebook das Mittel der Wahl“, gibt Brüggemann ein Beispiel. Zu den Kunden gehören die Politikerin Claudia Roth, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) oder auch die Veranstaltungslocation Postbahnhof.
„Es gibt nach zehn Jahren nichts mehr, vor dem wir inhaltlich Angst haben“, sagt der Inhaber. Wie es weitergeht? Viel verändern wollen sie nicht. John Brüggemann und Danny Müller können sich gut vorstellen, auch in zehn Jahren noch unter ihren Bauhelmlampen „coole Seiten zu bauen“.
Ausbildung zum Grafikdesigner an der Best-Sabel
Die dreijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Grafikdesigner mit Schwerpunkt Print/Web an der privaten Hochschule Best-Sabel kostet 295 Euro monatlich. Voraussetzung ist der Mittlere Schulabschluss. Bewerber müssen eine Mappe mit eigenen Arbeiten vorlegen und einen Eignungstest bestehen.
Schüler der Best-Sabel Berufsakademie können sich um ein Stipendium bewerben, das die Ausbildungskosten reduziert. Wer sich über die Angebote der Hochschule im Bereich Design informieren möchte, kann den Infotag am 24. Mai ab 16 Uhr besuchen. Die Ausbildung beginnt immer im September.