Berlin. Der Rüstungskonzern Rheinmetall ist ein Gewinner des Ukraine-Krieges. Er bescherte der Düsseldorfer Waffenschmiede neue Rekorde, wie Konzernchef Armin Papperger am Donnerstag verkündete:
- Ein neues Allzeithochs von 535 Millionen Euro (plus 61 Prozent),
- ein Nettogewinn und 6,4 Milliarden Euro Umsatz.
Das ist erst der Anfang. Denn die westliche Welt bestellt Flugabwehrsysteme, Panzer und vor allem Munition. Dabei setzt Konzernchef Armin Papperger nun auch auf die Bundeswehr, genauer: Auf die "Handschlag-Qualitäten“ des neuen Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD), wie er bei der Bilanzvorlage betonte. Lesen Sie auch: Waffen für die Ukraine: So steht es um Panzer und Munition
Rheinmetall-Chef: „Unsere Freiheit ist tatsächlich bedroht“
Die Bundeswehr ist und bleibt der größte Kunde des Rüstungs- und Autozulieferkonzerns. Auch als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine wächst aber der Umsatzanteil aus dem Ausland kräftig, inzwischen liegt er über 70 Prozent. Die Nato-Staaten und viele andere Länder rüsteten auf und hätten vor allem erkannt, dass Kriege nach wie vor konventionell geführt und am Boden entschieden würden, nicht in der Luft. Die Ukraine werde Rheinmetall weiter über Ringtauschaktionen, aber auch direkt beliefern, mit Flugabwehr-Systemen, Militär-Lkw, Munition und Feldlazaretten. Das könnte Sie auch interessieren: Superpanzer für die Ukraine? Rheinmetall lässt aufhorchen
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Papperger bekräftigte sein Vorhaben, auf Wunsch aus Kiew eine Panzerfabrik für sein neustes Modell „Panther“ in der Ukraine bauen zu wollen, selbst wenn der Krieg noch nicht beendet sei. Ob er die Drohung aus Russland, das Werk sofort unter Beschuss zu nehmen, nicht ernst nehme? Die Ukrainer würden das Werk bauen, so wie sie viele Fabriken bauten. „Und wenn eines zerstört wird, dass wird es halt wieder aufgebaut“, fügte er an. Freilich nicht ohne zu betonen, dass die Fabrik mit den eigenen Flugabwehrsystemen sehr gut gegen Angriffe geschützt werden könne. Lesen Sie dazu: Superpanzer für die Ukraine: Russland reagiert mit Drohungen
Erster Panther aus der Ukraine frühestens Ende 2024
Der Bau dauere zwölf bis 14 Monate, anschließend müsse noch die Fertigung hochgefahren werden. Der erste Rheinmetall-Kampfpanzer made in Ukraine werde daher frühestens „Ende 2024“ fertig sein, sagte der Konzernchef, „vielleicht ist der Krieg ja dann auch schon beendet“. Auch danach benötige die Ukraine eigene Rüstungsfabriken, um nicht ewig von westlichen Waffenlieferungen abhängig zu sein.
Im globalen Fokus steht Rheinmetall derzeit vor allem als "größtes Munitionshaus der Welt“. Denn die Depots der Ukraine seien leer, die der Nato auf einem Rekordtief. Rheinmetall sei dabei, seine Kapazitäten durch den Ausbau bestehender Werke sowie durch die Übernahme des spanischen Herstellers Expal zu verdoppeln. Von den eine Million Artillerie-Geschossen, die Kiew vom Westen fordert, könne man schon bald rund die Hälfte produzieren. Lesen Sie auch: Krieg: Ukraine an der Weltspitze der Waffenimporteure
Rheinmetall erhöht Dividende um 30 Prozent
Wenig überraschend erwartet Rheinmetall, das am kommenden Montag in den Dax aufsteigen wird, in diesem Jahr ein noch schnelleres Wachstum – der Umsatz steige auf 7,4 bis 7,6 Milliarden Euro, auch Gewinn und Marge sollen weiter nach oben gehen. Und die Aktionärinnen und Aktionäre daran kräftig mitverdienen: Der Vorstand schlägt der Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende um fast ein Drittel von 3,30 auf 4,30 Euro vor.
Kräftig verdient hat Rheinmetall 2022 vor allem mit seinen Militärfahrzeugen und der Munition, beide Sparten wuchsen beim operativen Gewinn um mehr als 40 Prozent, vor allem für Waffen und Munition nahm der Konzern deutlich mehr Geld – und nennt hier eine Rendite von über 20 Prozent. Rheinmetall rechnet damit, dass sich der Auftragsbestand im Rüstungsbereich noch in diesem Jahr von 15 auf gut 30 Milliarden Euro verdoppeln wird. Bis 2025 soll sich auch der Gewinn verdoppeln. Auch interessant: Ukraine: Rheinmetall verhindert Drama mit Gepard-Munition
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Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de