Angst um Kunden

Bahnchef garantiert zehn Jahre für Reisezentren

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Birger Nicolai

Foto: ddp / DDP

Der Ärger der Bahnkunden über die neue Preiserhöhung und den Bedienzuschlag im Reisezentrum ist größer, als das Management der Bahn erwartet hatte. Jetzt kündigt Bahnchef Hartmut Mehdorn eine Service-Offensive an. Die Verkaufsstellen sollen in bisherige Anzahl mindestens zehn Jahre bestehen bleiben.


Der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, will die Bahnkunden mit einer Service-Offensive begeistern. Hintergrund: Die Bahn hatte Zuschläge für die Bedienung am Ticketschalter im Reisezentrum angekündigt. „Wir werden mehr Personal im Fahrkartenverkauf beschäftigen, und wir werden die Wartezeiten in den Reisezentren verkürzen“, sagte Mehdorn beim Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.


„Außerdem werden wir kein einziges Reisezentrum in den nächsten zehn Jahren abschaffen. Das garantiere ich“, sagte der Manager. Derzeit betreibt die Bahn rund 400 dieser Verkaufsstellen. Mehdorn verteidigte die Preiserhöhung um 3,9 Prozent mit den gestiegenen Energie- und Lohnkosten. Allerdings gab es in den vergangenen fünf Jahren bereits sechs Preisanhebungen. In dieser Zeit stiegen die Fahrpreise nach Berechnungen von Morgenpost Online um 22,9 Prozent.

Mehdorn verteidigte auch den neuen Bedienzuschlag von 2,50 Euro für Fahrkarten, die am Schalter gekauft werden. Die Bahn dürfe nicht weiter mit den Reisebüros in Konkurrenz treten. Diese verlangen ebenfalls 2,50 Euro Aufschlag beim Verkauf eines Bahntickets.


Darüber hinaus will die Bahn neue Automaten, einen veränderten Internetauftritt sowie eine einheitliche Servicenummer (01805-996633) einführen, um den Service zu verbessern. Auch soll es weiterhin Mitarbeiter geben, die Kunden beim Bedienen der Automaten helfen. Schnell-Verkaufsschalter und neue Möblierung sollen ebenso die Kauflust der Kundschaft steigern.

Bei ihrem Börsengang will die Bahn den eigenen Mitarbeitern Vorteile gewähren. „Wir werden für Kleinanleger und Mitarbeiter einen bestimmten Prozentsatz der Aktien reservieren“, sagte Mehdorn. Im Gespräch sind fünf Prozent. Zudem sollen Beschäftigte, die den Aktienkauf mit einem Renten-Sparprodukt verbinden, steuerliche Vorteile erhalten. Zunächst will der Bund 24,9 Prozent der Anteile der DB Mobility Logistics über die Börse verkaufen.


Geplantes Datum dafür soll der 27. Oktober sein. „Wir teilen das in mehrere Tranchen ein“, fügte Mehdorn an. Interesse an einem Aktienkauf kommt nach Angaben Mehdorns vor allem aus Indien, China, Russland und den Ländern Arabiens. „Wir spüren eine flächendeckende Neugier nach unseren Aktien“, sagte er.


Die Bahn plant zudem, den Gütertransport durch Zukäufe in Osteuropa auszubauen. Mehdorn bestätigte Branchengerüchte, dass sein Konzern mit der rumänischen Spedition Romtrans Gespräche führt. Ein Kauf könne in den nächsten acht Wochen erfolgen. Der Preis für die Firma mit 78 Millionen Euro Umsatz und 1300 Beschäftigten soll unter 100 Mio. Euro liegen.

Ebenso hat Mehdorn Interesse an der polnischen Güterbahn ChemTransLogistics (CTL). Sie ist mit rund 300 Millionen Euro Umsatz eine der größten in Europa. Erst im Herbst übernahm der britische Finanzinvestor Bridgepoint 75 Prozent der Anteile und zahlte dafür nach Branchenschätzungen 300 Millionen Euro. Angeblich sucht der Finanzinvestor nun wieder einen Käufer. „Wir waren damals interessiert, und wären es auch jetzt“, sagte Mehdorn.

Mitarbeit: Nikolaus Doll