Süße Medizin

Zartbitter-Schokolade schützt Herz und Kreislauf

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Foto: Amin Akhtar

Ein Pharmazieprofessor empfiehlt eindringlich den regelmäßigen Verzehr von Schokolade. Sie hilft gegen die Bildung von Blutgerinnseln und damit gegen Herzinfarkt.

Angesichts prall gefüllter Schoko-Weihnachtsteller räumt das Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin mit einem weit verbreiteten Mythos auf: Schokolade löst durch seine Bestandteile keine Glücksgefühle aus. "Tatsächlich heben Kakaoprodukte nicht wirklich die Stimmung, jedenfalls nicht aufgrund ihrer Inhaltsstoffe", sagte die Ernährungsexpertin Wiebke von Atens-Kahlenberg. "Der Glücksstoff Serotonin ist nur in sehr geringen Mengen enthalten."

Er gelange außerdem gar nicht ins Gehirn, erläuterte die Oecotrophologin. Doch es gebe auch eine gute Nachricht: "In Maßen genossen, hat zumindest dunkle Schokolade eine positive Wirkung auf die Gesundheit." Nach einer Langzeitstudie des Deutschen Institutes für Ernährungsforschung könne der tägliche Verzehr von einem Stück Schokolade das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, "insbesondere für Schlaganfälle".

Der in Schokolade enthaltene Kakao enthalte reichlich Flavonoide, die sich günstig auf Blutgefäße und Blutdruck auswirkten. "Vor allem Sorten mit einem hohen Kakaoanteil ab etwa 70 Prozent haben diese Wirkung", ergänzte Atens-Kahlenberg. Für Vollmilchschokolade sei dieser Effekt kaum nachzuweisen.

Gustav Belz, Professor für Pharmazie, empfiehlt dagegen den Verzehr von einer viertel Tafel Schokolade, um Herz und Kreislauf zu schützen. Es sollte allerdings Zartbitter sein – am besten mit einem Kakao-Gehalt von 85 Prozent.

Belz führt in der "Deutschen Medizinischen Wochenschrift" mehrere günstige Wirkungen der Flavonoide an: Durch eine Erweiterung der Arterien werde ein zu hoher Blutdruck gesenkt, der ein Risikofaktor für Herzkreislauferkrankung ist. Die Zusammenlagerung von Blutplättchen, die in den Herzkranzgefäßen die Bildung eines Blutgerinnsels und damit einen Herzinfarkt initiieren kann, werde in ähnlicher Weise vermindert wie durch Aspirin, erklärte der Experte.

Zudem mindern Flavonoide Entzündungsreaktionen im Körper, und die Bildung von Stammzellen wird gesteigert. Außerdem könnten sich Kakaoprodukte trotz ihres hohen Fett- und Zuckergehaltes günstig auf die Blutfette und den Blutzucker auswirken. Selbst ein positiver Einfluss auf die Darmbakterien sei nachweisbar, schreibt der Pharmakologe.

Ein Freibrief für ungehemmten Schokoladenkonsum seien die Flavonoide nicht, erklärt Wiebke von Atens-Kahlenberg. "Den wahren Genuss von Schokolade erfährt nur, wer sich den zarten Schmelz langsam und konzentriert auf der Zunge zergehen lässt."

Atens-Kahlenberg räumt aber ein, dass bei manchem Schokoliebhaber schon allein der Anblick von Süßem für gute Laune sorgt. Das Bremer Institut bemüht sich seit langem um gesunde Ernährung und schult in dieser Hinsicht Fachpersonal etwa in Kita-Küchen.

( EPD/dapd/cl )