Wie es um die Gesundheit der Jugendlichen in Europa steht, haben 26 Forscherteams aus zehn Ländern – Deutschland, Spanien, Frankreich, Ungarn, Griechenland, Italien, Belgien, Österreich, Schweden und Großbritannien – im Rahmen der sogenannten Helena-Studie analysiert. Ärzte, Ernährungs-, Sport- und Sozialwissenschaftler, Epidemiologen und Biochemiker verglichen Ernährung, körperliche Aktivität und Verfassung von Teenagern zwischen Malta und Schweden.
„Gerade in der Adoleszenz kommt es zu vielen physischen und psychischen Veränderungen, die auch die Ernährungsbedürfnisse und das Ernährungsverhalten beeinflussen“, heißt es in der Studie. Trotz Aufklärungskampagnen sind ernährungsbedingte Krankheiten wie Diabetes2 oder Adipositas (Body-Mass-Index höher als 30) nach wie vor die Hauptursache für Krankheit und Tod in Industrieländern. Dabei werden an der Schwelle zum Erwachsenenleben oft die Weichen für lebenslange Fehlernährung gestellt.
Jeder dritte Junge und jedes fünfte Mädchen der untersuchten Altersgruppe zwischen 13 und 17 Jahren ist übergewichtig, sechs Prozent sogar fettsüchtig. Nur knapp jeder achte Junge und jedes sechste Mädchen in Europa verzehren täglich die von Fachleuten empfohlene Menge an Obst und Gemüse.
In Deutschland ist der Konsum von Wurst und Fleisch wesentlich höher als es für die Gesundheit zuträglich ist. Im Mittel nehmen Europas Jugendliche jeden Tag 100 Gramm Gemüse, 125 Gramm Obst, 160 Gramm Fleisch, 20 Gramm Fisch, 55 Gramm süße Backwaren, 25 Gramm Schokolade, 0,73 Liter Wasser und 0,31 Liter Softdrinks zu sich – insgesamt täglich 2300 bis 3300 Kilokalorien.
Als alarmierend sehen Fachleute vor allem, dass die Nahrung der Heranwachsenden nur zu sieben Prozent aus pflanzlicher Kost, dafür aber circa zu einem Fünftel aus Alkohol besteht. Traurige Spitzenreiter sind dabei die österreichischen Jugendlichen: Sie trinken mit einem halben Liter Bier beziehungsweise einem viertel Liter Wein doppelt so viel Alkohol wie die Gleichaltrigen in den anderen Ländern. Auch Süßigkeiten werden von den jungen Österreichern signifikant mehr genascht als anderswo.
Was die Gestaltung der Mahlzeiten betrifft, so fanden die Forscher einiges an Gemeinsamkeiten in den Ländern: Die meisten essen drei Hauptmahlzeiten und mehrere Zwischenmahlzeiten, bei den Spaniern sind es sogar fünf Hauptmahlzeiten. Der Geschmack entscheidet ganz überwiegend darüber, welche Nahrungsmittel gewählt werden.
Die Bedeutung einer gesunden Kost ist den jungen Menschen theoretisch längst klar, ergab die Studie weiter. Doch der Bauch will etwas anderes als der Kopf. Die meisten Jugendlichen in Europa sind davon überzeugt, dass gesundes Essen langweilig und nicht besonders schmackhaft ist, den Hunger nicht ausreichend stillt, zu viel Zeit in Anspruch nimmt und zu teuer ist. Offenbar gibt es auch große Wissenslücken, was überhaupt gut für die eigene Gesundheit ist.
Doch wenn man die Jugendlichen direkt danach fragt, behaupten 85 Prozent, dass sie sich eher gesund ernährten, 36 Prozent sagen, dass sie sich zumindest nicht ungesund ernährten, und nur fünf Prozent geben zu, dass die Art ihrer Ernährung eher ungesund sei.
Die Forscher fanden heraus, dass eine geringe Zufriedenheit mit dem eigenen Körper mit einer höheren Diätbereitschaft und ungesunden Gewichtskontrollgewohnheiten einhergeht. Mädchen legten ganz traditionell ein höheres Ernährungswissen an den Tag, das jedoch umso niedriger war, je höher ihr Gewicht auf der Waage nach oben klettert.
Fast jeder zweite männliche Teenager und rund jeder dritte weibliche bewegt sich täglich 60 Minuten. Besonders dem Ausdauertraining schreiben Experten eine Fülle positiver Effekte zu. Insbesondere das Herz-Kreislauf-System profitiert davon. Auf der Grundlage der Helena-Studie sollen jetzt innovative Strategien für ein gesünderes Verhalten der Jugendlichen entwickelt und dann europaweit harmonisierte Ernährungsempfehlungen ausgesprochen werden.