Ein neues Gerät misst den Herzschlag an der Hauptschlagader: Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risiko können so zuverlässiger bestimmt werden.

Eine neue Technik misst den Blutdruck in der Hauptschlagader vom Arm aus. Die Methode soll Ärzten eine bessere Diagnose von Hochdruckpatienten erlauben, wie die Entwickler erläutern. Das Team um Bryan Williams von der Universität im britischen Leicester hat daraus bereits anwendungsreife Geräte entwickelt. “Das wird die seit mehr als einem Jahrhundert übliche Weise der Blutdruckmessung verändern”, glaubt Williams.

Der Blutdruck wird gewöhnlich mit einer Oberarmmanschette gemessen. Das ist eine patientenfreundliche Methode, liefert aber nicht immer den besten Wert. Denn der Blutdruck im Arm kann wesentlich vom Druck in der Hauptschlagader (Aorta) abweichen, der für die Herzinfarkt- und Schlaganfallgefahr entscheidend ist, wie die Hochschule betont.

Exakte Messungen in der Aorta sind bislang aber nur auf blutigem Wege über den Einsatz eines Katheters möglich, durch den eine Messsonde in der Ader bis in die Nähe des Herzens vorgeschoben wird.

Williams und seine Kollegen nutzen für ihre neue, nicht-invasive Methode die Beobachtung, dass die Wellenform des Pulsschlags vom Druck in der Zentralaorta abhängt. Mit einer Extramanschette am Handgelenk misst die neue Technik diese Pulswelle zusätzlich zum Blutdruck im Oberarm.

Über ein mathematisches Modell berechnet dass Messgerät daraus den Blutdruck in der Hauptschlagader. In Tests mit freiwilligen Patienten, die ohnehin eine Herzkatheterbehandlung bekamen, bewies die neue Methode im Vergleich zur Kathetermessung eine Genauigkeit von 99 Prozent, wie die Entwickler im Fachblatt “Journal of the American College of Cardiology” berichten.

Diese Technik erlaube Ärzten, Risikopatienten besser zu identifizieren, und bedeute vor allem für junge Menschen einen Fortschritt, meinen die Entwickler. Denn insbesondere bei jüngeren Menschen könne der am Oberarm gemessene sogenannte systolische Blutdruck um bis zu 30 Millimeter Quecksilbersäule (mmHG) über dem Wert in der Hauptschlagader liegen, den das Gehirn und alle anderen großen Organe spüren. Der systolische Blutdruck ist die Blutdruckspitze, die das pumpende Herz in den Arterien erzeugt, und liegt idealerweise nicht über 120mmHG.

Williams glaubt, dass sich die neue Messmethode in der klinischen Praxis etablieren wird. “Es wird nicht über Nacht verändern, was wir tun, aber es ist ein großer Fortschritt”, betont der Forscher. “Es lässt sich schwerlich gegen die These argumentieren, dass der Druck nahe Herz und Hirn wahrscheinlich aussagekräftiger für das Schlaganfall- und Herzerkrankungsrisiko ist als der Druck im Arm.” Weitere Untersuchungen sollen nun klären, ob die neue Methode für alle Patienten von Vorteil ist oder besonders für bestimmte Patientengruppen.

Das britische Gesundheitsministerium hat die Entwicklung mit 3,4 Millionen Pfund (rund 4 Millionen Euro) gefördert. Drei anwendungsreife Messgerätetypen wurden in Zusammenarbeit mit einer asiatischen Medizintechnikfirma entwickelt.