Als Ziel sei dieses Jahr eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent der Gesamtbevölkerung ausgegeben worden, sagte der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann. Erreicht worden seien lediglich 85 Prozent.
Mit jährlich rund 800 bis 1000 Fällen der gefährlichsten, durch Impfungen vermeidbaren Krankheit befinde sich Deutschland europaweit an der Spitze. Pro Jahr seien zwischen fünf und zehn Todesfälle zu beklagen. Die skandinavischen Länder würden Masern hingegen gar nicht mehr kennen. Selbst einige Entwicklungsländer könnten bessere Impfraten vorweisen als die Bundesrepublik.
Zum Grund für die enttäuschenden Immunisierungsquoten sagte Hartmann: „Es liegt in erster Linie an der Vergesslichkeit der Leute.“ Bei der Erstimpfung für Kinder ab dem elften Lebensmonat werde noch eine Rate von knapp 90 Prozent erreicht. Bei der etwa acht Wochen später folgenden Zweitimpfung betrage die Quote nur noch 79 Prozent und es fehlen oft die Zweitimpfungen der früher nur einmal geimpften Schulkinder.
Hartmann appellierte an den Gesetzgeber. Die Krankenkassen müssten verpflichtet werden, die Eltern ebenso wie an die Vorsorgeuntersuchungen auch an fällige Impfungen zu erinnern. Zudem solle der Besuch einer Kindertagesstätte wie in den USA von einem kompletten Impfstatus abhängig gemacht werden. Dagegen hätten sich jedoch alle Parteien vor der Bundestagswahl aufgesprochen.
„Die UN-Kinderrechtskonvention wurde vom Bundestag ratifiziert. Sie besagt, dass jedes Kind ein Recht auf die bestmögliche gesundheitliche Versorgung hat“, sagte Hartmann, „dazu gehört, vor impfpräventiblen Erkrankungen geschützt zu werden“