Russland

Nach Meteoriteneinschlag beginnt das große Aufräumen

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1200 Verletzte, 100.000 betroffene Menschen und 4000 beschädigte Gebäude - das ist das Fazit des Meteoriteneinschlags in Russland.

In russischen Krankenhäusern werden nach dem Einschlag eines Meteoriten in der Region Tscheljabinsk am Uralgebirge noch immer einige der rund 1200 Verletzten behandelt. Eine an der Wirbelsäule schwer verletzte Frau wurde am Sonnabendmorgen mit einer Sondermaschine nach Moskau geflogen, wie das Zivilschutzministerium mitteilte.

In Kliniken der Region würden noch zwölf Erwachsene und drei Kinder behandelt. „Ihre Lage ist stabil“, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Bei dem folgenreichsten Meteoriteneinschlag seit Jahrhunderten trugen die Verletzten vor allem Schnittwunden davon.

Tausende Fensterscheiben zersplittert

Durch die enorme Druckwelle waren Tausende Fensterscheiben zu Bruch gegangen. An den herumfliegenden Scherben verletzten sich Hunderte Bewohner in dem Gebiet um die Millionenstadt.

Der Gouverneur des Gebiets Tscheljabinsk, Michail Jurewitsch, sagte, dass die Lage unter Kontrolle sei. Insgesamt seien nach der Katastrophe vom Freitag durch Schäden an den Gebäuden rund 100.000 Menschen betroffen.

Die Druckwelle hat nach offiziellen Angaben mehr als 4000 Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten und viele andere öffentliche Einrichtungen in Mitleidenschaft gezogen. Der Gesamtschaden liege bei etwa einer Milliarde Rubel (25 Millionen Euro), Tendenz steigend, sagte Jurewitsch.

In Russland setzten rund 24.000 Einsatzkräfte ihre Arbeit fort, um bei Temperaturen um die minus 20 Grad die fensterlosen Gebäude wieder winterfest zu machen. Aus Jekaterinburg am Ural sowie anderen Regionen kamen Helfer nach Tscheljabinsk. In Krankenhäusern etwa behalfen sich die Menschen mit Wärmefolien, um die Fenster provisorisch abzudichten.

20 Kilometer pro Sekunde

Der Meteorit war Astronomen zufolge mit einem Tempo von 20 Kilometern pro Sekunde durch die Atmosphäre gerast, heizte sich bis zu einem glühenden Feuerball auf und zerplatzte in einer Höhe von 30 bis 50 Kilometern.

Das Geschoss aus dem All stand in keinem Zusammenhang mit dem Asteroiden „2012 DA14“, der am Freitagabend (MEZ) knapp an der Erde vorbeigeflogen war, wie die US-Raumfahrtbehörde Nasa mitteilte. Nach Angaben der Europäischen Raumfahrtbehörde waren weltweit keine ESA-Satelliten- und Bodenstationen von dem Asteroiden betroffen.

Russische Taucher suchten am Samstag drei Stunden lang in dem See Tscherbakul etwa 80 Kilometer von Tscheljabinsk entfernt nach Teilen des Meteoriten. Es sei aber nichts gefunden worden, sagte die Sprecherin des Zivilschutzministeriums, Irina Rossius, Moskauer Agenturen zufolge.

Demnach lag die Sicht unter Wasser bei nur anderthalb Metern. Der bei Eisfischern beliebte See war zugefroren. Bilden zeigten ein kreisrundes Loch, das der Meteorit hinterlassen haben soll in der Eisfläche.

Es seien bisher nirgends Teile eines Meteoriten gefunden worden, sagte Zivilschutzminister Wladimir Putschkow. „Die Experten suchen alle Stellen eines möglichen Niedergangs des Meteoriten ab“, sagte der Minister der Agentur Interfax zufolge.

Aber einen echten Beweis gebe es noch nicht. Die Behörden müssten künftig besser vorbereitet sein auf einen solchen Meteoriteneinschlag, betonte Putschkow. Deshalb werde nun an einem neuen System für eine schnellere Reaktion gearbeitet.

( dpa/mim )