In Großbritannien können Frauen mittels Gen-Tests jetzt auch dann auf die Vererbung potenzieller Krebserkrankungen untersucht werden, wenn in der Familie keine Erbkrankheiten bekannt sind. Das war bislang vor allem mitteleuropäischen Juden und Frauen aus genetisch vorbelasteten Familien vorbehalten.
Erstmals werden in Großbritannien Gen-Tests zur Früherkennung von Krebserkrankungen auch für Menschen angeboten, die keine Erbkrankheiten in der Familie haben. Das Programm der University College-Klinik in London arbeitet laut der Zeitung „The Times“ an einem „neuen Ansatz in der Präventivmedizin“.
Derzeit werden die Tests vor allem für Aschkenasen (mitteleuropäische Juden) angeboten, die ein erhöhtes Erbrisiko für bestimmte Krebsgene tragen. Das britische Gesundheitssystem bietet die Tests zudem für Frauen an, deren Verwandte wegen einer Genmutation an Krebs erkrankt sind. Nach Einschätzung der Zeitung könnten die Gen-Tests auch die Nachfrage bei der sogenannten Präimplantationsdiagnostik (PID) erhöhen.
Am Freitag hatte das Londoner Krankenhaus die Geburt des ersten Babys bekanntgegeben, das nach einer Embryo-Selektion ohne Brustkrebsgen zur Welt gekommen war. Die 27-jährige Mutter hatte sich für eine künstliche Befruchtung entschieden, weil sowohl die Mutter ihres Mannes als auch dessen Schwester, Großmutter und Cousine Brustkrebs hatten.
Mit Hilfe der Präimplantationsdiagnostik (PID) können befruchtete Eizellen vor der Einpflanzung in den Mutterleib auf genetische Fehler untersucht werden. In Großbritannien wurde die PID 2006 legalisiert. Sie darf bei einer drohenden Vererbung bestimmter Formen von Krebs, Alzheimer und Muskelkrankheiten genutzt werden.
In Deutschland ist die Auswahl von Embryonen anhand genetischer Eigenschaften bislang verboten. Kritiker befürchten, dass die PID zu einer neuen Form der Eugenik führen wird.
KNA/cl