Südafrika ist nicht nur schön, es macht schön: Schlupflieder weg, Fett abgesaugt, Brüste gestrafft – und das alles fern der Heimat. Im Urlaub. Das Reiseland lockt Touristen mit preiswerter Schönheitschirurgie. Nach der Operation kann man sich in einsamen Lodges erholen. Das rechnet sich.

Wegen der Elefanten, Giraffen und Löwen allein wäre Joy Kramel-Cox nie nach Südafrika geflogen. Die britische Schauspiellehrerin saß zwölf Stunden im Flieger, um sich in einer Privatklinik in Johannesburg einer schönheitschirurgischen Generalüberholung zu unterziehen: Für eine Straffung des Bauchs sowie eine Korrektur an Nase und Augenlidern hat sie 154.000 Rand (11.400 Euro) bezahlt.

„Nach einer ausgiebigen Recherche im Internet habe ich mich für Südafrika entschieden. Ich finde die Preise gut, und auch das Angebot zur Erholung gefällt mir“, sagt die 54-Jährige.


Zuhause hätte sie sicherlich mehr bezahlt, und in Südafrika habe sie praktischerweise auch noch das Land sehen können, während sie sich von der Operation erholte. Außerdem gefalle ihr die Vorstellung, „aus dem Urlaub nach Hause zu kommen und den Leuten fällt nicht nur meine Bräune auf“, sagt die Mutter eines 13-jährigen Sohnes.


Schönheitschirurgie mit angeschlossener Safari ist der neueste Trend im Südafrika-Tourismus. Ist das Fett abgesaugt und der Busen in Form gebracht, ziehen sich die Beauty-Touristen gerne in Luxushotels in den Weingärten am Kap, in Safarilodges im Krüger Nationalpark oder in abgeschiedene Ferienanlagen am Strand zurück. Kein Nachbar, kein Kollege sieht dort das Gesicht voller Blutergüsse oder die feuerrot leuchtenden Narben. Erst wenn die Verbände abgenommen und die Wunden verheilt sind, steigen die Patienten wieder ins Flugzeug und kehren in neuer Schönheit nach Hause zurück.

„Es gibt immer mehr Medizinsafaris – dank der südafrikanischen Privatkliniken, deren Qualität genauso hoch ist wie die anderer Krankenhäuser in Europa“, sagt die Inhaberin der Agentur „Chirurgie und Safari“ in Johannesburg, Lorraine Melvill. Seit Mitte der 90er-Jahre hat sich Südafrika einen Ruf für preiswerte plastische Chirurgie erworben. Die auf Medizintourismus spezialisierten Agenturen freuen sich über stetigen Zulauf sowohl ausländischer als auch einheimischer Kunden.

Vor der Buchung einer Operation würden die Patienten ausführlich beraten, versichert Melvill. Das Pauschalangebot enthalte dann Flug, Visum, Unterbringung sowie die Krankenhauskosten. „Viele Europäer entscheiden sich für Fünfsterne-Luxuslodges, wo sie wilde Tiere beobachten und die afrikanische Sonne genießen können, während sie sich von der Operation erholen“, sagt die Chefin von „Chirurgie und Safari“, die selbst ein nobles Hotel führt.


Südafrika konkurriert mit aufstrebenden Ländern wie Indien, Malaysia, Brasilien, Thailand und Costa Rica um die Schönheitstouristen. „Südafrika ist ein Langstreckenziel, deshalb ist die Konkurrenz mit Ländern, die näher an Europa liegen, hart“, sagt Melvill. „Aber das medizinische Angebot und die Pauschalangebote machen es dennoch zum lohnenden Ziel.“

Für Ärzte und Krankenschwestern ist die Arbeit in den Privatkliniken verlockend. Mit reichen ausländischen Patienten lässt sich mehr Geld verdienen als mit armen kranken Südafrikanern. Kritiker befürchten deshalb, das Geschäft mit den Schönheitsoperationen könnte zu einem Personalmangel in öffentlichen Krankenhäusern führen.

Die Ärztin Tshepo Maaka hat ihre Arbeit in einer Praxis bereits vor fünf Jahren aufgegeben, um die Agentur „Serokolo Gesundheitstourismus“ zu gründen. Im Schnitt kämen täglich etwa 20 Anfragen, die meisten aus Deutschland, Kanada, den Niederlanden und Australien, sagt Maaka. „Wir arbeiten nicht wie normale Reisebüros. Wir stellen gut ausgebildetes Personal aus medizinischen Berufen als Berater ein.“

Die britische Schauspiellehrerin Kramel-Cox ist mit dem Angebot hoch zufrieden: „Mit einer Schönheitsoperation in Südafrika schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe. Man wird seine Speckröllchen los und erlebt die tollste Safari der Welt.“