Süchtige sehen die Welt anders - das ist wissenschaftlich belegt. Dabei beeinflusst die Sucht das Verhalten der Betroffenen auf vielfältige Weise. Süchtige lassen sich zum Beispiel schwerer sättigen, sie machen exzessiv mit einem Verhalten weiter, wo andere längst aufgehört hätten.
Ziel der Forscher um Read Montague war es, die Sucht der Raucher besser zu verstehen. Rauchen verändert die Wahrnehmung - das war bekannt. Beim Rauchen werden Belohnungszentren im Gehirn aktiviert, beim Nichtrauchen fehlt ihm dieser Reiz auf schmerzhafte Weise.
Jetzt entdeckten die Hirnforscher: Raucher lassen sich nicht davon leiten, was hätte sein können, wenn sie eine andere Entscheidung getroffen hätten - wenn sie zum Beispiel die letzte Zigarette nicht geraucht hätten.
Die Forscher ließen Raucher und Nichtraucher an einem Börsenspiel teilnehmen. Die Spieler erhielten jeweils 100 Dollar, die sie investieren konnten. Nach jedem Spielzug erfuhren die Spieler, wie sie mehr Geld hätten gewinnen können. Am Ende schnitten Raucher und Nichtraucher zwar gleich gut ab, doch sie spielten unterschiedlich. Nichtraucher änderten oft ihre Spielweise wenn sie erfuhren, dass sie in der Vergangenheit mit einer anderen Investition mehr Geld gewonnen hätten. Raucher dagegen ignorierten dies und spielten weiter, als ob sie diese Information nicht hätten. Die Forscher führen dies auf eine Unfähigkeit der Raucher zurück, auf alternative Szenarien zu reagieren.
Um den Unterschied zu erklären, untersuchten die Wissenschaftler die Hirnaktivität der Probanden. Dabei stellten sie keine Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern fest. Daraus leiten sie ab, dass Raucher mit denselben Informationen anders umgehen als Nichtraucher. Raucher ignorieren sie einfach. Dies kann auch das Aufhören selbst erschweren: Rauchern fällt es schwerer, die Vorteile des Nichtrauchens zu erkennen.