Königin Silvia wird 75: Warum die Schweden sie so lieben
Geburtstag
Deutscher Kopf, schwedische Seele: Königin Silvia wird 75
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André Anwar
Königin Silvia von Schweden bei einem Besuch in Deutschland 2016.
Foto: Hendrik Schmidt / dpa
In den 70ern hing die Monarchie in Schweden am seidenen Faden. Dann kam Silvia auf den Thron – und versöhnte Königshaus und Moderne.
Stockholm.
Näher kommen wir in Deutschland einer Königin nicht: Seit 42 Jahren regiert die gebürtige Heidelbergerin Silvia von Schweden an der Seite von König Carl XVI. Gustaf (72) und füllt ihr Amt mit Würde, Disziplin – und Herz. Am Sonntag wird die dreifache Mutter und siebenfache Großmutter 75. Auch wenn keine Feierlichkeiten vorgesehen sind, glauben Hofexperten, dass es eine Überraschungsparty geben wird. So war es auch bei ihrem 70. Geburtstag.
Geschichte hat Silvia längst geschrieben: Keine andere Frau saß so lange auf dem schwedischen Thron. Wer Silvia von Schweden gegenübersitzt, dem fällt auf, wie jugendlich sie mit ihrer aufrechten Sitzhaltung und den aufmerksamen, warmen braunen Augen wirkt. Ihr Arbeitspensum hat sie bislang nicht verringert. An den Abschied aus dem Berufsleben denken sie und ihr Mann nicht. „Wir machen so lange weiter, wie es nur geht“, sagte sie kürzlich, und der König ergänzte: „Fragen Sie Gott!“
Silvias Mutter kam aus Brasilien
Das internationale Parkett beherrscht die aus einer deutsch-brasilianischen Großbürgerfamilie stammende Königin seit ihrer Kindheit. „Ich habe ein brasilianisches Herz, einen deutschen Kopf und eine schwedische Seele“, fasst sie selbst ihre Persönlichkeit zusammen. 1943 wurde Silvia Renate Sommerlath in Heidelberg als Jüngste dreier Geschwister geboren.
Ihr Vater Walther hatte die brasilianische Mutter Alice 1925 in São Paulo geheiratet, wo er für ein deutsches Stahlunternehmen arbeitete. Silvia war vier, als die Familie für zehn Jahre nach Brasilien zurückging. Die Schule schloss sie in Düsseldorf ab, in München bildete sie sich zur Dolmetscherin aus.
Abba feiert Silvia mit „Dancing Queen“
Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München betreut sie als Chefhostess prominente Gäste, darunter den drei Jahre jüngeren schwedischen Kronprinzen Carl Gustaf: Es ist der Beginn einer Liebesgeschichte. 1976 geben sich die beiden das Jawort in der Stockholmer Domkirche Storkyrkan. Die Popgruppe Abba trat mit ihrem Hit „Dancing Queen“ auf, zu dem auch der wohl erlauchteste Gast, die britische Königin Elizabeth, getanzt haben soll.
Konzentriert sich die Öffentlichkeit zunächst auf ihre Schönheit und ihren Stil, erarbeitet Silvia sich durch Tüchtigkeit und ein bescheidenes, volksnahes Auftreten bald Respekt in Schweden. Denn in den 70ern wollen dort viele die Monarchie abschaffen.
„Es war Silvia, die das am seidenen Faden hängende Königshaus rettete“, sagt Hofhistoriker Herman Lindqvist. Der König sei ein fröhlicher Geselle gewesen, der ohne sie wohl ausgeflippt wäre.
Die Seitensprünge ihres Mannes setzten ihr zu
Als dann die drei Kinder kommen, ist die Gesellschaft mit dem Königshaus vollends versöhnt. Auch spricht Silvia aus, was andere Royals normalerweise verschweigen, und bekennt sich zu dunklen Lebenskapiteln. So erzählte sie am Montag von ihrer Mutter Alice, die lebenslang an „tiefen Depressionen“ gelitten habe.
Auch die Seitensprünge ihres Mannes setzten ihr zu. Aber Silvia sei stark und gehe „erhobenen Hauptes durch alle Krisen“, sagt Lindqvist. Die Königin hielt zu ihrem Mann, sei aber „gekränkt und erniedrigt“ gewesen. In Umfragen bleibt die Königin, neben ihrer Tochter, Kronprinzessin Victoria, das beliebteste Mitglied der Königsfamilie.