Madrid. Seit mehr als zwei Jahren hat es in der nordostspanischen Ferienregion Katalonien kaum geregnet, womöglich eine Folge des Klimawandels. Mit ähnlichen Problemen haben auch die Menschen in Frankreich und Norditalien zu kämpfen. Lesen Sie dazu: Mallorca, Gardasee, Alpen – Dürre bedroht Urlaubsparadiese
Die Talsperren und unterirdischen Trinkwasserspeicher in Katalonien sind nur noch zu 27 Prozent gefüllt. Besonders dramatisch ist die Lage in den Provinzen Barcelona und Girona. Diese Regionen durchleben eine der schlimmsten Dürreperioden in der Geschichte. Und der Sommer hat noch nicht einmal begonnen.
Inzwischen musste die katalanische Regionalregierung in 224 Gemeinden das Wasser rationieren, darunter in mehreren großen Städten: Gärten und öffentliche Parks dürfen nicht mehr mit Leitungswasser bewässert werden. Die öffentlichen Springbrunnen liegen trocken. Es wurde verboten, Autos zu waschen und die Bürgersteige mit Wasser zu säubern. Das könnte Sie auch interessieren: Weltklimarat IPCC sieht 1,5-Grad-Schwelle schon bald fallen
Dürre in Spanien: Wasserverbrauch wird rationiert
Auch die katalanische Regionalhauptstadt Barcelona, die jedes Jahr von Millionen Touristen besucht wird, ist betroffen. Fürs Duschen, Kochen und Trinken reicht das Wasser zwar noch. Aber Haushalte und Hotels wurden aufgefordert, umsichtig mit dem kostbaren Nass umzugehen. Der Wasserverbrauch pro Privatperson wurde auf 230 Liter pro Tag beschränkt.
„Die Dürre ist schlimm“, erklärte Katalonien-Präsident Pere Aragonès. „Deswegen müssen wir handeln, um die Wasserversorgung in der Region zu sichern.“ Alle Bürger müssten sich solidarisch zeigen: „Es ist unverzichtbar, vernünftig mit dem Wasser umzugehen, damit sich die Lage nicht verschlechtert.“ Derzeit kann die Versorgung nur mithilfe von entsalztem Meerwasser aufrecht gehalten werden. Insgesamt sind sechs Millionen der 7,8 Millionen Einwohner Kataloniens von den Maßnahmen betroffen.
Die Bauern stöhnen: Beregnungsanlagen in der Landwirtschaft werden knappgehalten
Am stärksten bekommen die katalanischen Bauern die anhaltende Dürre zu spüren, die bereits im vergangenen Jahr, dem wärmsten in der spanischen Wettergeschichte, wegen des Regenmangels große Ernteverluste hinnehmen mussten. Da sie mit ihren Beregnungsanlagen auf den Feldern die größten Trinkwasserverbraucher sind, wurde ihnen das Wasser nun um 40 Prozent gekürzt. Auch interessant: „Quadratschädel“: Das denken Spanier wirklich über Deutsch
Angesichts der nicht endenden Dürrezeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, immer mehr recyceltes Wasser für die Landwirtschaft bereitzustellen. Dabei handelt es sich um Abwässer, die in Kläranlagen wieder so weit aufbereitet und gesäubert werden, dass sie für die Bewässerung der Felder dienen können.
Dürre: Seltene Bilder in den Talsperren
Zum Symbol für die dramatische Lage in Katalonien wurde die Talsperre Sau, die gerade noch zu zehn Prozent gefüllt ist und den Großraum Barcelona versorgt. In besseren Zeiten, als der Stausee im Norden der Stadt noch gefüllt war, schaute nur die Spitze des Glockenturms der Sant-Romà-Kirche aus dem Wasser. Jetzt ist die ganze Kirche, die aus dem Mittelalter stammt, und mit dem Bau der Talsperre vor 50 Jahren in den Fluten versank, wieder komplett aufgetaucht.
Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis die Talsperre völlig ausgetrocknet ist und nur eine Schlammwüste zurückbleibt. Zur Vermeidung eines großen Fischsterbens, das den kostbaren Rest des Wassers ungenießbar machen könnte, begannen die Behörden damit, den Stausee leerzufischen. In dem See leben vor allem Karpfen, Barsche und Welse.
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Die gesamte spanische Halbinsel befindet sich nach den Aufzeichnungen des nationalen Wetteramtes Aemet seit über einem Jahr in einer ungewöhnlichen Trockenheitsphase, die auch im Jahr 2023 anhalten könnte. Es habe in diesem Winter zwar geregnet. „Aber das war nicht ausreichend, um die Situation der Dürre zu lindern“, schreiben die staatlichen Meteorologen in ihrer Winterbilanz.
Mangels ergiebiger Niederschläge konnten sich die mehr als 350 Talsperren südlich der Pyrenäen im gerade zu Ende gegangenen Winter nicht nennenswert auffüllen: Die Seen, aus denen das Trinkwasser für die Versorgung der Bevölkerung gepumpt wird, sind im nationalen Schnitt nur noch zu 43 Prozent gefüllt.
Zu viel Wasser versickert, weil die Leitungen löcherig sind
Auf der Urlaubsinsel Mallorca sieht es derzeit noch ein bisschen besser aus. Nach den heftigen Regen- und sogar Schneefällen im Februar sind die Trinkwasserspeicher (Grundwasserseen und Talsperren) immerhin zu 53 Prozent gefüllt. Schätzungen zufolge verbraucht der Inseltourismus mit Hotels, Golfplätzen und Ferienapartments nahezu ein Viertel aller Wasserreserven.
Die Wassernot in Spanien wird noch verschlimmert durch die vielen Löcher im völlig überalterten Leitungsnetz: Wenigstens 25 Prozent des bereitgestellten Trinkwassers geht auf dem Weg zum Konsumenten verloren – mancherorts versickert sogar mehr als die Hälfte im Erdboden. Das könnte Sie auch interessieren: Mallorca – Warum die Zahl der Urlauber begrenzt werden könnte
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