Unfall

Geplatzter Aquadom: Wie viel Tierquälerei ist ein Aquarium?

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Berlin: Riesiges Aquarium in Hotel geplatzt

Berlin: Riesiges Aquarium in Hotel geplatzt

Aus einem geplatzten Großaquarium im Foyer eines Hotels im Berliner Zentrum ist schlagartig eine Menge von einer Million Litern Wasser ausgelaufen und hat für Schäden gesorgt. Offenbar wurden das Erdgeschoss des Gebäudekomplexes nahe dem Alexanderplatz beschädigt; zwei Menschen wurden verletzt.

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In Berlin ist ein Riesen-Aquarium geplatzt. Jetzt stellt sich die Frage: Ist das Tierquälerei und braucht es solche Großaquarien noch?

Berlin. Am Freitagmorgen ist im Berliner Hotel Dom Aquaree der sogenannte Aquadom geplatzt. Rund eine Million Liter Wasser soll aus dem zylindrischen Becken ausgetreten sein. Von den circa 1500 Fischen, die in dem Riesen-Aquarium gelebt haben sollen, ist der Großteil verendet. Nach einem solchen Unfall stellt sich die Frage: Sind Aquarien Tierquälerei?

Die Berliner Innensenatorin Iris Spanger (SPD) sprach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einer Materialermüdung als mögliche Ursache für den Vorfall. Nach Angaben der Feuerwehr ist von zwei Verletzten die Rede. PETA will nun rechtliche Schritte gegen das Unternehmen Sea Life prüfen, das von der Tierschutzorganisation als Betreiber des Aquariums bezeichnet wird.

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Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) betonte Sea Life aber inzwischen, dass der Aquadom "eine eigenständige Attraktion und ist nicht im Besitz des Sea Life Berlin" sei. Auch für die Wartung und Instandhaltung sei das Unternehmen nicht zuständig gewesen. Zwar sei der Besuch in dem Großaquarium in Eintrittskarten und Marketingaktivitäten enthalten gewesen, Besitzer sei aber die Firma Union Investment. „Wir vermarkten den Aquadom mit“, erklärte eine Sea Life-Sprecherin.

PETA fordert Verbot von Aquarienprojekten: Sind Aquarien Tierquälerei?

Außerdem fordert PETA das Verbot neuer Aquarienprojekte, wie dem Coral World in Berlin-Lichtenberg. "Diese menschengemachte Tragödie zeigt, dass Aquarien kein sicherer Ort für Fische und andere Meerestiere sind. Der Aquadom darf daher nicht wieder aufgebaut werden", äußert sich Peter Höffken, Fachleiter des Kampagnenteams in einer Pressemitteilung zu dem Unfall.

Laut der Tierschutzorganisation ist es nicht möglich Fische in einem Aquarium artgerecht zu halten. Grund sei, dass die Wasserbecken die Gegebenheiten und Weite des natürlichen Lebensraumes der Tiere nicht wiederspiegeln könnten. Weiter spricht PETA davon, dass Fische fühlende Lebewesen seien und Gefangenschaft sie trostlos und aggressiv werden lasse.

Befürworter von Groß-Aquarien sprechen von der intensiven Umweltbildung, die solche Becken haben können. Dagegen wird argumentiert, dass das Geld lieber in Umweltschutzprojekte investiert werden solle.

Die Welternährungsorganisation FAO und das Umweltprogramm Unep der Vereinigten Nationen schätzen, dass je nach Art bis zu 80 Prozent der marinen Zierfische auf dem Weg vom Fang über den Transport bis ins Aquarium umkommen.

Unternehmen, die Aquarien betreiben betonen hingegen immer wieder, dass sie viele ihrer Tiere selbst züchten oder nur von zertifizierten Fischern kaufen, die von Umweltverbänden akzeptiert würden. Die Zahlen von FAO und Unep sind lediglich geschätzt, gesicherte Zahlen gibt es nicht. Neben dieser Unklarheit bleibt auch die Frage offen, ob es Groß-Aquarien wie den Aquadom heutzutage wirklich noch braucht. (rs)

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