Berlin. Das antivirale Medikament Paxlovid kann auch bei einer Infektionswelle mit der Omikron-Variante von Sars-CoV-2 einen Beitrag dazu leisten, Todesfälle zu verhindern und das Gesundheitssystem zu entlasten. Das ist Ergebnis einer großangelegten Studie aus Israel, die jetzt im Fachblatt „New England Journal of Medicine“ erschienen ist.
Die Studie ist eine der ersten veröffentlichten Untersuchungen zur realen Wirksamkeit von Paxlovid gegen die Omikron-Variante, die jetzt in weiten Teilen der Welt dominiert. Sie umfasst Daten von 109.254 Patientinnen und Patienten, die zu Beginn des Studienzeitraums 40 Jahre oder älter waren. Sie kamen während des ersten Omicron-Schubs in Israel zwischen Januar und März für eine Paxlovid-Therapie in Frage, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Ronen Arbel von der staatlichen Gesundheitsorganisation Clalit Health Service in Tel Aviv.
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Paxlovid: Relatives Risiko für eine Klinikeinweisung sinkt um 73 Prozent
Etwa 4000 oder vier Prozent der Patientinnen und Patienten erhielten während des Studienzeitraums Paxlovid. „Bei den Patienten im Alter von 65 Jahren oder älter – das waren 42.821 - lag die Rate der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Covid-19 bei den behandelten Patienten bei 14,7 Fällen pro 100.000 Personentage. Elf von 2484 behandelten Menschen kamen trotz Paxlovid-Therapie in die Klinik, zwei verstarben.
Bei den unbehandelten Patientinnen und Patienten mussten 766 von 40.337 in Krankenhaus (Rate 58,9), 158 starben. Die Behandlung senkte das relative Risiko für Klinikaufenthalte entsprechend um 73 Prozent, das relative Todesrisiko war mit Therapie um 79 Prozent niedriger.
Bei den Patienten im Alter von 40 bis 64 Jahren konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Israel im Vergleich hingegen kaum Unterschiede zwischen Patienten mit und ohne Paxlovid-Therapie feststellen. Die Rate der Klinikeinweisung betrugen hier 15,2 beziehungsweise 15,8.
Intensivmediziner fordern stärkeren Einsatz des Medikaments
Das Fazit der Studienautoren: „Bei Patienten ab 65 Jahren war die Rate der Krankenhauseinweisungen und Todesfälle aufgrund von Covid-19 bei denjenigen deutlich niedriger, die Paxlovid erhielten. Bei jüngeren Erwachsenen wurden keine Hinweise auf einen Nutzen gefunden.“
In Deutschland gab es zuletzt Kritik von Seiten des Corona-Expertenrats, aber auch von Seiten der Intensivmediziner, dass Paxlovid zu zurückhaltend eingesetzt werde. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte mehrfach für eine bereitere Verschreibung von Paxlovid geworden. Die Bedingungen dafür hatte er für Ärzte und Apotheken per Verordnung verändert.
Abgabe oder Verschreibung sind Entscheidung des Arztes nach Abwägung. Bei entsprechender klinischer Symptomatik kann die Therapie auf Grundlage eines positiven Schnelltestes initiiert wer-den. Die Bestätigung durch einen PCR-Test ist nicht verpflichtend.
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Auch Pflegeheime dürfen sich jetzt mit Paxlovid bevorraten
Die Verschreibung ist mit einer Gültigkeitsdauer von fünf Werktagen zu versehen. Jede Arztpraxis darf bis zu fünf Packungen von ihrer Stammapotheke beziehen, vorrätig halten und an Patienten abgeben.
Entsprechendes gilt für eine Bevorratung in Pflegeheimen. Die Leitung oder eine von der Leitung benannte Person darf fünf bis zehn Therapieeinheiten von der Apotheke beziehen. Die Abgabe erfolgt nach entsprechender Verschreibung durch den Arzt.
Antivirale Mittel müssen rechtzeitig eingenommen werden
Schon früh hat sich der Bund eine Million Dosen des von Pfizer entwickelten Medikaments gesichert. Wie bei allen Viruserkrankungen der Lunge ist es entscheidend, antivirale Mittel früh einzusetzen - also innerhalb der ersten Tage nach Bekanntwerden der Infektion.
Wichtig bei Paxlovid ist es, mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamente zu beachten, erklärt das Robert-Koch-Institut. Dies gilt den Angaben zufolge unter anderem für Statine, Medikamente gegen Herzinsuffizienz oder auch Wirkstoffe gegen Potenzstörungen. Eine Rücksprache mit mitbehandelnden Fachärzten sei deshalb dringend empfohlen.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.