Berlin. Im Anschluss an eine Pressekonferenz des bayerischen Landesgesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU) zur Corona-Impfung wurde ein Journalist des "Bayerischen Rundfunk" (BR) am Dienstag gewaltsam attackiert. Zuvor hatte der mutmaßliche Täter im Internet Gewaltfantasien geäußert. Dem BR zufolge ist der Mann dem rechten Spektrum zuzuordnen. Die Polizei nahm den Beschuldigten in Gewahrsam, der Journalist erstattete Anzeige.
Faustschläge am Rande einer Impfkampagne: BR-Reporter bei Pressekonferenz attackiert
Mit Faustschlägen und wüsten Beschimpfungen soll der 23-Jährige den Reporter am Rande einer Corona-Pressekonferenz wiederholt angegriffen haben. "Ich vernichte euch alle", habe der Mann demnach geschrien, als er vom Sicherheitspersonal abgedrängt worden sei.
Als der 38-jährige Journalist auf dem Weg zu seinem Auto war, habe ihm der Angreifer aufgelauert und ihn erneut mit Faustschlägen ins Gesicht geschlagen. Die Polizei nahm den Beschuldigten noch am Tatort auf dem Marienplatz fest.
Nach einer Anzeige des Reporters wegen Körperverletzung nahm die Kriminalpolizei die Ermittlungen auf, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch erklärte. Außerdem verfolge die Polizei Hinweise, wonach auch ein Fotograf körperlich angegriffen worden sein soll.
Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet, soll der Angreifer umstehende Reporter als "Volksverräter" und "Impfterroristen" beleidigt haben. Die Pressekonferenz war Teil einer Kampagne des Bayerischen Landesgesundheitsministeriums zur Auffrischung der Covid-Impfung.
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Verschwörungstheoretiker setzen "Mahnwachen" fort
Die Leitung des BR verurteilte die Tat aufs Schärfste. "Jeder Angriff auf Journalisten ist auch ein Angriff auf die Pressefreiheit", äußerte sich BR-Intendantin Katja Wildermuth. Chefredakteur Christian Nitsche sprach vom bislang schwersten Angriff auf einen Kollegen der Rundfunkanstalt und zeigte sich geschockt von dem "Maß an Enthemmung und Verrohung".
Die Attacke vom Marienplatz sprenge auch mit Blick auf die bisherigen Anfeindungen aus Kreisen von Verschwörungstheoretikern jede Dimension. Lesen Sie auch: Verfassungschutz: Extremisten könnten Gas-Proteste kapern
Auf Twitter hagelte es dagegen Häme und Beleidigungen aus der Verschwörungtheoretiker-Szene. Wie die "SZ" berichtet, häuften sich die Anfeindungen gegenüber Polizei und Presse sowie sogenannte "Mahnwachen" in den vergangenen Wochen in Bayern. Weitere angekündigte Protestveranstaltungen gegen Medienhäuser wurden bisher nicht abgesagt.
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