Berlin. Wer sich mit Corona infiziert, muss für zehn Tage in Isolation, kann sich aber nach sieben Tagen freitesten. Das galt bislang. Mit Bayern und Sachsen haben bereits die ersten Länder die Frist von zehn auf fünf Tage reduziert. Nun sollen weitere Bundesländer nachziehen. Doch eine bundesweite Empfehlung lässt noch auf sich warten.
Zumindest in Bayern scheint sich die Idee von Gesundheitsminister Karl Lauterbach nicht durchzusetzen: Der SPD-Politiker hatte sich am Freitag in der ARD nach der verkürzten Isolation von fünf Tagen zumindest auf einen abschließenden Test "als dringende Empfehlung" ausgesprochen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) lehnt den Freitest dagegen nun ab.
Eine grundsätzliche und allgemeine Empfehlung, sich nach Isolationsende bei Symptomfreiheit freizutesten, sei in Bayern nicht vorgesehen, sagte Holetschek gegenüber der "Rheinischen Post" vom Montag. Ausnahmen würden allerdings für Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser gelten. Die vulnerablen Gruppen müssten weiterhin geschützt werden, betonte der CSU-Politiker.
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Corona-Isolation: Bundesländer wollen auf Freitesten verzichten
Auch in anderen Bundesländern sollen Holetschek zufolge ähnliche Überlegungen anstehen: Unter anderem Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen wollten genauso verfahren wie Bayern, sagte der bayerische Gesundheitsminister.
In Sachsen-Anhalt soll die vorgeschriebene Isolation für Corona-Infizierte ebenfalls verkürzt werden. Entsprechende Pläne bestätigte ein Sprecher des dortigen Gesundheitsministeriums am Montag. Die Regeln werden demnach möglicherweise noch im Laufe der Woche aktualisiert.
Nach dem Treffen der Gesundheitsminister am Donnerstag scheint sich die Verkürzung der Isolationszeit bald bundeseinheitlich durchzusetzen. Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich dort auf eine Anpassung der Isolations- und Quarantänedauer geeinigt. Einen formellen Beschluss fassten sie allerdings noch nicht.

Stattdessen sollte zum Thema die entsprechende Empfehlung des Robert Koch-Instituts und des Bundesgesundheitsministeriums Anfang der Woche abgewartet werden. Bis Montag gab es von der Seite allerdings noch keine öffentliche Rückmeldung zu dem Vorhaben. Die konkrete Umsetzung liegt aber bei den Ländern.
Lauterbach will Isolation ebenfalls auf fünf Tage verkürzen
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte sich ebenfalls bereits vergangene Woche dazu ausgesprochen, die Frist für die Isolation bundesweit zu verkürzen. Sein Vorschlag, die Isolationspflicht komplett aufzugeben, war kurz vor Ostern auf breiten Widerstand von Fachleuten gestoßen – der Minister zog den Vorstoß daraufhin zurück und nannte die Entscheidung einen Fehler.
Zu der neuen Isolations-Idee sagte Lauterbach in der ARD: "Ich persönlich glaube, dass am Ende von fünf Tagen – das ist ja eine sehr kurze Zeit – zumindest eine Selbsttestung dringend empfohlen sein müsste."
Vor dem Treffen der Gesundheitsminister der Länder hatten Ärztevertreter bereits eine bundesweit einheitliche Regelung gefordert. Patientenschützer forderten dagegen eine Regelung, die die Freitestung nach fünf Tagen verpflichtend machen soll.
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Corona-Infizierte müssten selbst entscheiden
Die FDP dagegen beharrte weiterhin auf dem Ende der Isolationspflicht für alle. Corona-Infizierte müssten dann, wie bei den meisten anderen Infektionskrankheiten auch, selbst entscheiden, ob sie sich isolieren – und wann sie wieder zum Einkaufen oder zur Arbeit gehen. Auch interessant: Biontech: Schutz vor Omikron sinkt bereits nach kurzer Zeit
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund forderte klare, bundesweite Regeln: "Die Isolation für akut Infizierte sollte beibehalten werden", sagte dessen Vorsitzende, Susanne Johna, unserer Redaktion. "Wir haben alle ein Interesse daran, dass Corona weiterhin eingedämmt wird."
Eine Aufhebung der Isolation nach fünf Tagen sei nur bei einem negativen Testergebnis und 48-stündiger Symptomfreiheit sinnvoll. "In jedem Fall braucht es klare Regelungen, die sich nicht von Land zu Land unterscheiden."
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Corona-Isolation: Hausärzte zeigen sich skeptisch
Die deutschen Hausärzte dagegen sind skeptisch, ob Isolationsvorgaben überhaupt noch sinnvoll sind, und raten zu einem pragmatischen Umgang: "Wer positiv auf das Coronavirus getestet wurde oder wer Symptome hat, sollte zu Hause bleiben und den Kontakt mit anderen Menschen vermeiden." Mehr zum Thema: Corona: Längste Infektion – Patient war 505 Tage positiv
"Das sollte konsequent eingehalten werden, unabhängig davon, wie die konkrete gesetzliche Regelung zur Isolation in Zukunft aussieht", sagte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, unserer Redaktion. Angesichts der überforderten Gesundheitsämter sei schon länger die Eigenverantwortung der Menschen gefragt.
Ob eine Änderung der Isolationsregeln in der Praxis überhaupt spürbare Auswirkungen habe, bleibe abzuwarten, so Weigeldt. Eine gute und stringente Kommunikation sei "im Zweifel mehr wert als eine gesetzliche Regelung, die de facto nicht kontrolliert werden kann". (mit reba/afp/dpa)
Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.