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William Hurt ist tot: Hollywood-Star stirbt mit 71 Jahren

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Dirk Hautkapp
Der US-Schauspieler William Hurt, ist am Sonntag im Alter von 71 Jahren gestorben. Seine Hollywood-Kollegen trauern öffentlich um ihn.

Der US-Schauspieler William Hurt, ist am Sonntag im Alter von 71 Jahren gestorben. Seine Hollywood-Kollegen trauern öffentlich um ihn.

Foto: GettyImages/Earl Gibson III

Wenige Tage vor seinem 72. Geburtstag ist William Hurt an Langzeit-Folgen einer Krebs-Erkrankung im Kreise seiner Familie gestorben.

Washington. Ein Polit-Aktivist und ein Schaufensterdekorateur landen während der Militärdiktatur in der Zelle eines brasilianischen Junta-Gefängnisses. Valentin (Raul Julia), eingebuchtet wegen revolutionärer Umtriebe. Molina, Luis Molina, wegen seiner Tuntigkeit. Anfangs verachtet der Revoluzzer den Homosexuellen, verschmäht dessen Avocado. Am Ende ist er seiner unerschöpflichen Menschlichkeit erlegen.

William Hurt spielte diesen Molina vor bald 40 Jahren in dem von Héctor Babenco gedrehten Meisterwerk "Kiss of the Spider Woman" so feinnervig und entrückt, so lakonisch und verletzlich, dass sein Nachname Programm für höchste Kino-Kunst wurde.

William Hurt: Karriere nahm Anfang der 80er an Fahrt auf

Der 1950 in Washington geborene Schauspieler war in seinen Rollen immer dann am eindrucksvollsten, wenn es galt, den an Seele und Körper Versehrten Gesicht und Stimme zu geben. Wenige Tage vor seinem 72. Geburtstag ist William Hurt an den Langzeit-Folgen einer Krebs-Erkrankung im Kreise seiner Familie am Sonntag gestorben.

Hurt, der als Kind in Pakistan, Somalia und im Sudan lebte, weil der Vater im US-Außenministerium beschäftigt war, spielte bereits in der Highschool Theater. Später, nach einem Intermezzo als Student der Theologie, brachte ihn sein Talent zur berühmten Juilliard School in New York. Wie grandios er gewesen sein muss, beweisen die einzigen beiden Namen, die in seinem Jahrgang auch die Abschlussprüfung der Schauspielschule schafften. Robin Williams, der Komik-Titan. Und "Superman"-Darsteller Christopher Reeve.

Anfang der 80er nahm Hurts Karriere, die mit "Der Höllentrip" begann, an der Seite von Kathleen Turner in "Body Heat" Fahrt auf; die Eis-Szene gehört noch heute zum Gold-Standard knisternder Chemie zwischen Mann und Frau auf einer Kino-Leinwand.

Plötzlich ging Hurt auf die kleineren Filme

Dann folgten "The Big Chill" und der Agenten-Krimi "Gorki Park", wo Hurt mit ständig rot gefrorener Nase als Arkadi Renko brillierte. Nach dem Oscar für "Kiss of the Spiderwoman" 1986 folgten bis 1988 Schlag auf Schlag Nominierungen für "Children of a Lesser God" und die Medien-Satire "Broadcast News".

Was dann passierte, ist bis heute gewissermaßen ein Rätsel. Hurt, seinerzeit auf Marlon Brando-Güte taxiert, verließ den Pfad Richtung Superstar, ging auf kleinere Filme. Oder größere Rollen in kleineren Filmen. "The Man Who Walked Out Of A Career" lautete die Schlagzeile über einem Porträt, das ein US-Magazin damals schrieb - ein Mann verlässt eine Karriere. Nicht ganz.

"Smoke", gedreht mit dem Außenseiter Wayne Wang, ist bis heute schon deshalb eine Perle, weil noch nie jemand so schön erklärt hat, wie man das Gewicht von Zigarren-Rauch messen kann. Auf seine vierte Oscar-Nominierung musste Hurt bis 2005 warten: Gangster-Boss Richie Cusack in "A History of Violence".

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Apropos Gewalt: So kontrolliert, ja entrückt wie in vielen seiner Rollen war William Hurt in seinem Privatleben selten. Vier Kinder von drei Frauen. Viel schmutzige Wäsche. Gewaschen in aller Öffentlichkeit. Unter anderem von Marlee Matlin, die gehörlose Film- und Lebenspartnerin Hurts aus "Gottes vergessene Kinder". Sie klagte über physische Gewalt in ihrer zweijährigen Beziehung. Hurt entschuldigte sich, wie so oft.

Von seinem Berufsbild hatte William Hurt eine Auffassung, die nicht immer kompatibel mit den Usancen Hollywoods zu sein schien. "Wenn ein Regisseur mir sagt, dass ich das Publikum dazu bringen soll, etwas bestimmtes zu denken oder zu fühlen, bin ich instinktiv im Widerstand. Mein einzige Verpflichtung ist es, nach der Wahrheit des Stoffs zu suchen. Ich schulde niemandem irgendetwas, Regisseuren inklusive", sagt Hurt vor 20 Jahren in einem Interview.

Dort offenbarte auch er einen seiner Lieblingssätze: "Er verkaufte seine Seele nicht, um Aufmerksamkeit zu erringen. Er hatte mehr Klasse."

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