Berlin. In der 66. Folge des Corona-Podcasts „Die Stunde der Antigentests“ unterhielten sich die Wissenschaftsredakteurin Korinna Hennig und Christian Drosten , Leiter der Virologie in der Berliner Charité, über Corona-Testmöglichkeiten, Konzepte für Schulen und die „Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie“. Das erste Thema des Gesprächs: Die Impfstoffnachrichten vom 23. November. Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca und die Universität Oxford hatten an diesem Tag erste Daten zur Wirksamkeit ihres Impfstoffs veröffentlicht.
Ein Teil der Probanden hatte zunächst eine halbe Dosis des Impfstoffs erhalten und einen Monat später eine weitere volle Dosis. Eine andere Gruppe erhielt beide Male die volle Dosis, berichtet Virologe Drosten. Bei der Gruppe, die zunächst die halbe Dosis erhalten hatte, lag die Wirksamkeit nach Angeben der Forscher bei 90 Prozent und damit höher als bei der anderen Gruppe.
Das zunächst nur mit der Hälfte der Probanden des Impfstoffs geimpft wurde, sei eine „Panne“ gewesen, so Drosten. Das bei einer geringeren Impfdosis eine höhere Wirksamkeit festzustellen war, könne auf unterschiedliche Faktoren zurückgeführt werden.
So seien die Studien an verschiedenen Orten durchgeführt worden, einerseits in Brasilien und andererseits in England und auch die dort arbeiteten Wissenschaftler hätten sich in ihrer Arbeitsweise unterschieden. „Es ist abzuwarten, was jetzt eigentlich hinter dieser Effizienz liegt“, so Drosten.
Drosten im Podcast: Corona-Impfstoff lässt sich einfach lagern und ist günstig
Eine gute Nachricht seien jedoch die geringen Kosten des Impfstoffs und die einfache Lagerung . So lasse sich laut Hersteller der Impfstoff in großen Mengen produzieren und bleibe monatelang bei Kühlschranktemperaturen haltbar.
Auch bei einer immer wieder geäußerten Kritik an mRNA-Impfstoffen, konnte Drosten Entwarnung geben. MRNA-Impfstoffe würden nicht wie von einigen Menschen befürchtet das Erbgut des Geimpften verändern. Bei mRNA Impfstoffen wird die genetische Information für ein Virusprotein geimpft, der Körper produziert das Antigen dann selbst.
In Anbetracht der aktuellen Corona-Zahlen zeigte sich Drosten vorsichtig optimistisch . „Es sieht gut aus, der leichte Rückgang ist schön“, so der Wissenschaftler. Um die Krankenhäuser zu entlasten, müsste der Rückgang jedoch schneller vonstattengehen.
Corona-Ausbreitung: Mobilität muss reduziert werden
Mit Blick auf eine Studie der kalifornischen Stanford-Universität, die zwischen dem 1. März und dem 1. Mai durchgeführt wurde, sprach Drosten über die Rolle von Anlaufpunkten wie Restaurants, Fitnesscentern und Supermärkten während der Pandemie.
- USA: Die Lage verschlechter sich – Mediziner besorgt
- Angst vor Corona? Intensivmediziner gibt Entwarnung
- Corona, Grippe, HPV: Neues Medikament soll Viren "einfangen"
- Virusmutation: Das ist über die neue Variante Pirola bekannt
- Pandemie: Soll ich mich im Herbst nochmal impfen lassen?
An der Studie sei zu erkennen gewesen, dass die Reduzierung der Mobilität essenziell für die Bekämpfung der Pandemie sei. Beispielsweise sei es laut Drosten wesentlich besser einmal in der Woche gezielt einkaufen zu gehen, statt jeden zweiten Tag. Jetzt sei es wichtig zu sehen, was schon umgesetzt werden würde und wo Dinge noch verändert werden müssten.
So sei es sinnvoll, mehr von zu Hause zu arbeiten und wenn man im Büro sei, auch in der Teeküche Abstand zu halten. Sehr wichtig sei auch das Verhalten in den Universitäten und Schulen. So seien die Universitäten noch sehr unterschiedlich organisiert, was zu Verwirrung führe. Während von großen Vorlesungen abzusehen sei, könnten kleine Kurse für Künstler oder Naturwissenschaftler jedoch erlaubt werden.
Neues Konzept für Schulen und Universitäten gegen Corona
Auch in den Schulen würden unterschiedliche Regelungen, überlastete Gesundheitsämter und Schulleiter für Verwirrung sorgen. Besonders für die Gymnasialen Oberschulen und Berufsschulen müssten sich andere Konzepte ausgedacht werden. „Was wir verhindern müssen, ist das wir einen de facto Schulschluss haben, der immer weiter um sich greift durch Quarantänemaßnahmen“, so Drosten.
- Wichtige Hintergründe: Erste Symptome – Wann muss ich zum Arzt? Alles Wichtige zu Corona
- Bin ich gefährdet? Wer trotz Corona-Impfung ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf hat
- Anzeichen für Infektion: Corona trotz Impfung – Auf diese Symptome sollten Sie achten
„Wir brauchen ein Konzept das trägt, an dem sich alle orientieren können und das rechtssicher ist und das muss von der Politik kommen.“ Die Orientierung an Studien sei dabei nützlich, aber es müsse auch in die Details geschaut werden, da jede Schule unterschiedliche Voraussetzungen habe.
Antigentests: Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie
Zum Abschluss der Podcast-Folge ging es um Antigentests als „Hoffnung im Kampf gegen die Pandemie“. „Antigentests gehen schnell und können mobil eingesetzt werdens“, fasste Korinna Hennig zusammen. Dabei seien sie nicht so empfindlich wie PCR-Tests, aber genau genug, um zu sehen, ob die getestete Person infektiös sei.
Mehr zu Corona-Podcasts:
- Drosten: „Der Impfstoff hat eine beeindruckende Effizienz“
- Drosten fordert neuen Fokus in der Pandemie-Bekämpfung
- Drosten warnt vor Corona-Ansteckungsherden – und Unfrieden
In Deutschland dürfen die Tests nur vom Fachpersonal durchgeführt werden. In anderen Ländern, wie der Slowakei, sind jedoch schon weite Teile der Bevölkerung getestet worden. Ein System, das laut Drosten zurzeit nicht in Deutschland anzuwenden ist. Die Antigentests würden zu viele falsch positive Ergebnisse liefern, außerdem seien nicht genügend Tests vorhanden. Nur in Hotspots würde sich das ausgeweitete Testen lohnen.
Als Momentaufnahme sei der Antigentest jedoch praktisch. So könne ein Besucher eines Pflegeheims etwa an der Tür einen Test machen, um zu wissen, ob er in diesem Moment ansteckend ist. Eine Aussage über den nächsten Tag, würde der Test jedoch nicht geben.
Mit dem Hausarzt über Antigentests sprechen
„Antigentest sind ein wichtiges neues Werkzeug in der Bekämpfung der Pandemie und da muss man mit vereinten Kräften auf der politischen, regulativen und wissenschaftlichen Ebene vorwärts gehen, dass man sie in die Anwendung bekommt,“ so Drosten.
Ein Problem sei weiter die Lieferbarkeit der Tests . Es sei zwar eine Liste der in der EU zugelassenen Tests verfügbar , jedoch sei nicht ersichtlich, welche Produkte wie gut seien und welche geliefert werden könnten. Außerdem sei es nur für Ärzte möglich, an Test zu kommen. Als Tipp rät Drosten deshalb, sich an seinen Hausarzt zu wenden und mit ihm über das Kaufen von Tests zu sprechen. Insgesamt sei er jedoch optimistisch, dass sich in den kommenden Wochen die Lieferbarkeit verbessert werden würde. (msb)
Die aktuelle Folge des NDR-Podcasts finden Sie hier.